Neue Bundesregierung: Das sind die Ministerinnen und Minister der SPD | ABC-Z

Bereits am vergangenen Mittwoch, unmittelbar nachdem sich die SPD-Mitglieder für die Koalition mit der Union ausgesprochen haben, legte sich die SPD-Führung auch öffentlich fest: Parteichef Lars Klingbeil wird Vizekanzler und Bundesfinanzminister. Doch die Namen der anderen sechs Ministerinnen und Minister verkündete die Partei erst jetzt. Eine Übersicht
Vizekanzler und Bundesfinanzminister: Lars Klingbeil
Seine Anfänge machte Klingbeil vor mehr als 20 Jahren im Wahlkreisbüro von Gerhard Schröder, der bereits Kanzler war. Schon mit Mitte 20 hatte Klingbeil somit Kontakt mit der Spitzenpolitik. Als Schröder 2005 die Bundestagswahl verlor, war Klingbeil schon mehrere Monate selbst Abgeordneter als Nachrücker für einen Parteikollegen. Bei der Wahl verpasste er den Wiedereinzug jedoch.
Vier Jahre später probierte er es noch einmal und war damit erfolgreich: Seit 2009 ist Klingbeil durchgehend Mitglied des Bundestages, 2017 errang er erstmals ein Direktmandat. Kurz danach beerbte er Hubertus Heil im Amt des SPD-Generalsekretärs. Als solcher war er für den Europawahlkampf 2019 verantwortlich, organisierte das Mitgliedervotum 2019 über den Parteivorsitz – Klingbeil selbst trat nicht an – und plante schließlich den Bundestagswahlkampf 2021, der zur Rückkehr der SPD ins Kanzleramt führte.
Mit einem Ministeramt wurde Klingbeil für den Wahlsieg nicht belohnt, dafür aber mit dem Parteivorsitz: 2021 löste er Norbert Walter-Borjans als Parteichef neben Saskia Esken ab und wurde 2023 wiedergewählt.
Als Parteichef führte er die SPD auch durch die zweite Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2025. Die historische Wahlniederlage mit nur 16,4 Prozent und Platz drei hinter Union und AfD hinderte Klingbeil aber nicht daran, neben dem Partei- auch nach dem Fraktionsvorsitz zu greifen und ihn auch zu bekommen.
In den Wochen nach der Wahl handelte er zusammen mit weiteren Spitzenpolitikerinnen und -politikern der SPD den Koalitionsvertrag aus. Dieser sieht für die Sozialdemokraten trotz ihres schwachen Wahlergebnisses nicht nur beachtlich viele Ministerien vor, sondern auch einflussreiche Häuser wie das Verteidigungs- und das Arbeitsressort – sowie das Finanzministerium, das Klingbeil selbst besetzt. Zahlreiche Vorhaben von Schwarz-Rot werden dadurch von seiner Zustimmung abhängig sein.
Verteidigungsminister: Boris Pistorius
17 Ministerinnen und Minister wird das Kabinett von Friedrich Merz umfassen – und nur einer von ihnen bleibt auf seinem Posten: Boris Pistorius, im Amt des Verteidigungsministers zu einem der beliebtesten Politiker Deutschlands aufgestiegen, soll er weiterhin für die Stärkung der Bundeswehr verantwortlich bleiben.
Der 65-jährige Osnabrücker, der die Stadt von 2006 bis 2013 als Oberbürgermeister regierte, wechselte vor zwölf Jahren in die Landespolitik. Als niedersächsischer Innenminister zwischen 2013 und 2023 galt der konservative Sozialdemokrat als der SPD-Mann für innere Sicherheit. 2019 versuchte er zusammen mit der sächsischen Landesministerin Petra Köpping, Parteichef zu werden, verpasste jedoch die Stichwahl, in der sich später Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans durchsetzten.
Der Wechsel in die Bundespolitik erfolgte erst im Januar 2023. Nachdem Christine Lambrecht ihren Posten als Verteidigungsministerin räumte, holte Scholz Pistorius ins Kabinett. Zu diesem Zeitpunkt war bereits absehbar, dass das Sondervermögen für die Bundeswehr von 100 Milliarden Euro den Bedarf der Streitkräfte nicht deckt. Pistorius setzte sich für eine Erhöhung des Militäretats ein, sowie für Waffenlieferungen an die Ukraine – verteidigte dabei aber auch die Weigerung von Olaf Scholz, dem Land Taurus-Marschflugkörper zu liefern.
Im Rahmen seiner Reformversuche der Bundeswehr schuf Pistorius unter anderem ein neues operatives Führungskommando und wertete den Cyberbereich zu einer eigenen Teilstreitkraft neben Heer, Luftwaffe und Marine auf. Zu einer Reform der Wehrpflicht kam es aber nicht. Obwohl Pistorius als Minister somit nicht die große Reform gelang, durch die das Militär wieder “kriegstüchtig” werden könnte, wie er es selbst als Ziel formulierte, avancierte der Niedersachse zum beliebtesten Minister in Scholz’ Kabinett.
