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Die EZB senkt die Leitzinsen um einen Viertelprozentpunkt | ABC-Z

Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Das hat die Notenbank am Donnerstag nach der April-Zinssitzung des EZB-Rates mitgeteilt.

Die Entscheidung betrifft alle drei Leitzinsen: Der Einlagensatz, den die Banken für ihre Einlagen bei der Notenbank bekommen und der auch eine gewisse Rolle für die Sparzinsen spielt, sinkt auf 2,25 Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz, den Banken für Kredite von der Notenbank zahlen, wird auf 2,4 Prozent herabgesetzt. Und der Spitzenrefinanzierungssatz für Übernachtausleihungen sinkt auf 2,65 Prozent.

Damit ist die Notenbank von früheren Erwägungen abgerückt, im April womöglich eine Zinspause einzulegen. An der Finanzmärkten war die Zinssenkung zuletzt mit hoher Wahrscheinlichkeit erwartet worden. „Weitere Zinsschritte werden wohl folgen“, sagte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust.

Die Inflation im Euroraum war zuletzt weiter zurückgegangen. Im März lag die Inflationsrate bei 2,2 Prozent, nach 2,3 Prozent im Februar und 2,5 Prozent im Januar.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte als Reaktion auf die neuen Zölle Donald Trumps die Europäer aufgerufen, zusammenzuhalten. Es gelte, die Abhängigkeit Europas von den Vereinigten Staaten zu reduzieren. „Wir befinden uns in einem existenziellen Moment für Europa“, sagte sie. Die Europäer sollten sich gemeinsam auf einen „Marsch in Richtung Unabhängigkeit“ begeben: „Wir müssen jetzt die Zügel in die Hand nehmen.“

Stimmung an den Märkten war umgeschlagen

In der Pressekonferenz nach der März-Zinssitzung hatte Lagarde eine Zinspause im April nicht ausgeschlossen, aber auf die Datenabhängigkeit der Entscheidung verwiesen. Zwischenzeitlich hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg Insider zitiert, die Tauben im EZB-Rat, also die Befürworter einer lockeren Geldpolitik, hielten eine weitere Zinssenkung eigentlich für notwendig, könnten darauf aber eventuell verzichten, wenn die Falken, das sind die Befürworter einer strafferen Geldpolitik, noch mehr Zeit zur Auswertung der Daten benötigten.

Das scheint sich durch die Ereignisse rund um Trump geändert zu haben. Der französische Notenbankchef François Villeroy de Galhau ließ sich zitieren, die Veränderungen seit dem 2. April sprächen „für eine baldige Senkung“. Ähnlich äußerte sich der finnische Notenbankchef Olli Rehn. Auch Äußerungen von Bundesbankpräsident Joachim Nagel wurden in diese Richtung gedeutet. Öffentlich gegen eine Zinssenkung im April ausgesprochen hat sich lediglich das österreichische EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann.

An den Kapitalmärkten sei dieser Zinsschritt weitgehend eingepreist gewesen, sagte Thomas Romig von der Fondsgesellschaft Assenagon. Während die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung noch vor einem Monat bei lediglich 50 Prozent gelegen habe, sei dieser Schritt zuletzt mit 95 Prozent erwartet worden.

Folgen für Sparer in Deutschland

Die Sparzinsen in Deutschland waren zum Teil schon vor der EZB-Entscheidung gesunken. Aus den Erfahrungen mit früheren Zinssenkungen ist aber zu erwarten, dass jetzt noch weitere Banken ihre Zinssätze herabsetzen werden.

Das Internetportal Verivox berichtet nach einem Vergleich der Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen, Sparer bekämen immer weniger für ihr Erspartes. „In den vergangenen Wochen haben die Tagesgeldzinsen ihre Talfahrt nahezu ungebremst fortgesetzt“, sagte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Die Zinsen für bundesweite Angebote lägen nun im Schnitt bei 1,4 Prozent. „Seit dem vorletzten Sommer standen die Zinsen nicht mehr so niedrig wie aktuell“, sagte Maier.

Sowohl bei den Sparkassen als auch bei den regionalen Genossenschaftsbanken sind die Tagesgeldzinsen seit Anfang März um jeweils 0,03 Prozentpunkte gesunken. Im Schnitt zahlen die Sparkassen derzeit 0,48 Prozent. Mit durchschnittlich 0,5 Prozent sind die Zinsen bei den Genossenschaftsbanken geringfügig höher.

Auch beim Festgeld seien die Zinsen über alle Laufzeiten weiter gesunken, berichtet Verivox. Der Durchschnittszins bundesweit verfügbarer Festgeldanlagen mit zwei Jahren Laufzeit liege mit 2,11 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2022. Anders als beim Tagesgeld habe sich der Rückgang der Zinsen hier aber zuletzt deutlich abgeschwächt.

„In ihren Festgeldkonditionen preisen die Banken schon mit einigem Vorlauf ein, wie sich die Zinsen nach ihrer Einschätzung künftig entwickeln werden“, sagte Maier. „Weil die meisten Marktteilnehmer bislang davon ausgingen, dass sich die aktuelle Zinssenkungs-Phase allmählich ihrem Ende nähert, ging es für die Festgeldzinsen zuletzt nur noch moderat nach unten.“

Mit der EZB-Leitzinssenkung dürfte sich auch die Talfahrt bei den Tagesgeldzinsen mit ähnlichem Tempo wie in den vergangenen Wochen fortsetzen, prognostiziert Maier. Wie es beim Festgeld weitergehe, dürfte stark davon abhängen, ob es infolge der aggressiven US-Handelspolitik noch weitere Leitzinssenkungen geben werde.

„Die unberechenbare Zoll-Politik der Trump-Regierung macht die Aufgabe der Notenbanker nicht gerade leichter“, sagte Maier. „Bislang erwarteten die meisten Marktteilnehmer, dass der EZB-Einlagezins nach und nach bis auf etwa 2 Prozent sinken wird.“ Sollten sich nun die Anzeichen verdichten, dass die Zinsen noch stärker sinken werden, könnte es auch beim Festgeld schon bald wieder steiler bergab gehen.

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