Sport

Bayern-Basketballer: Die Reise endet in Madrid – Sport | ABC-Z

Es hatte sich Großes angekündigt, damals Anfang Oktober. Zum ersten Euroleague-Spiel im nigelnagelneuen SAP Garden war Real Madrid zu Gast, der FC Bayern siegte damals 97:89, und in den folgenden Monaten zeigte sich: Die Münchner Basketballer können allmählich mit den Besten in Europa mithalten. Am Karfreitag allerdings ist die internationale Spielzeit des FC Bayern nun sang- und klanglos zu Ende gegangen – mit einer Niederlage, 71:93 (33:52), im finalen Playoff-Qualifikationsspiel in Madrid. „Es ist hart“, so fasste Trainer Gordon Herbert diese Saison kurz zusammen. Seine Mannschaft habe viele gute Spiele gezeigt. „Aber heute hat Real von Beginn an eine große Führung erspielt und sie nie aufgegeben.“

Der Tag begann mit einer großen Ehrung für die Bayern, weil ihr Aufbauspieler Carsen Edwards in das All-EuroLeague First Team berufen wurde. Er ist damit erst der zweite Bayern-Spieler nach Vladimir Lucic (2021), dem diese Nominierung zuteilwurde.  Überraschend kam diese Nachricht jedoch nicht, angesichts des Durchschnittswerts von 20,5 Punkten pro Spiel, die der US-Profi erzielt. „Carsen hatte eine herausragende Euroleague-Saison, er hat diese große Auszeichnung absolut verdient“, sagte Herbert.

Geradezu dramatisch war aber, dass fast gleichzeitig die Nachricht von Edwards verletzungsbedingtem Fehlen die Runde machte. Schon im Play-In-Spiel gegen Roter Stern Belgrad am vergangenen Dienstag (97:93 n.V.) hatte er sichtlich unter Schmerzen gespielt. Nun fällt er „in den nächsten Wochen“ aus, wie die Bayern bekanntgaben, sein Zustand soll fortlaufend analysiert werden. Am Abend zeigte sich dann, dass sich Edwards lediglich zehn Stunden vor seinen Mitspielern aus der Euroleague verabschiedet hatte.

Die Schwäche des Teams von Real Madrid, für das Platz sieben am Ende der regulären Saison eher enttäuschend war, war zuletzt offenbar der fehlende Zusammenhalt. Zahlreiche Wortgefechte auf dem Feld legten dies nahe. Im Spiel gegen die Bayern wollte der Euroleague-Rekordmeister aber einiges gutmachen; und die Bayern erwischten gleichzeitig einen völlig verkorksten Start. Während Madrid einen Dreierwurf nach dem anderen versenkte – nach dem ersten Viertel waren es sieben von acht – zeigten die Münchner auffällige Abstimmungsschwierigkeiten: Pässe flogen deutlich am Mitspieler vorbei, Rebound-Positionen waren oft gar nicht besetzt.

Eine Titelchance haben die Münchner noch in der Meisterschaft

Beim Stand von 3:12 nahm Herbert die erste Auszeit, doch es half nichts: Bis zum Schluss erreichten die Bayern niemals mehr auch nur einen einstelligen Rückstand. Mitte des zweiten Viertels wirkte es kurz, als ob sie eine Schwächephase der Spanier ausnützen könnten, Kapitän Lucic provozierte clevere Fouls, Shabazz Napier brachte Tempo ins Spiel. Jetzt sammelten die Münchner häufiger Offensiv-Rebounds ein, verfehlten aber den Korb auch mehrmals aus kurzer Distanz. Vor allem aber konnte niemand die Gefährlichkeit von Carsen Edwards ersetzen, durch die er immer wieder Lücken in die gegnerische Abwehr zu reißen pflegt.

Edwards war mitgereist nach Madrid. Kaugummi kauend, mit ernster Miene musste er auch in der zweiten Halbzeit zusehen, wie Madrid eine Führung um die zwanzig Punkte souverän verteidigte – zur Freude des einstigen Real-Fußballers Raul, der unter den circa 11 000 Zuschauern in der Halle saß. In dieser Phase fiel die Absenz des besten Bayern-Schützen besonders auf. Die Münchner spielten in der Euroleague selten 40 solide Minuten am Stück, oft benötigte es auch eine Aufholjagd, um erfolgreich zu sein – und Aufholjagden sind Edwards Spezialität. So gerieten die beiden Entscheidungsspiele in dieser Woche zu einer repräsentativen Zusammenfassung der gesamten Euroleague-Saison: In der eigenen Halle wächst die Mannschaft bisweilen über sich hinaus, sie feierte insgesamt 14 Siege im neuen SAP Garden. Auswärts allerdings (sechs Siege) war sie oft kein Spitzenteam. Bester Werfer der Bayern am Freitagabend war Shabazz Napier mit 19 Punkten.

Für Real beginnt das Viertelfinale am Mittwoch beim Hauptrunden-Ersten Olympiakos Piräus. Für die Bayern, die auch schon das Halbfinale um den deutschen Pokal verloren hatten, bleibt jetzt nur noch der Bundesliga-Alltag, der am Sonntag mit einem Auswärtsspiel in Hamburg (15 Uhr) weitergeht. Auch wenn Edwards noch länger ausfallen sollte: Alles andere als die Titelverteidigung wäre eine große Überraschung, und ist schon deshalb Pflicht.

Back to top button