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Pilotprojekt in Erding startet: Greifvogelattrappen sollen Krähen von den Äckern vertreiben – Erding | ABC-Z

Wo sich Saatkrähen stark vermehren, können sie in der Landwirtschaft erhebliche Schäden verursachen. Der Bauernverband Erding (BBV) hat die Schäden durch Krähen auf den Äckern im Landkreis 2023 auf 76 500 Euro beziffert. Vor allem im Frühjahr fressen die Vögel das Saatgut, aber sie reißen auch Siloballen auf oder fressen Feldfrüchte.

Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf nun den Auftakt eines Pilotprojekts in Straubing, Bäumenheim und Erding angekündigt, mit dem Schäden in der Landwirtschaft durch Saatkrähen verringert werden sollen. Auf jeweils 20 Äckern sollen die Tiere vergrämt werden: mit Folienballons, die als Vogelscheuchen dienen, mit Greifvogelattrappen und durch Jäger, die Jungtiere schießen sollen. Daraus will man Erkenntnisse gewinnen, welche Schutzmaßnahmen sich als wirksam erweisen. Eine Bestandsreduzierung ist dabei nicht geplant.

Auf je 20 Äckern werden verschiedene Vergrämungsmaßnahmen wie Folienballons oder Greifvogelattrappen getestet und mit der Wirksamkeit letaler Vergrämung verglichen, heißt es in einer Pressemitteilung des LfU. Letztere erfolge durch Einzelabschuss von nicht brütenden Saatkrähen, welche sich trotz der Vergrämungsmaßnahmen auf den frisch eingesäten Äckern aufhalten. Die Vergrämungsmaßnahmen werden zur Mais- und Gemüseaussaat im Frühjahr ausgeführt, da zu dieser Zeit und auf diesen Kulturen die meisten Schäden in der Landwirtschaft durch Saatkrähen entstehen.

Im Projekt dürfen zur Brutzeit ausschließlich nicht geschlechtsreife Saatkrähen entnommen werden, wodurch der Elterntierschutz gewährleistet sei. Der Muttertierschutz spielt eine wichtige Rolle: Eine erwachsene Krähe darf nicht geschossen werden, weil ihre Jungen im Nest dann verhungern würden. Eine eindeutige Unterscheidung von jungen Saatkrähen und erwachsenen Brutvögeln sei mit Blick auf den Schnabel möglich.

Ganz so einfach ist das mit dem Schnabel jedoch nicht, wie der Vorsitzende des Erdinger Kreisjagdverbandes, Thomas Schreder, erklärt: „Noch nicht geschlechtsreife Jungvögel sind an der Schnabelwurzel befiedert, erwachsene Krähen haben am Schnabel keine Federn.“ Im Flug sei das allerdings „unmöglich“ zu erkennen, lediglich am Boden könnte man das Alter feststellen.

Krähen können Waffen von Spazierstöcken unterscheiden

Inwiefern die Einzelentnahme von Jungvögeln zielführend ist, soll das Pilotprojekt zeigen. Allerdings ist bekannt, dass Krähen sehr intelligente Vögel sind. Jäger berichten immer wieder, dass die Krähen sehr schnell lernen, was es mit einem Gewehr auf sich hat, sie können die Waffe auch von einem Spazierstock unterscheiden. Deshalb wird die Krähenjagd in der Regel in Tarnkleidung ausgeführt, in der Jäger wie ein wandelnder Laubhaufen aussehen. Das ist bei dem Pilotprojekt nicht vorgesehen, sagte Schreder: „Keine Camouflage, nur Abschuss.“ Eine Degradierung der Jagd zur „Schädlingsbekämpfung“ lehnen die Jäger ab, deswegen sei auch der Muttertierschutz vordringlich.

Auch bei den Greifvogelattrappen ist Skepsis geboten. Wer Krähen beobachtet, weiß, wie mutig die Vögel sind. Nähert sich beispielsweise ein kreisender Bussard, fliegen die Krähen zu zweit oder dritt auf ihn zu und nehmen den Luftkampf mit ihm auf. In der Regel weicht der Bussard aus und zieht sich dann zurück. „Sie werden versuchen, die Attrappe zu vertreiben“, prognostiziert Schreder. „Aber zumindest werden sie sich nicht daneben hinsetzen und fressen.“

Die Folienballons zur Krähenvertreibung sind mit auffälligen Mustern und teils reflektierenden Elementen versehen und werden an einem Pfahl angebunden, so dass Sie sich im Wind bewegen können. Sie sollen bei den Krähen Angst und Misstrauen hervorrufen und sie so von der Fläche fernhalten.

Die Auswahl der Flächen im Landkreis Erding erfolgt unmittelbar nach einem Schadensfall. Dieser kann von den Landwirten per E-Mail oder Whatsapp als Foto an den zuständigen Bearbeiter der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf gemeldet werden. Die HSWT wird daraufhin den Fall innerhalb von 24 Stunden vor Ort prüfen und über die Aufnahme ins Pilotprojekt entscheiden und selbst Vergrämungsmittel auf der Fläche aufbauen. Insgesamt sollen so bis zu 20 betroffene Flächen aufgenommen werden.

Die Jäger sagen ihre Unterstützung zu

Thomas Schreder erklärte für den Kreisjagdverband Erding in Absprache mit den Hegeringleitern, dass die Jäger „die Landwirtschaft in dem Projekt nicht allein lassen und bestmöglich an der Durchführung des Projekts mitwirken werden“. Jakob Maier, Kreisobmann des BBV Erding, stellt fest, dass das Projekt „unter den gegebenen Umständen ein guter Schritt in die richtige Richtung ist. Die Umsetzung ist unbürokratisch und praxisnah“.

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