Schimpansen-Studie: Hat der Affe das Feiern FALSCH? – Panorama | ABC-Z

Nichts verschafft dem Menschen mehr Erlösung als die Evolutionsbiologie. Ist es nicht angenehm, wenn man für jegliche niederen Instinkte irgendwelche Vorfahren, affige Gestalten aller Art, verantwortlich machen kann? Eine beruhigende Nachricht ist daher auch jene neue Studie, die nahelegt, dass unser Alkoholgebrauch tief in der Evolutionsgeschichte verwurzelt ist – die also, in anderen Worten, den Affen zum Pionier der menschlichen Versoffenheit erklärt.
Die überwiegend britischen Forscher der Universität Exeter haben im Urwald in Guinea-Bissau wilde Schimpansen beobachtet, die sich zum Gelage trafen. Das Gelage: ein paar vergorene und daher alkoholhaltige Früchte des Afrikanischen Brotfruchtbaums (Treculia africana). Die Affen hätten untereinander friedlich geteilt und sich gemeinsam einen reingeorgelt, so die Interpretation der Forscher. Eine Urform des Feierns also?
Es ehrt die Forscher, dass sie beim Schimpansen ein sehr sozialverträgliches Alkoholverhalten gesucht und gefunden haben. „Der Wein, er erhöht uns, er macht uns zum Herrn / Und löset die sklavischen Zungen“, hat Goethe schon geschrieben. Mario Basler dagegen dichtete Jahrhunderte später: „Vielleicht sollten wir mal einen saufen gehen und uns gegenseitig auf die Fresse hauen.“ Diese Art des Alkoholverhaltens haben die Forscher nach allem, was bekannt ist, beim Schimpansen nicht beobachtet. Ob das am niedrigen Alkoholgehalt der vergorenen Früchte lag?
Falls nicht, kann die Evolutionsbiologie hier ausnahmsweise mal nichts Erlösendes liefern. Im Gegenteil, wenn der Schimpanse wirklich der diszipliniertere Säufer ist, wäre es gar nicht so schlecht, wenn der Mensch sich beim Feiern in Zukunft so richtig zum Affen macht.
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