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Unehrenhafter Abschied: Schalke trennt sich vorzeitig von Trainer van Wonderen – Sport | ABC-Z

Die letzten vier Spiele als Chefcoach auf Schalke wolle er „maximal genießen“, hatte Kees van Wonderen neulich erklärt, nachdem ihm die Vorgesetzten seine Abberufung zum Saisonende mitgeteilt hatten. Doch von Genuss und einer herzerfrischenden Abschiedstour konnte am Freitagabend keine Rede sein. Außer dass ihm sein Team vor 60 000 mehrheitlich entsetzten Zuschauern im Spiel gegen den SC Paderborn die nächste Niederlage bescherte (0:2), wurde dem Niederländer van Wonderen, 56, auch mit schnellem Zugriff die anstandshalber zuerkannte Zuständigkeit für das Team entzogen. Dafür gab es aus Sicht der Klubverantwortlichen vier triftige Gründe: Panik, Panik und nochmal Panik sowie die unzweifelhafte Überzeugung, dass van Wonderen nicht der richtige Mann wäre, um die – absolut berechtigten – Angstgefühle zu vertreiben. „Der Trend ist negativ“, konstatierte Sportchef Youri Mulder.

Deshalb übernimmt für die restlichen Spiele – zunächst in Düsseldorf und zum Abschluss gegen Elversberg – Jakob Fimpel, 36, bisher Trainer des Regionalligateams, die Aufsicht über die Profis. Fimpel hatte im Herbst nach der Entlassung von van Wonderens Vorgänger Karel Geraerts schon einmal für zwei Partien ausgeholfen und dabei einen guten Eindruck hinterlassen. Wie damals lautet seine Aufgabe auch diesmal, das Team und den Klub vor einem heillosen Absturz zu bewahren.

Die Sorge, nochmal ernsthaft in den Abstiegskampf der zweiten Liga verstrickt zu werden, hatten die Schalker eigentlich schon vor Wochen abgelegt. Seit Freitagabend ist sie zurück, akuter denn je. Das hängt nicht nur mit der ungenügenden Leistung gegen Paderborn zusammen, sondern auch mit dem Ergebnis des Parallelspiels: Der 5:0-Erfolg des Tabellensechzehnten Preußen Münster in Magdeburg lässt trotz sechs Punkten Vorsprung bei lediglich zwei ausstehenden Spielen eine Punktlandung auf dem Relegationsrang nicht unrealistisch erscheinen.

„Was wir machen, ist in allen Belangen, wirklich in allen Belangen, zu wenig“

Die wenigen Fans, die noch nicht wütend und enttäuscht das Haus verlassen hatten, konnten nach dem Abpfiff am Freitagabend miterleben, wie aufgewühlt das Innenleben der Mannschaft ist. Führungsspieler Ron Schallenberg hielt im Teamkreis gestenreich eine Wutrede an die Kollegen, vor den Fernsehkameras sprach er von einer „Nicht-Leistung“ der Schalker Elf. Sämtliche statistischen Werte sprachen gegen die Hausherren, selbst in der Laufleistung war Paderborn um schockierende sieben Kilometer überlegen. Schalkes Torwart Justin Heekeren präsentierte sich bei Sky fassungslos: „Du spielst hier vor 60 000 Leuten. 60 000, die jede verdammte Woche hierhin kommen. Und was wir machen, ist in allen Belangen, wirklich in allen Belangen, zu wenig.“ Die Vorstellung einiger Mitspieler dränge die Frage auf, „ob die im Urlaub sind, ob die denken, die Saison ist zu Ende“, sagte er.

Kees Van Wonderen hat auf Schalke zwar wegen seiner Offenherzigkeit und menschlichen Art viele Sympathien gewonnen, weshalb ihm die Autoritäten auch gern einen ehrenhaften Abschied bereiten wollten. Doch das war nun nicht mehr möglich. In seiner zentralen Funktion als Fußball-Lehrer reiht sich van Wonderen aber in die Legion von Trainern ein, die in Gelsenkirchen unter der Rubrik Fehlbesetzung archiviert worden sind. Es sei denn, er wird noch zur historischen Figur – dann nämlich, wenn es dem Nachfolger Fimpen nicht gelingt, mit dem Team jenen „einen verdammten Punkt“ (Heekeren) zu holen, der die Rettung sichert. Eine Relegation gegen den Drittliga-Dritten wäre eine Aufgabe, die auf Schalke drei Reaktionen hervorrufen würde: Panik, Panik und nochmal Panik.

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