Dieser Status befeuerte nach dem Aus der Ampelkoalition im vergangenen November innerparteiliche Forderungen nach einer Kanzlerkandidatur von Pistorius. Spekulationen, er könne anstelle des bisherigen Kanzlers antreten, erteilte Pistorius vergleichsweise spät eine Absage. Zugleich kandidierte er für den Bundestag und gewann ein Direktmandat in Hannover.
Bundesarbeitsministerin: Bärbel Bas
Bärbel Bas ist die einzige Ministerin nicht nur der SPD, sondern der gesamten neuen Bundesregierung, für die der Gang ins Kabinett ein Rückschritt ist – zumindest formell. Als Präsidentin des Bundestages in der vergangenen Legislaturperiode hatte Bas protokollarisch das zweithöchste Staatsamt nach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und vor dem Bundeskanzler inne. Jetzt wird sie Ministerin für Arbeit.
Die 55-jährige Ökonomin wurde 2009 erstmals in den Bundestag gewählt und verteidigte 2013, 2017 und 2021 ihr Direktmandat in Duisburg. Auch bei der Wahl im März zog sie als direkt gewählte Abgeordnete ins Parlament ein. Ab 2013 gehörte sie als Parlamentarische Geschäftsführerin zu den führenden Köpfen der SPD-Fraktion, wo sie, anders als etwa Klingbeil, den Parlamentarischen Linken angehört.
Nach der Wahl 2021, nach der die SPD erstmals seit 2002 wieder die stärkste Bundestagsfraktion stellte und somit ein Anrecht auf den Parlamentsvorsitz hatte, stellte ihre Fraktion sie für das Amt auf. Nach ihrer Wahl zur Bundestagspräsidentin war Bas in der Bundesgeschichte erst die dritte Frau in dieser Funktion. In ihre Amtszeit fiel unter anderem die Wahlrechtsreform, die nach langem Streit durch das Parlament gebracht wurde und erstmals für die Wahl im März galt.
Bundesumweltminister: Carsten Schneider
Der bisherige Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, wird Umwelt- und Klimaminister. Er hatte bereits im April angekündigt, sein bisheriges Amt nicht weiterführen zu wollen. Schneider war zuvor haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und zuvor bis 2021 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer.
Von 2014 bis 2017 war Schneider stellvertretender Landesvorsitzender der SPD Thüringen und gehört damit zu den Ostdeutschen im neuen Kabinett.
Bundesentwicklungsministerin: Reem Alabali-Radovan
Die bisherige Beauftragte der
Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration wird Bundesentwicklungsministerin. Zuvor war auch darüber gesprochen worden, ob Reem Alabali-Radovan ihren Posten behält. Es ist ihr erster Ministerinnenposten.
Seit 2022 war Alabali-Radovan auch Beauftragte für Antirassismus. Seit 2021 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestags. Zuvor arbeitete sie als Integrationsbeauftragte der Landesregierung im Ministerium für Soziales, Integration und Gleichstellung in Mecklenburg-Vorpommern, und war im Leitungsstab des Büros der Integrationsbeauftragten der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern.
Bundesbauministerin: Verena Hubertz
Das Bauministerium soll die bisherige Vizefraktionschefin Verena Hubertz
übernehmen. Die 37-Jährige sitzt seit 2021 im Bundestag. Zuvor arbeitete sie als stellvertretende Fraktionsvorsitzende für die Bereiche Wirtschaft, Bauen und Wohnen sowie für Tourismus, Klima und Energie.
Hubertz ist auch als Unternehmerin tätig. Sie ist Gründerin der Kochplattform Kitchen Stories, deren Geschäftsführung sie auch ein paar Jahre übernahm. Sie hat BWL studiert.
Bundesjustizministerin: Stefanie Hubig
Die bisherige rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig wird Bundesjustizministerin. In Rheinland-Pfalz arbeitete sie auch im Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz. Sie war Staatssekretärin im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz und leitete zuvor die Abteilung Strafrecht im rheinland-pfälzischen Justiz- und Verbraucherschutzministerium.
Vor ihrer politischen Tätigkeit war Hubig Richterin für Straf- und Zivilsachen in Ingolstadt am Landgericht und dort auch Staatsanwältin. Sie studierte Rechtswissenschaften in Regensburg.
Staatsministerin für Integration: Nathalie Pawlik
Die bisherige Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik, soll Staatsministerin für Integration werden. Sie ist seit 2021 Abgeordnete im Deutschen Bundestag und zuvor bereits als Lokalpolitikerin tätig.
Nach Angaben der SPD ist sie 1999 als Spätaussiedlerin nach Deutschland gekommen und zog nach einem Aufenthalt in der Erstaufnahmeeinrichtung in Friedland in Niedersachsen mit ihrer Familie in ein Aussiedlerwohnheim im hessischen Bad Nauheim, wo sie später als Politikerin tätig war.
Staatsministerin Ost: Elisabeth Kaiser
Ostbeauftragte wird Elisabeth Kaiser aus Thüringen, die bisherige
Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Wohnen,
Stadtentwicklung und Bauwesen. Sie ist seit 2017 Abgeordnete des Deutschen Bundestages für Gera.
Zuvor war sie unter anderem Sprecherin der SPD-Landesgruppe Thüringen und vertritt im neuen Kabinett damit ebenfalls Ostdeutschland. Vor ihrer politischen Tätigkeit arbeitete sie in der Politikberatung.