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Fürstenfeldbruck: Kunstprojekt „A bis Z: Sprache als (un)zuverlässiges Werkzeug“ – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Die Sprache ist aktuell eines der umkämpftesten und umstrittensten Themen – davon ist die Künstlerin Franziske Pätzold überzeugt. Deshalb hat sie derzeit acht junge Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland – und Paris – zusammengebracht, um bei einer Werkwoche gemeinsam zu erarbeiten, welche Positionen sie zu diesem Thema beitragen können. Seit Montag nun können Interessierte ihnen bei der Arbeit im Haus 10 in Fürstenfeldbruck Gesellschaft leisten.

Und dabei nicht nur beobachten, wie die Kunstwerke entstehen, sondern vor allem auch mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch kommen. Die Ergebnisse des Arbeitsprozesses sind dann am Samstag, 17. Mai, von 18 Uhr an unter dem Titel „A bis Z: Sprache als (un)zuverlässiges Werkzeug“ zu sehen. Das Projekt ist Teil des Programms „Verbindungslinien“ des Bundesverbandes Bildender Künstler Bayern und wird durch das bayerische Wissenschaftsministerium und die Hans Stangl Stiftung gefördert

Bereits am Montag sind die Kreativen mit Schülerinnen und Schüler einer sechsten Klasse der Mittelschule in den Austausch gegangen. Ganz praktisch bei Holzschnitt-Druck, Fotografie und der Arbeit mit Textil. Vor allem aber ging es um den Diskurs mit den jungen Menschen, das Hinterfragen von auch durch die Schule gelehrten, einfachen Antworten und Lösungen. Vor allem aber um „Selbstwertigkeit“, wie Initiatorin Pätzold, die in Fürstenfeldbruck geboren ist und in Leipzig studiert hat und nun dort arbeitet, immer wieder betont. Die Arbeiten der Schüler sollen am Wochenende neben denen der Künstler zu sehen sein.

Aus Wörtern werden bei Franziske Pätzold abstrakte Textil-Teppiche.
Aus Wörtern werden bei Franziske Pätzold abstrakte Textil-Teppiche. (Foto: Carmen Voxbrunner/Carmen Voxbrunner)

Auch Lena-Maria Stupitzky und Nick Förster, die gemeinsam vor zwei Jahren den Kunstförderpreis des Landkreises gewonnen haben, binden das, was sie gemeinsam mit den Schülern geschaffen haben, in die Entstehung ihrer eigenen, komplexen, Arbeit ein. So haben sie bei einem Rundgang über das Klostergelände mit Kohle Abdrücke der Umgebung auf Papier gebracht. Aus den minimalen Höhenunterschieden, die dabei auf dem Blatt entstehen, haben Stupitzky und Förster am Computer einzigartige „Gebirgslandschaften“ errechnet. Nun hängen sie gemeinsam mit Ideen, verschiedenen Karten und weiterem Material an einer der Wände. Zusammenfügen soll sich bis zum Wochenende alles zu einem Kunstwerk, das sich am Beispiel des Klosters, grob gesagt, mit Daten, Datenerhebung und deren Wahrheit beschäftigt. Woher kommen sie, was erzählen sie und vor allem was lassen sie weg und welche Geschichten können sie erzählen – all das sind Fragen, die sich das Künstlerduo stellt.

Sprache und Worte, ihre Bedeutungen und Zusammenhänge in Farbe zu übersetzen ist die Herangehensweise der ersten Ansätze von Julia Rybalka. Die intensive Beschäftigung mit dem Schreiben habe ihr klargemacht, wie groß die Bedeutungsräume einzelner Worte sein könnten und was passiert, wenn diese Räume durch die Aneinanderreihung von Wörtern aufeinander prallen. Bildlich sieht das dann so aus: Viele blaue und orange Farbtupfer und -striche, erst geordnet voneinander getrennt, dann durchmischt, schließlich verschmelzend. Ähnlich arbeitet auch Franziske Pätzold. Auch bei ihr werden aus Wörtern Muster, die sie auf Papier miteinander wortwörtlich verwebt. In einem weiteren Schritt werden sie zu einem abstrakteren Flickenteppich aus Textilien.

Einen Einblick in sein Werk gibt der Fotograf Florian Glaubitz.
Einen Einblick in sein Werk gibt der Fotograf Florian Glaubitz. (Foto: Carmen Voxbrunner)
Die Spannungen und Verletzungen nonverbaler Kommunikation erkundet David Behrens auf seinen Stoffen.
Die Spannungen und Verletzungen nonverbaler Kommunikation erkundet David Behrens auf seinen Stoffen. (Foto: Carmen Voxbrunner/Carmen Voxbrunner)

Der Fotograf Florian Glaubitz hat die vergangenen drei Monate in Salzwedel verbracht und in dieser Zeit die Stadt aus unterschiedlichsten Perspektiven dokumentiert. Die dort gemachten Bilder kuratiert er nun für das Ausstellungsprojekt. David Behrens setzt sich anhand von großformatigen blauen Stoffen mit der Wirkung von Fläche auseinander. Dafür bearbeitet er das Material mit verschiedenen Methoden. Ihm geht es darum, die nonverbale Sprache zu erkunden, die Spannungen, die dabei entstehen können, die Verletzungen – die ebenso bleibende Spuren hinterlassen wie seine Arbeit am Stoff.

Kunstprojekt „A bis Z: Sprache als (un)zuverlässiges Werkzeug“ mit Florian Glaubitz, David Behrens, Julia Rybalka, Lena-Maria Stupitzky, Veronika Dräxler, Ekaterina Skerleva, Nick Förster, Leon Galli und Franziske Pätzold, Haus 10 auf dem Klostergelände Fürstenfeld. Offenes Atelier noch bis Freitag, 16. Mai täglich von 12 bis 18 Uhr. Ausstellung mit den entstandenen Werken am Samstag, 17. Mai, von 18 Uhr an

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