Borussia Dortmund besiegt Borussia Mönchengladbach in Fußball-Bundesliga | ABC-Z

Auch Trostpreise können eine segensreiche Wirkung entfalten. Borussia Dortmund verstand den 3:1-Prestigeerfolg über den FC Barcelona als Aufmunterung, den Saisonendspurt in der Bundesliga voller Vehemenz und Selbstvertrauen zu einer beachtlichen Erfolgsgeschichte zu machen.
Zwar änderte der fabelhafte Auftritt am vergangenen Dienstag ob der 0:4-Hinspielniederlage nichts mehr am Viertelfinalaus des BVB in der Champions League – und doch wurde der von den Borussen-Fans begeistert gefeierte Rückspielerfolg seitens der schwarz-gelben Protagonisten als Startschuss für eine Erfolgsserie in den letzten Meisterschaftsrunden verstanden.
Dafür musste der Tabellensiebte am frühen Ostersonntagabend aber sein Heimspiel gegen den um zwei Punkte besser dastehenden westdeutschen Rivalen Borussia Mönchengladbach gewinnen. Eine schwere Prüfung, zumal die andere Borussia aus den vergangenen fünf Auswärtsspielen vier Siege und ein Unentschieden mitnahm. Für den BVB aber schien die aktuelle Form und die Bilanz der letzten zehn Bundesliga-Heimspiele gegen Mönchengladbach zu sprechen, die Dortmund samt und sonders gewonnen hatte.
Am Sonntag schlugen die Serientäter wieder zu. Dortmund gewann das heiß umkämpfte Duell nach dem 0:1-Rückstand durch Ko Itakuras Treffer (24. Minute) dank der Tore von Serhou Guirassy (41.), Felix Nmecha (44.) und Daniel Svensson (45.+5) sowie einem weiteren Gegentreffer durch Kevin Stögers Foulelfmeter (57.) knapp, aber nicht unverdient mit 3:2 ob einer kämpferisch sehenswerten Leistung gegen einen bis zum Schluss widerständigen Gegner.
„Jetzt zählt es, alle sind fokussiert“
Der Lohn für die Dortmunder Borussia konnte sich sehen lassen. Die Mannschaft von Trainer Niko Kovac überholte in der Tabelle die Gladbacher und ist nun nur noch vier Punkte von Platz vier, dem noch erreichbaren Champions-League-Platz, den RB Leipzig verteidigen muss, entfernt.
Der am Sonntag von seinen Fans umjubelte BVB – wer hätte das vor ein paar Wochen gedacht? – ist wieder in einer verheißungsvollen Ausgangslage. „Jetzt zählt‘s“, beurteilte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl vier Spieltage vor Ultimo die Lage der Borussia, „alle sind total fokussiert auf das nächste Spiel. Ich glaube, dass die Mannschaft unfassbar an sich arbeitet. Sie entwickelt eine neue Qualität.“
Zunächst sprach das Momentum ziemlich eindeutig für die Elf vom Niederrhein, die frischer, zupackender und klarer in ihren Aktionen wirkte. Während die Westfalen noch nach der passenden Wettkampffrische suchten, schlugen die Gladbacher schon mal zu. Der japanische Innenverteidiger Itakura, der schon beim 1:1 im Hinspiel das 1:0 erzielt hatte, startete unbedrängt ein Solo vom Mittelkreis in Richtung Dortmunder Tor, versuchte dabei, den Kollegen Stöger per Doppelpass in seinen Lauf einzubinden und wurde dann vom BVB-Pechvogel der Woche, Rami Bensebaini so produktiv gestört, dass der Tunesier die Bahn freiräumte für den aufs Tor zustürmenden Itakura.
Der legte den Ball kaltblütig an Torhüter Kobel vorbei zur Führung der Gladbacher. Bensebaini, der beim Glanz-und-Gloria-Sieg des BVB für Barcelona das Toreschießen übernahm und mit seinem Treffer zum 1:2 die Hochstimmung im Dortmunder Stadion für ein paar Minuten dämpfte, war auch diesmal der Pechvogel vom Dienst.
Andererseits stachelte der Rückstand die Schwarz-Gelben mal so richtig an, die prompte Wende ins Auge zu fassen. Die gelang noch vor der Pause, auch begünstigt durch Gladbacher Fehler und Pannen, Schlag auf Schlag. Zuerst traf der in diesen Wochen unaufhaltsame Guirassy zum 1:1, sein 16. Bundesligator in dieser Saison. Der Guineer profitierte von einem punktgenau getimten Querpass des starken Pascal Groß, als er den Ball volley ins rechte Toreck schoss. Der von Adduktorenproblemen genesene Gladbacher Torwart und Kapitän Jonas Omlin hatte keine Abwehrchance.
Und es kam noch schlimmer für Gladbach, weil die Dortmunder umstandslos nachlegten. Die 2:1-Führung resultierte aus einem ansatzlosen Flachschuss von Nmecha ins linke Toreck. Schließlich veredelte der junge Schwede Svensson einen von Omlin parierten Guirassy-Schuss, indem er den abprallenden Ball per Kopf zum 3:1 ins Gladbacher Netz beförderte – sein Premierentor für den BVB. Binnen neun Minuten hatte Dortmund mit all seinen Spitzenqualitäten das turbulente Spiel bis zum Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Daniel Siebert gedreht.
Das sehenswerte Hin und Her ging nach dem Wechsel munter weiter. Was Siebert zunächst nicht gesehen hatte, das Foul im Dortmunder Strafraum von Nmecha am Gladbacher Mittelstürmer Tim Kleindienst, korrigierte er nach einem VAR-Hinweis zugunsten der Rheinländer. Elfmeter für Mönchengladbach! Eine Gelegenheit, die sich der Österreicher Stöger nicht nehmen ließ. Sein unhaltbarer Schuss zum 2:3 flach ins rechte Toreck minimierte den Dortmunder Vorsprung dieses heiß umkämpften Duells.
Wer würde die größeren Reserven im Endspurt aufbringen? Die in dieser englischen Woche mit qualitativ hochwertigen Spielen in München (2:2), gegen Barcelona und nun gegen Mönchengladbach gestressten Dortmunder oder die zuletzt bei der 1:2-Heimniederlage gegen den SC Freiburg schwächelnden Gladbacher?
Zum guten Schluss verteidigte der BVB seinen Vorsprung und setzte so die Serie mit nun elf Ligaheimsiegen nacheinander gegen den Lieblingsgegner fort. Der Blick des BVB auf die Europapokalplätze nimmt Formen an. So sieht es wohl auch der Trainer Niko Kovac. „Die Entwicklung der Mannschaft“, hob er zum guten Schluss hervor, „nimmt Formen an.“