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Kardinäle stellen Weichen für Papstwahl – Politik | ABC-Z

An diesem Dienstag treffen sich die in Rom anwesenden Kardinäle, um Entscheidungen zu den anstehenden Trauerfeierlichkeiten für den am Ostermontag verstorbenen Papst Franziskus zu fällen. So muss der genaue Zeitpunkt der Bestattung festgelegt werden. In der Regel findet diese vier bis sechs Tage nach dem Tod statt.

Derzeit befindet sich Franziskus’ Leichnam noch in seiner Residenz im Vatikan, dem Gästehaus Casa Santa Marta. Voraussichtlich am Mittwoch soll er in den Petersdom überführt werden, damit sich Gläubige von Franziskus verabschieden können, auch dies müssen die Kardinäle an diesem Mittwoch entscheiden. In der sogenannten Sedisvakanz, der Zeit ohne Papst, leitet die Gesamtheit der Kardinäle den Machtübergang. Insgesamt gibt es derzeit 252 dieser höchsten Würdenträger. Einige von ihnen sind bereits in Rom anwesend, vor allem jene, die ohnehin im Vatikan arbeiten.

Dem Dekan der Kardinäle, dem 91-jährigen Giovanni Battista Re, kommt jetzt eine führende Rolle zu. Er ruft nach der Beerdigung des Papstes alle Kollegen nach Rom und leitet die wichtigen vorbereitenden Sitzungen. Allerdings wird er nicht mit den 135 wahlberechtigten Kardinälen in die Sixtinische Kapelle einziehen, weil er die zulässige Altersgrenze von 80 Jahren längst überschritten hat. Da auch sein Stellvertreter zu alt ist, wird der nächst dienstälteste Kardinal Pietro Parolin das Konklave leiten, die bisherige Nummer 2 des Vatikan. Er hat mit dem Tod des Papstes sein Amt als Kardinalstaatssekretär verloren, ebenso wie alle Leiter der Dikasterien (Ministerien) des Vatikan, ihre Sekretäre bleiben geschäftsführend im Amt.

Eine Ausnahme von dieser Regel hatte Franziskus selbst noch verfügt: Der Generalrevisor der Finanzbehörde bleibt im Amt, damit es in der Übergangszeit nicht zu ungeregelten Geldabflüssen kommen kann. Der Vatikan hatte in der Vergangenheit schwer mit Korruption und Missmanagement zu kämpfen.

Ansonsten verwaltet jetzt Camerlengo Kevin Farrell, der Kämmerer der Heiligen Römischen Kirche, die Kirche. Er ist während der Sedisvakanz zusammen mit drei Kardinals-Assistenten für die „Güter und Rechte des Heiligen Stuhls“ zuständig. Farrell war es auch, der am Montagmorgen den Tod des Papstes bekannt gab und am Abend in der Kapelle des Gästehauses die Zeremonie zur offiziellen Todeserklärung des Papstes im Kreis anwesender Kardinäle anführte. Anschließend wurde auch die Todesursache offiziell bekanntgegeben: Schlaganfall und irreversibles Herzversagen. Vor dem Herzversagen sei er ins Koma gefallen, heißt es in dem vom Direktor des Gesundheitsamtes des Vatikanstaats, Professor Andrea Arcangeli, unterzeichneten Dokument. Der Tod sei durch ein Todes-EKG (Elektrokardio-Thanatographie) festgestellt worden.

Der Vatikan veröffentlichte auch das Testament des Papstes, das er bereits am 29. Juni 2022 verfasst hatte, nachdem er aus gesundheitlichen Gründen eine Afrika-Reise hatte verschieben müssen. Er spüre das Ende seines irdischen Lebens nahen, heißt es in dem kurzen Text, und hoffe auf das Ewige Leben. Sodann ordnet er an, dass seine sterblichen Überreste in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore den Tag der Auferstehung erwarten: „Das Grab muss in der Erde sein; einfach und ohne besonderen Schmuck und mit der einzigen Inschrift: Franciscus.“

Am Abend fand auf dem Petersplatz ein Rosenkranzgebet für den verstorbenen Papst statt, zu der zahlreiche Gläubige kamen. Tagsüber hatte sich die Trauerstimmung hier in Grenzen gehalten. Überall waren Touristen unterwegs wie eh und je, Gabelstapler transportierten den reichhaltigen Blumenschmuck vom Ostergottesdienst ab – und die großen Bildschirme am Platz blieben schwarz. Weder gab es dort eine Erinnerung an den Papst, noch wurde auf dem Platz getragene Musik gespielt. Erst am Nachmittag wurde das Rosenkranzgebet mit einem Bild des lächelnden Franziskus angekündigt.

Der große Trauergottesdienst auf dem Petersplatz könnte am kommenden Samstag stattfinden, anschließend wird der Leichnam wie gewünscht über den Tiber zur Basilika Santa Maria Maggiore gebracht. Dort wird Franziskus in der Nähe des von ihm über alles geliebten Marienbildes „Salus Populi Romani“ beerdigt. Hier pflegte er häufig zu beten, so vor und nach jeder seiner vielen Reisen. Auch wenige Tage vor seinem Tod hatte er sich noch einmal hierher bringen lassen. Zur Trauerfeier werden zahlreiche Politiker und Staatsoberhäupter aus aller Welt nach Rom kommen. Auch US-Präsident Donald Trump will gemeinsam mit Ehefrau Melania anreisen. Das kündigte er auf der Online-Plattform Truth Social an. Es wäre die erste angekündigte Auslandsreise in seiner neuen Amtszeit.

Anschließend werden sich alle Erwartungen auf die Wahl des neuen Papstes in der Abgeschiedenheit der Sixtinischen Kapelle im Vatikan richten. Stimmberechtigt dort sind auch drei der derzeit nur noch sechs deutschen Kardinäle: die Erzbischöfe von München und Köln, Reinhard Marx, 71, und Rainer Maria Woelki, 68, und der schon lange in Rom arbeitende und lebende frühere Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, 77.

Dieses Konklave muss binnen 20 Tagen nach dem Tod des Papstes beginnen, also bis spätestens 11. Mai. Die lange Frist stammt aus einer Zeit, als die Anreise der Kardinäle aus aller Welt lang und beschwerlich sein konnte. Es wird deshalb erwartet, dass das Konklave deutlich früher beginnt. Wie viele Tage es dauern wird, ist ungewiss. Der neue Papst muss mit Zweidrittelmehrheit gewählt werden, was viele Wahlgänge zur Folge haben kann.

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