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“Humans of the Holocaust”: Ausstellungseröffnung am 80. Befreiungstag – Dachau | ABC-Z

Es geht um Kraft, Mut und Hoffnung inmitten der Grausamkeiten: Die Wanderausstellung „Humans of the Holocaust“ ist zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ nach Dachau zurückgekehrt, vor zwei Jahren war sie hier schon mal zu sehen. Seit Dienstag läuft sie im Beruflichen Schulzentrum Dachau, der Nikolaus-Lehner-Schule. Die Ausstellung des israelischen Fotografen Erez Kaganovitz soll vor allem jung Menschen für die NS-Verbrechen sensibilisieren. Sie erzählt die Geschichten von 41 Holocaust-Überlebenden und ihren Nachkommen.

„Nie wieder!“ braucht Handlung

Etwa 150 Menschen haben sich für die Eröffnung der Ausstellung in der Aula der Nikolaus-Lehner-Schule versammelt. Unter ihnen sind auch viele Schülerinnen und Schüler, die den Grußworten und Reden zuhören. Neben dem Schulleiter Frank Ritzel spricht auch Landrat Stefan Löwl (CSU) und Kasa Bainesay-Harbor, die Vize-Generalkonsulin des Staates Israel in München. Sie betonen, dass der Leitsatz hinsichtlich der Verbrechen des Nationalsozialismus „Nie wieder!“ vor allem eines benötigt: Handeln.

Moris Lehner ist der Sohn des Holocaust-Überlebenden Nikolaus Lehner. Er hofft auf großes Interesse für die Ausstellung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Unter den Rednern ist auch Moris Lehner, Sohn des Namensgebers der Schule, Nikolaus Lehner. Nikolaus Lehner war Überlebender des KZ Dachau und baute sich nach seiner Befreiung ein Leben in Dachau auf – gemeinsam mit einer Frau, die das KZ Auschwitz überlebt hatte. Moris Lehner erzählt über die unermüdliche Aufklärungsarbeit besonders junger Menschen, die sein Vater geleistet hat. Er sagt, er sei froh, dass seine Eltern die aktuelle politische Entwicklung nicht mehr miterleben müssten. Sein Vater war ein wacher Mahner, damit sich das, was sich jetzt laut Moris Lehner zu wiederholen droht, nie wiederholt.

Wolfgang Schwarzenberger und Judith Fesser heißen die Besucherinnen und Besucher anschließend im Namen der Stiftung Jugendaustausch Bayern willkommen. Die Stiftung hatte die Wanderausstellung auf ihrer mittlerweile 14. Station nach Dachau zurückgeholt. Auch sie appellieren an die Verantwortung, die Dachau trägt: Es müsse erinnert werden an die Verbrechen des Nationalsozialismus, und vor allem müssten junge Generationen für den Holocaust sensibilisiert werden. Diese Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart und in die Zukunft schlage die Kunst von Kaganovitz. Seien Bilder seien anders als bei anderen Ausstellungen, so Fesser: Sie seien „voller Leben“.

Geschichten voll von unbegreiflicher Stärke

Michael Sidko, der letzte Überlebende des Massakers von Babyn Jar, wurde von Erez Kaganovitz inmitten von Patronenhülsen fotografiert.
Michael Sidko, der letzte Überlebende des Massakers von Babyn Jar, wurde von Erez Kaganovitz inmitten von Patronenhülsen fotografiert. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein Rundgang über die Ausstellung des israelischen Künstlers zeigt besonders eines: die menschliche Stärke der Holocaust-Überlebenden. Da ist etwa ein dunkles Bild eines Mannes inmitten von Patronenhülsen. Der Mann ist Michael Sidko: ein überlebender Augenzeuge des Massakers von Babyn Jar, bei dem innerhalb von 48 Stunden mehr als 33 000 Jüdinnen und Juden von deutschen Nationalsozialisten ermordet wurden. Er verlor dabei seine Mutter, seinen Bruder und seine Schwester – und das als Kind vor seinen eigenen Augen. Dieses Erlebnis schildert der Augenzeuge.

Eva Mozes Kor hält ein Foto von sich und ihrer Zwillingsschwester in den Händen, dabei lächelt sie.
Eva Mozes Kor hält ein Foto von sich und ihrer Zwillingsschwester in den Händen, dabei lächelt sie. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auf einem anderen Bild ist Eva Mozes Kor zu sehen: Sie hat das KZ Auschwitz überlebt. Der NS-Arzt Josef Mengele verübte dort Menschenversuche an ihr und ihrer Zwillingsschwester. Mit den Verbrechen, die an ihr begangen wurden, ging sie auf ihre eigene Weise um: mit Vergebung. Nach eigenen Angaben habe sie nie den Wunsch nach Rache gehabt, denn Wut bedeute nur Schmerz. Sie vergab, um zu überleben.

Leila Jabarin wurde erst wegen ihres jüdischen Glaubens verfolgt, später erfuhr sie Hass, weil sie Muslima wurde.
Leila Jabarin wurde erst wegen ihres jüdischen Glaubens verfolgt, später erfuhr sie Hass, weil sie Muslima wurde. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Leila Jabarin stammt aus einer jüdischen Familie und auch sie überlebte die Verfolgung im Nationalsozialismus. Nachdem sie und ihre Familie nach Israel emigriert waren, wurde sie dort erneut Opfer von Verfolgung: dieses Mal wegen ihres islamischen Glaubens. Die Überlebende sagt, Hass bleibe immer gleich: Er sei der Hass auf andere. Die Bilder erzählen individuelle Geschichten über die Kraft des menschlichen Geistes, mit dem die Überlebenden unmenschlichen Umständen widerstanden.

Nach diesem kurzen Rundgang entlässt Schwarzenberger die Besucherinnen und Besucher mit den Worten in die Ausstellung: „Ich wünsche uns allen, dass wir einfach mehr zuhören.“

Die Ausstellung „Humans of the Holocaust“ ist bis zum 24. Juli im Beruflichen Schulzentrum in Dachau zu sehen, montags bis freitags jeweils von 8 bis 15 Uhr.

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