Bezirke

Starkbierfest am Starnberger See: “Make Pöcking great again” – Starnberg | ABC-Z

In Pöcking erzählt man sich einen Witz: „Wie machst du eine Million? Gib der Gemeinde Pöcking fünf.“ Damit ist die Greensill-Pleite gemeint, wie der PWG-Chef und Zweite Bürgermeister Albert Luppart in seiner wie üblich launigen Rede beim „Dableckn“ auf dem Pöckinger Starkbierfest am Samstag im Beccult erklärte. Die Pöckinger hatten vor ein paar Jahren fünf Millionen Euro investiert und davon am Ende nur eine Million wiedergesehen.

Der finanzielle Verlust ist natürlich ein schwerer Schlag für die Gemeinde und war daher Hauptthema beim Dableckn, das unter Redenschreiber und Regisseur Erich Kasberger zum unterhaltsamen Kabarett mit feinem, tiefsinnigem Spott avanciert ist. Weil ansonsten in dem beschaulichen Dorf nicht viel passiert ist, war es auch das einzige Thema in der Bühnenposse in 13 Aufzügen unter dem Motto „Schneewittchen und die Amtszwerge“, die von den etwa 250 Besuchern im voll besetzten Saal mit viel Applaus belohnt wurde.

Schon im vergangenen Jahr drehte sich alles um Bürgermeister Rainer Schnitzler und seine Stellvertreter Albert Luppart sowie Wolfram Staufenberg. Damals traten sie als Hunde auf nach dem Motto „Hund sans scho“. Dieses Mal präsentierte sie Kasberger als drei Zwerge im Märchen Schneewittchen. Denn nach der Greensill-Pleite ist der ehemalige finanzielle Riese Pöcking zum Zwergendorf und das Rathaustrio zu Sparzwergen geschrumpft. Oberzwerg Rainer wird zu David, der Goliath, die unsichere Welt, mit einer Steinschleuder bekämpft.

„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die reichste Gemeinde im ganzen Land?“ Das war einmal, muss Zwerg Rainer (dargestellt von Peter Wiedemann) feststellen. Was waren das noch für Zeiten, als in Pöcking noch Gold geschürft wurde. Da hätte man noch die zwei Wohnungen im Schloss Possenhofen kaufen können, die derzeit im Internet angeboten werden. Das wäre eine gute Geldanlage gewesen. Aber jetzt ist die Gemeinde klamm. Doch was US-Präsident Donald Trump mit Grönland kann, kann der Pöckinger Bürgermeister schon lange. Nach dem Motto „Make Pöcking great again“ könnte man ja wenigstens Feldafing kaufen. Die arme Nachbargemeinde wäre noch zu haben und von der Million, die Pöcking nach der Greensill-Pleite zurückbekommen hat, könnte man immerhin das Strandbad bekommen. Unterstützt wird Zwerg Rainer in seinen Überlegungen, wie der wirtschaftliche Aufschwung gelingen könnte, von Zwerg Wolfram (Ludwig Gansneder) und Zwerg Albert (Kathi Glas). Der schreibt schon Bettelbriefe an die vermögenden Pöckinger.

Unter Erich Kasberger hat sich das Pöckinger Dableckn zu einer feinsinnigen Veranstaltung entwickelt. (Foto: Nila Thiel)

Alle Konten werden genau unter die Lupe genommen und Gebühren erhöht. Sehr zum Ärger der Pöckinger ist der Wasserpreis so stark gestiegen, dass sie jetzt auf Bier umsteigen müssen, um ihren Durst zu löschen. Bier wird zum Wellnessgetränk, „um sich den Wahnsinn der Welt gesund zu saufen“. Eine weitere Sparmaßnahme ist, dass sich die Asylbewerberin Schneewittchen aus Feldafing  (Christl Peuker) ihr Bürgergeld durch kostenloses Putzen verdienen soll. Die restlichen Haushaltslöcher sollen von einer Zauberin (Anna Gansneder) weggebeamt werden.

Das Bühnenbild ist witzig gestaltet mit von dem früheren Gemeinderat zur Verfügung gestellten großen Plastik-Gartenzwergen und von Lili Gansneder sowie Michael Azzioli gestalteten digitalen Hintergrund-Einspielungen. Zwischen den Märchenszenen reiten die Bürgermeister als die „glorreichen Drei“ als Cowboys auf dicken Sparschweinen durch die Gegend. Natürlich darf dabei ein von der örtlichen Metzgerei gestifteter echter Schweinskopf als Kulisse nicht fehlen.

Alleinunterhalter und Bühnenjubilar: Hans Horst Glas untermalte die Veranstaltung musikalisch. (Foto: Nila Thiel)

Das Pöckinger Starkbierfest gibt es seit etwa 30 Jahren, weil das Dableckn durch Corona, aber auch aus Ideenmangel ein paar Mal ausgefallen ist, fand das Fest nun das 26. Mal statt. Wie immer wurde das Fest musikalisch untermalt von Alleinunterhalter Hans Horst Glas, der am Tag zuvor sein 50-jähriges Bühnenjubiläum im Beccult gefeiert hat.

Die meisten Ideen lieferte Kasberger, der auch als Sprecher fungierte. Der Historiker ist bekannt durch die Bücher zur Nazizeit, die er zusammen mit seiner Frau Marita Krauss für die Gemeinden Pöcking und Feldafing geschrieben hat. In seiner Studienzeit hat sich der ehemalige Gymnasiallehrer bereits als Kabarettist Geld hinzuverdient. Seither hat er nichts verlernt. Und wie jedes Mal bat er am Ende um Verständnis, dass die drei Bürgermeister so viel Spott aushalten mussten. Dafür wurden sie mit Gartenzwergfiguren belohnt.

Back to top button