Vatikan-Schneider verrät Geheimnis über seine Robe | ABC-Z

Rom. Der Papst trägt Mancinelli: Der bekannte Kirchenschneider stellt die Gewänder für den neuen Pontifex her – in dreifacher Ausführung.
Der weiße Rauch hat es verkündet: Der neue Papst steht fest, noch am Donnerstagabend tritt er zum ersten Mal vor die Welt. Dabei trägt er das traditionelle Gewand der Päpste, eigens für diesen Anlass hergestellt. Und zwar unweit der Vatikanmauern, im Atelier von Kirchenschneider Raniero Mancinelli.
Mancinelli ist seit 70 Jahren Schneider für Ordensleute und hat bereits drei Päpste eingekleidet. Die letzten Wochen waren dennoch auch für den erfahrenen Fachmann aufregend: Da vorher nicht klar ist, welche Statur der neue Pontifex haben wird, muss Mancinelli sicherheitshalber drei komplette Papst-Roben anfertigen – in den Größen Small, Medium und Large. Das kleinste Gewand ist für einen 1,65m großen Mann vorgesehen, die anderen für eine Körpergröße von 1,70 und 1,80m. Zu jeder Papst-Ausstattung gehören außerdem Hütchen, Umhang, Schärpe, Soutane, rote Schuhe und einiges mehr.
Kirchenoberhaupt trägt Mancinell: Schneider kleidete schon drei Päpste ein
Die Schneiderei „Mancinelli Clero“ gibt es seit 1962, als das Zweite Vatikanische Konzil in Rom tagte, das vom damaligen Papst Johannes XXIII. mit dem Auftrag zur Kirchenerneuerung einberufen worden war. Der 86-jährige Römer arbeitet in einer kleinen Werkstatt in Borgo Pio, nur einen Steinwurf vom Vatikan entfernt, im hinteren Teil des Geschäftes für Kirchenkleidung, das er mit seiner Familie betreibt. Seine Karriere hat Mancinelli im Alter von 15 Jahren begonnen. Von Ruhestand will er trotz seines Alters nichts wissen.
Die Robe, die die Päpste – wie hier Franziskus – bei ihrem Antrittsgottesdienst tragen, wird in Rom geschneidert.
© AFP via Getty Images | AFP
„Für ein Papst-Gewandt braucht man fünf oder sechs Tage Arbeit. Für eine päpstliche Soutane braucht man etwa fünf Meter Stoff“, erklärt der Schneider in italienischen Medien. Der neue Papst wird im gleichen Stoff gekleidet sein wie Papst Franziskus: leichte, frische Wolle, 220 Gramm pro Quadratmeter. „Es ist reine italienische Wolle“, betont Mancinelli. „In der Regel werden 33 Knöpfe für die Soutane, die Jahre Christi, benötigt. In letzter Zeit haben wir die Anzahl der Knöpfe ein wenig reduziert, damit das Auf- und Zuknöpfen schneller geht.“
Auch interessant

Die verschiedenen Größen der Papst-Robe haben sich in der Vergangenheit bewährt. Noch heute wird in Rom gerne die Geschichte von Johannes XXIII., dem „guten Papst“, erzählt: Der Italiener trat 1958 nach dem „Habemus papam“, der Ausrufung des Papstes, auf die Loggia des Petersdoms in einem viel zu engen Gewand. So musste ihm die Rückennaht aufgetrennt werden.
Papst Benedikt XVI. sorgte mit seiner Kleidung für Aufsehen
Zur Ausstattung eines Papstes gehört auch die Mitra, eine spitze Bischofsmütze, die vom Atelier des römischen Schneiders Fabrizio Sorcinelli gefertigt wird. Die Mitra ist mit traditionellen Goldverzierungen geschmückt und steht für Würde, Pracht und Heiligkeit. Ihre doppelte Spitze symbolisiert das Alte und das Neue Testament. „Wir haben für Papst Franziskus erstmals für den 3. November 2014 eine Mitra angefertigt, seitdem hat er sie an jedem 3. November getragen, um die Messe für verstorbene Kardinäle im Petersdom zu zelebrieren“, erklärte Sorcinelli.
Franziskus‘ Vorgänger, der deutsche Papst Benedikt XVI., hatte mit seinen Gewändern öfters für Aufsehen gesorgt. 2005 erschien er zur Adventzeit bei einer Audienz auf dem Petersplatz in einer pelzbesetzten Mütze, die an den Weihnachtsmann erinnerte. Die Kopfbedeckung mit der Bezeichnung „camauro“ ging jedoch, wie sich herausstellte, auf das Mittelalter zurück. 2008 wurde er von der Zeitschrift „Esquire“ zum elegantesten Mann der Welt gekürt. Zu anderer Gelegenheit trug Benedikt einen prächtigen roten Samtumhang mit Hermelinbesatz – ein weiteres traditionelles päpstliches Kleidungsstück, das lange in Vergessenheit geraten war.
Das Beste am Sonntag
Die besten Geschichten der Woche – exklusiv ausgewählt von Birgitta Stauber.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der
Werbevereinbarung
zu.
Als Benedikt 2008 leuchtend rote Slipper trug, kursierten Gerüchte, der Papst würde Prada-Schuhe tragen. Die Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“ erwiderte, dass das Interesse des Papstes an Kleidung nichts mit Mode, sondern mit der Liturgie und deren Symbolen zu tun habe. „Der Papst trägt also nicht Prada, sondern Christus“, schrieb das Blatt.