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Türkgücü München erhält keine Regionalliga-Lizenz mehr – Sport | ABC-Z

Rein sportlich war Türkgücü München schon am vergangenen Wochenende aus der Regionalliga abgestiegen, es herrschte allerdings noch leise Hoffnung auf verspätete Punkte mithilfe des Schiedsgerichts. Aber selbst das für Donnerstag angekündigte Urteil um die Punkte aus dem Hinspiel gegen Schwaben Augsburg ist jetzt unwichtig: Am Montag gab der Bayerische Fußball-Verband (BFV) bekannt, dass Türkgücü für die kommende Spielzeit keine Lizenz für die vierte Liga mehr erhält. Die Mannschaft wird nun, obwohl alle Partien in der Wertung bleiben, auf den letzten Tabellenplatz gesetzt – wobei sie da sowieso schon steht. Türkgücü wird somit in der kommenden Saison in der fünftklassigen Bayernliga antreten.

Weil der Verein in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme hatte, für alle Pflichtspiele eine Spielstätte zu benennen, hatte der Verband diesmal schon vor Abschluss des Lizenzierungsverfahrens die Vorgabe erteilt, für die kommende Spielzeit eine uneingeschränkte Stadionverfügbarkeit nachzuweisen. Und zwar schon bis zum 2. Mai. Türkgücüs Geschäftsstellenleiter Uli Bergmann erklärt, dass man nur eine Zusage für eine Handvoll der sogenannten Risikospiele habe einreichen können: „Es ist jetzt alles gut mit diesem Abstieg. Es ist schon eine Farce geworden, das Ganze. Es ist nicht mehr zu stemmen.“

Der Abschied aus dem gehobenen Amateurfußball stellt für den Verein eine Zäsur dar. Der langjähriger Trainer Alper Kayabunar hatte bereits vergangene Woche dem Verein mitgeteilt, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen. Auch Sportdirektor Enver Maltas wird schon diese Woche verabschiedet, es soll laut Bergmann künftig keinen hauptamtlichen Sportdirektor mehr geben.

Im Laufe der aktuellen Saison hat Türkgücü 36 neue Spieler verpflichtet, einige Spieler beklagten sich wegen ausbleibender Gehälter

Vor knapp zehn Jahren hatte der Investor Hasan Kivran Türkgücü übernommen und über mehrere Aufstiege den Weg in die dritte Liga finanziert. Nach seinem Ausstieg folgte ein rasanter Absturz und eine Insolvenz der GmbH, die auch noch gar nicht abgeschlossen ist. Die Mannschaft konnte sich zwar in der Regionalliga halten, der Klub hat aber schon wieder einen Schuldenberg angehäuft. Das Sportamt München bestätigte auf Nachfrage, dass es Verbindlichkeiten aufgrund nicht gezahlter Stadionmieten gebe. Nach SZ-Informationen verteilen sich die Schulden auf mehrere Gläubiger, sie summieren sich auf einen sechsstelligen Betrag.

Gleichzeitig hat Türkgücü im Laufe der aktuellen Saison 36 neue Spieler verpflichtet. Einige Spieler und auch Trainer beklagten sich wegen ausbleibender Gehälter, zumindest einer klagte auch: Der langjährige Spieler Serhat Imsak bekam im vergangenen Februar vom Amtsgericht München 50 000 Euro zugesprochen. In den vergangenen Wochen hatten sich die finanziellen Probleme zugespitzt, Türkgücü konnte wegen fehlender Spielstätte zweimal nicht antreten und musste allein dafür 6000 Euro Strafe zahlen.

Jetzt ist umso fraglicher, ob am Samstag das letzte Saisonspiel Türkgücüs gegen Viktoria Aschaffenburg stattfinden kann. Der Verein selbst hatte bekanntgegeben, dass die Miete für das einzige verfügbare und angemeldete Stadion, die Anlage des SV Heimstetten, 17 000 Euro kosten würde. Bergmann erklärte auf Nachfrage, dass er das Spiel gegenüber dem Verband abgesagt hat, aufgrund der fehlenden Spielstätte. Er bat zugleich um eine Sondergenehmigung, die Partie an der heimischen Bezirkssportanlage austragen zu dürfen, „um eine Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden“, wie er sagt.

Denn ein Nichtantritt würde den Kampf um den direkten Klassenverbleib zwischen den punktgleichen Teams aus Aschaffenburg und Aubstadt entscheidend beeinflussen: Die Aubstädter wüssten schon vorab, dass sie einen Sieg benötigen, um Vierzehnter zu werden. Und die Aschaffenburger wüssten, dass sie mit der obligatorischen Spielwertung von 2:0 das um sechs Treffer schlechtere Torverhältnis nicht wettmachen können. Auf Nachfrage erklärt der BFV-Spielleiter Josef Janker, die Bitte von Türkgücü werde geprüft, aber eine Zusage sei unwahrscheinlich. Es handele sich bei der Anlage an der Münchner Heinrich-Wieland-Straße schlicht um keine gemeldete Spielstätte. Immerhin darf Türkgücü in der nächsten Saison dort spielen – in der Bayernliga.

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