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Baeza und Úbeda – Weltkulturerbe | ABC-Z

Die Provinz Jaén ist das Eingangstor Andalusiens. Inmitten endlos scheinender Olivenplantagen ist in den kleinen Orten der Einfluss der kastilischen Nachbarn zu spüren. Weniger maurisch geprägt als Córdoba oder Granada, haben Úbeda und Baeza prachtvolle Renaissancebauten zu bieten, denen die beiden Städte einen Eintrag in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes zu verdanken haben.

Baeza

Auf der Plaza del Populo erhebt sich ein eindrucksvoller Brunnen, die Fuente de los Leones, deren kaum noch zu erkennende Löwen aus den Überresten der iberischen Siedlung Cástulo stammen und im 16. Jahrhundert hierher geschafft wurden. Man geht davon aus, dass die Frauengestalt inmitten des Brunnens Himilce darstellt, iberische Ehefrau des karthagischen Generals Hannibal, des bedeutendsten Strategen der Punischen Kriege, und ursprünglich ihre Grabstätte in Cástulo geziert haben muss.

Fuente Leones Baeza

Umgeben von prachtvollen Gebäuden, fällt der Blick auf die beiden großen Torbögen, die auf den Platz führen, die Puerta de Azacaya, im Volksmund Puerta de Jaén genannt, und den Arco de Villalar. Das linke der beiden Portale ist die Puerta de Jaén, die als Teil der im 15. Jahrhundert unter der Herrschaft Königin Isabel la Católica abgerissenen Stadtmauer, zerstört wurde. Zu Ehren eines Besuchs König Carlos I im Jahre 1526 wurde das historisch bedeutsame Tor, durch das die christlichen Truppen ausgezogen waren, um den von Muslimen bewohnten Süden der Iberischen Halbinsel zu erobern, originalgetreu wieder aufgebaut. Der rechts daneben liegende Arco de Villalar wurde zum Gedenken an einen von Carlos I niedergeschlagenen Kommunarden-Aufstand errichtet.

Puerta de Jaén

Die üppig dekorierte Fassade des Gebäudes, das heute das Fremdenverkehrsbüro beherbergt, wurde im 16. Jahrhundert im Platersco-Stil errichtet. Auf der linken Seite des Platzes befindet sich an der Stelle, an der ursprünglich der Schlachthof und die Metzgerei der Stadt untergebracht waren, heute das Amtsgericht Baezas.

Baeza antigua carninceria

baeza

vitores baeza
Durch schmale Gassen geht es nun ins Herz der Altstadt. Über die kopfsteingepflasterten Straßen gelangen wir zur ehemaligen Universität, einem Gebäude, an dem die roten Lettern der Vitores an die Studenten erinnern, die sich hier nach bestandenen Prüfung stolz mit ihren Initialen verewigt haben. In dem Renaissancebau befindet sich heute zwar eine Schule, doch man kann den Innenhof und den Saal besichtigen, in dem der spanische Dichter Antonio Machado einst Französisch unterrichtete.

Antonio Machado ehem. Universität Baeza

Baeza ehemalige Universität

Nur wenige Schritte weiter erreichen wir einen anderen Platz. Hier erheben sich die kleine, von außen bescheiden wirkende Kirche Santa Cruz und der über und über verschnörkelte Palacio de Jabalquinto, in dem heute die Universität untergebracht ist. Dieser mit reichen Verzierungen spielende spätgotische Baustil, der gotische und mudéjar Strukturen mit nordeuropäischen Einflüssen und Renaissance Elementen verband, nennt man in Spanien auch “gótico isabelino”, weil er unter der Herrschaft der katholischen Königin Isabel I von Kastilien verbreitet war.

baeza-gotico-isabelino

Seinen Namen trägt der Palast nach einem entfernten Cousin des katholischen Königs Fernando, dem Señor de Jabalquinto, Juan Alfonso Benavides Manrique, der das Haus im 15. Jahrhundert errichten ließ.

Fuente Santa Cruz Baeza

Gleich um die Ecke öffnet sich ein weiterer Platz, die Plaza Santa Maria ist das Herz der Altstadt von Baeza. Gegenüber der Catedral de la Natividad de Nuestra Señora befindet sich ein Brunnen. Der Bau der ausgesprochen hübschen Fuente de Santa María, die an einen prächtigen römischen Triumphbogen erinnert, war ein kleines Meisterwerk der Ingenieurskunst und versorgte die im 16. Jahrhundert schnell wachsende Stadt mit fließendem Wasser aus der Meseta de los Llanos.

