Eintracht Frankfurt spielt gegen St. Pauli nur 1:1: Champions League nicht sicher | ABC-Z

Anfang Mai war es eine einfache, dramafreie Rechnung: Eines der letzten drei Saisonspiele in der Bundesliga müssen die Fußballspieler von Eintracht Frankfurt gewinnen, dann laufen sie in der nächsten Saison in der Champions League auf. Matchball eins hatten sie verpasst, Matchball zwei sollte es an diesem Sonntagabend gegen St. Pauli werden. Aber auch der ging daneben: 2:2 endete das Spiel zwischen der Eintracht und dem Aufsteiger.
Nach dem 1:1 in Mainz in der Woche zuvor war der Aufschlag auf ihre Seite gewechselt, die Eintracht spielte zuhause, gegen den einfachsten der drei Gegner, den Tabellenfünfzehnten aus Hamburg. Und sie begann wie ein Team, das seine zweite Chance nutzen will. Ein paar Momente war das Spiel erst alt, da dribbelte Hugo Ekitiké durch das Mittelfeld und legte ab auf Hugo Larsson, der im richtigen Moment Rasmus Kristensen sah. Der Däne schoss nach 23 Sekunden das 1:0.
Alles schien bereitet, doch dann erwischte St. Pauli die Eintracht das erste Mal. Ein langer Ball landete hinter dem rechten Innenverteidiger der Frankfurter, Tuta, und seinem Kollegen auf der Außenbahn, Kristensen. Von dort flankte St. Paulis Angreifer Oladapo Afolayan flach in die Mitte, vermeintlich an allen vorbei. Bis Manolis Saliakas an den Ball kam und ihn herrlich ins lange Eck schlenzte, über den fliegenden Kevin Trapp hinweg (4. Minute).
Ein paar Minuten später fiel wieder genau solch ein Ball hinter Kristensen und Tuta – und spätestens da hätte ihnen das Loch hinter sich eine Warnung sein sollen. Aber als in der 16. Minute St. Paulis Torwart Ben Voll eine Ecke der Eintracht fing und den Ball nach vorne schlug, war die dritte Lücke in 16 Minuten den Paulianern Einladung genug – diesmal war es Morgan Guilavogui, der zum 1:2 einschob.
Behäbig und ungenau
Die Eintracht war perplex. Einfache Zuspiele landeten beim Gegner, Doppelpässe im Aus. Je länger das Spiel dauerte, desto behäbiger spielte sie. Kristensen spielte den Ball im Strafraum einmal so ungenau quer, dass es nur einen etwas aufmerksamen Angreifer gebraucht hätte, schon hätte es 1:3 gestanden.
Den Frankfurter Spielern konnte man aus der Ferne zuschauen, wie sich von Minute zu Minute die Angst breitmachte. Die Angst davor, kurz vor Schluss doch noch zu scheitern, wie es der Eintracht in den vergangenen Jahren schon ein paar Mal im Kampf um die Champions-League-Plätze passiert war. „Wir wollten zu viel, wir wollten es erzwingen“, sagte Trainer Dino Toppmöller nach dem Spiel.
Vielleicht auch, weil der Tabellenfünfte Dortmund vor Spielbeginn mit einem 4:2-Sieg in Leverkusen Druck auf Toppmöllers Elf gemacht hatte. Das erste Mal seit Wochen hatte die Eintracht also wieder etwas zu verlieren, aus den zwei Siegen Vorsprung war sechs Tage vor Saisonende nur noch einer geworden. Und jetzt auch noch diese Paulianer.
Was also sollte Toppmöller tun? Die Stadionregie spielte in der Halbzeit den Reggaesong „Three Little Birds“ von Bob Marley. Mach dir keine Sorgen, alles wird gutgehen, sang der Jamaikaner. Toppmöller setzte auf den erfahrenen Stürmer Michy Batshuayi, den er ins Spiel brachte. Später dann auf Can Uzun und Farès Chaïbi. Nur: Es änderte sich erst einmal nichts. Die Eintracht fand keine Lücke in der Hamburger Abwehr.
Dann passte Chaïbi auf Batshuayi, der scheinbar hilflos zwischen zwei Verteidigern stand. Der 31-Jährige aber wusste, was nun zu tun ist: möglichst schnell schießen. Er nahm den Ball kurz an und zielte hart ins rechte Eck – 2:2 (71. Minute). „Er hat viele enge Spiele in seiner Karriere gespielt. Diese Ruhe ist seine Qualität“, lobte Sportvorstand Markus Krösche nach dem Spiel.
Trapp: „Heute sind sehr, sehr viele Menschen enttäuscht“
Und so wie sich die Angst vorher Minute für Minute im Stadion breitgemacht hatte, das Publikum immer leiser wurde und auf den Handys die Tabelle analysierte, war es nun erwacht. Nach 87 Minuten traf Batshuayi wieder und Toppmöller legte sich jubelnd auf dessen Fährte. Aber der Stürmer hatte den Ball zuvor mit der Hand berührt – das Tor zählte nicht.
St. Pauli versuchte es derweil weiter mit den Bällen nach halblinks, allerdings ohne den Erfolg aus Halbzeit eins. Den Hamburgern reichte ein Punkt, um sich – wenn nichts Absurdes geschieht – uneinholbar vom Relegationsplatz abzusetzen. Fast wären es drei geworden. Doch nach 91 Minuten verzog der eingewechselte Noah Weißhaupt knapp. Batshuayi hatte noch einmal die Gelegenheit auf den goldenen Treffer, aber er schoss drüber. Als Schiedsrichter Christian Dingert ein letztes Mal pfiff, rannten die Hamburger in ihre Kurve. Sie werden aller Voraussicht nach auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen. Die erste Liga ist nach dem Aufstieg des HSV also um eine Attraktion reicher: das Hamburg-Derby.
Und die Eintracht? Ihre Spieler lagen auf dem Boden, als die Paulianer jubelten. Wieder also Drama im Mai. „Heute sind sehr, sehr viele Menschen enttäuscht. Und das ist auch okay“, sagte Kapitän Trapp. „Aber ich bin jetzt seit 13 Jahren hier und ich kann mich nicht erinnern, wann hier mal etwas früher klar war als am letzten Spieltag.“
Ein Matchball bleibt den Frankfurtern. „Es sind 34 Spiele. Wir haben noch immer die beste Ausgangsposition“, sagte Krösche. Das stimmt zwar, weil Dortmund und Freiburg gewinnen müssen, während der Eintracht ein Unentschieden genügt. Weil es aber der schwierigste der drei Eintracht-Matchbälle ist, auswärts gegen den Tabellenvierten, blieb etwas anderes unausgesprochen: Die Ausgangsposition war schon einmal deutlich besser.