Manolo el del Bombo, der berühmteste der Fan der Fußballwelt, ist tot – Sport | ABC-Z

Es gab in der Geschichte so einige Perkussionisten, die mit ihren Instrumenten eine Symbiose eingingen: Gene Krupa oder Tito Puente, Keith Moon oder Ray Barretto, Stewart Copeland oder Charlie Watts, Armando Peraza oder Billy Cobham, um mal willkürlich ein paar zu nennen. Aber war – vielleicht mit Ausnahme von Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr – irgendjemand einem breiteren Publikum bekannt als der nun verstorbene Spanier „Manolo el del Bombo“, der ein solches Unikum war, dass sein Name in die deutsche Sprache einzog? Als in den 1970er-Jahren bei Borussia Mönchengladbach ein 2008 verstorbener türkischer Fan namens Ethem Özerenler als „Trommler vom Bökelberg“ Bekanntheit erlangte, dauerte es nicht lange, bis er einen Spitznamen weg hatte: „Der Manolo“.
Manuel Cáceres Artesero, wie „el Manolo“ mit bürgerlichem Namen hieß, wurde vor 76 Jahren in der Mancha geboren, in einem Ort namens San Carlos del Valle. Wer ihn mal in der Kneipe aufsuchte, die er in unmittelbarer Nähe des Stadions des FC Valencia betrieb (und die natürlich „el Bar de Manolo el del Bombo“ genannt wurde, obschon der offizielle Titel „Tu Museo Deportivo“ lautete), der verließ das Lokal mit der Erinnerung an einen herzensguten Menschen und einem Zweifel.
Nicht, dass Manolo seine Rolle als emblematischer Fan der spanischen Nationalmannschaft nicht ausgesprochen gern gespielt hätte. Im Gegenteil. Aber es war eben eine Rolle. Manolo war unter anderem bei zehn Welt- und acht Europameisterschaften dabei, mit Baskenmütze, Nationaltrikot und einer gigantischen Trommel, seinem „bombo“. Aber so wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung es „spekulativ“ nannte, ob der künftige Kulturstaatsminister Weimer ein Interesse an Geist und Kultur hat, so blieb nach einem Besuch in der Kneipe Manolos die Frage zurück, ob sich ihr berühmter Besitzer aus Fußball im engeren Sinne wirklich etwas machte. Im Grunde war er ein spießiger Vorläufer der Ultras. Er trommelte unabhängig von dem Geschehen auf dem Platz, nervtötend und ohne echten musikalischen Sinn.
Bei der WM 2010 war seine Trommel verschwunden. Und 2017 noch einmal
Aber was machte das schon? Er liebte die Kameras, die auf ihn gerichtet waren, wenn er ungelenke, banale Rhythmen schlug, und er pflegte das Geschäft mit seinem eigenen Konterfei. Er vertrieb unter anderem einen schrecklich billigen und ungenießbaren Rotwein mit seinem Foto auf dem Etikett und verlegte eine herzlich unleserliche Autobiografie. Wer mit ihm ins Gespräch kam, konnte sich hernach die traurigen Ringe unter den Augen erklären. Der Fußball, sagte er, habe ihn das Geld, die Frauen, die Familie gekostet.
Nie aber war er trauriger, als wenn jemand auf die Idee kam, ihm die Trommel zu nehmen. Zum Beispiel bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika, bei der Spanien Weltmeister wurde und ein Journalist einer großen, seriösen spanischen Tageszeitung aus Versehen den Zimmerschlüssel von Manolo zugespielt bekam und sich einen Jux machte: Er versteckte Manolos Trommel. So eine WM kann halt auch sehr lang sein. Aber Manolo weinte bitterlich, bis die Trommel aus dem Nichts wieder auftauchte. Sieben Jahre später war das weit komplizierter: Da wurde ihm das Auto aufgebrochen, die Trommel verschwand erneut. Spaniens Armada erbeutete das Diebesgut zurück. Die Streitkräfte Spaniens sind jemandem, der schon 1983 vom ehemaligen König Juan Carlos ausgezeichnet wurde, stets zu Diensten.
Neulich weinte Manolo wieder, während in Katar die WM 2022 lief. Er hatte sich ein Flugticket und Eintrittskarten organisiert, aber den Preis für ein Hotel konnte er nicht stemmen. Und die katarischen Behörden gaben Einreisegenehmigungen nur aus, wenn jemand ein bezahltes Hotelzimmer vorweisen konnte. Der Aufruhr, den Manolo veranstalte, war so groß, dass der spanische Verband versprach, ihn zu einem möglichen Halbfinale einzufliegen und ihn dann auch unterzubringen. Spanien schied ohne Manolo vorzeitig aus.
„Es ist einer unserer treuesten Fans gestorben, einer, der uns immer begleitet hat, in guten wie in schlechten Zeiten“, hat nun der spanische Verband RFEF geschrieben. „Wir wissen, dass du unsere Herzen weiter widerhallen lassen wirst.“ Manuel Cáceres Artesero starb in einem Krankenhaus in Villarreal, wo er vor wenigen Tagen wegen schwerer Atmungsprobleme eingeliefert worden war; und er ging als der wohl identifizierbarste Fan der Welt des Fußballs.