Nach diesem ersten Bummel durch Baeza nehme ich mir vor, auf jeden Fall noch einmal in den Werken Antonino Machados zu stöbern. Der zur Generación del 98 zählenden Dichter soll die Schönheit und die Stimmung der Stadt in seinen Gedichten eingefangen haben.

baeza orangengarten

Úbeda

Vor zwei Jahren war ich auf einer Andalusien-Reise zum ersten Mal in Úbeda. Eine Stadt, die so ganz anders ist, als man sie sich im Süden Spaniens vorstellt. Neben den Olivenhainen und Plantagen, die mich damals besonders beeindruckt haben, kann man in Úbeda die Bauten des Weltkulturerbes der Menschheit bestaunen.

An der monumentalen Plaza Vázquez de Molina erinnert die prächtige Kapelle el Salvador von ihrer Größe und Pracht an eine Kathedrale. Ebenso wie Baeza erlebte Úbeda im 16. Jahrhundert, als die Katholischen Könige Isabela und Fernando den Süden der Iberischen Halbinseln von den Muslimen erobert hatten, eine grundlegende Umstrukturierung. Statt enger maurischer Gassen, legte man breite Straßen an und errichtete Paläste im damals angesagten Stil der Renaissance, deren Ideen und Ideale aus Italien bis nach Spanien gelangt waren.

Die Sinagoga del Agua, eine verborgene Synagoge mit Mikwe, die unter Wohnhäusern verborgen die letzten Jahrhunderte überlebte, wurde erst 2010 durch Zufall wiederentdeckt.

In der Calle Real, der Hauptstraße durch die Altstadt Úbedas, stoße ich auf die Taberna Calle Melancolía, eine kleine Bar, die mit Namen und Einrichtung die poetischen Texte des spanischen Liedermachers Joaquín Sabina ehrt.

calle melancolia ubeda

In einer Töpferei, der Alfarería Tito, treffen wir Titos Sohn Juan Pablo, der in die Fußstapfen seiner Vaters getreten ist und vor unseren Augen aus einem Klumpen Ton traditionelle Krüge und feine Vasen anfertigt. An seiner Drehscheibe sitzend plaudert er auch gern und erzählt von der Entwicklung der Töpferkunst und die Geschichte seines Vaters Tito.

alfajeria-toepferei Úbeda
alfajeria-toepferei Úbeda

alfajeria-toepferei Úbeda

Begeistert hat mich ein kleines Restaurant, das von außen eher unscheinbar, eine echte Überraschung in sich birgt: Die Cantina La Estación ist ein Traum nicht nur für Eisenbahnfans. Wie im Orient-Express oder besser gesagt, im Al-Andalus, dem luxuriösen Reisezug der RENFE, der durch den Süden Spaniens fährt, fühlt man sich in diesem mit roten Sesseln und Troddeln dekorierten Speisesaal. An den Fenstern rauschen Landschaften echter Zugstrecken vorbei. Aber nicht nur die Einrichtung, auch das Essen ist hervorragend und unbedingt zu empfehlen. Mit dieser spannenden Mischung aus exklusivem Ambiente und köstlichen Speisen hat sich das Restaurant in die Liste der Bib-Gourmand Restaurants des Michelin-Guides gekocht.

restaurant tipp úbeda la cantina estacion

la cantina úbeda

Restaurante Cantina la Estación
Cta. Rodadera 1
23400 Úbeda (Jaén)
cantinalaestacion.com

Cantina Estacion ÚbedaAdressen und Informationen Baeza y Úbeda

Viele Informationen finden sich auf der Website der Oficina de Turismo Baeza und der Oficina de Turismo Úbeda.

Übernachtet habe ich in einem sehr hübschen Hotel in der Altstadt. Die Zimmer verteilen sich auf zwei Etagen rund um einen Innenhof, die Zimmer sind geräumig, die Betten bequem, Frühstück gibt es nebenan in einem kleinen Speiseraum.

Hotel Alvar Fañez
Calle Juan Pasquau 5
23400 Úbeda (Jaén)
hotelalvarubeda.es

Hotel in Úbeda

Taberna Calle Melancolía
Calle Real 57
23400 Úbeda (Jaén)
tabernacallemelancolia.com

Synagoge: Sinagoga de Agua
Calle Roque Rojas 2
23400 Úbeda (Jaén)
sinagogadelagua.com

Alfajeria Tito (Juan Martínez Villacañas “Tito”)
Plaza del Ayuntamiento 12
23400 Úbeda (Jaén)

alfajeria-toepferei Úbeda

 

Hinweis: Pressereise

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