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Sparzwang: Die finanziellen Sorgen von RB Leipzig | ABC-Z

Bei RB Leipzig soll das Budget für Gehälter deutlich sinken. Die Aufwendungen für den Kader müssten sich wieder in einer vernünftigen Größenordnung bewegen, so die Vorgabe. Das betrifft auch die Trainersuche – und macht sie komplizierter.

Die Saison 2019/20 war eine der erfolgreichsten in der Geschichte von RB Leipzig. Platz drei in der Liga, Halbfinale in der Champions League. Damals wendete der Klub knapp 150 Millionen Euro für Personal auf. Inzwischen sind die Kosten auf knapp 200 Millionen Euro explodiert, rund 170 Millionen davon für Spielergehälter. Nun will RB die Spirale stoppen – und das Budget fürs Gehalt senken – in Leipzig herrscht Finanz-Alarm.

Intern heißt es, dass Red Bull die Aufwendungen für den Kader wieder in einer vernünftigen Größenordnung sehen möchte, mit der man bereits die Ziele Qualifikation für die Champions League und K.-o.-Runde der Königsklasse erreicht hat. Schon in den vergangenen Jahren mahnten die Red-Bull-Bosse an, Verträge nur von unumstrittenen Leistungsträgern zu verlängern. Nicht immer wurden die Wünsche erfüllt. Mit Lukas Klostermann und Yussuf Poulsen wurden etwa neue Kontrakte geschlossen.

Die nun angestrebte Gehaltsmarke liegt nach Informationen von „Sport Bild“ bei mindestens 20 Millionen Euro weniger als aktuell – auch, weil Konkurrent Leverkusen mit geringerem Personalaufwand (laut vergangenem DFL-Bericht gut 150 Millionen Euro) erfolgreicher ist als RB. Verpassen die Leipziger in dieser Saison die Champions League, muss noch mehr gespart werden. Dann würde der Verein mindestens weitere 40 Millionen Euro an Einnahmen verlieren.

Spieler wie Timo Werner sollen von der Gehaltsliste

Längst sind intern Sparpläne der Red-Bull-Fußball-Bosse Oliver Mintzlaff, Jürgen Klopp und Mario Gomez mit den RB-Managern Johann Plenge, Florian Hopp und Marcel Schäfer beschlossen. Letzterer weiß, wie Sanierung geht. Im Zuge der Diesel-Affäre war Schäfer beim VfL Wolfsburg mitverantwortlich, die Kaderkosten um mehr als 30 Millionen Euro zu reduzieren. Und das geht nur mit rigorosen Lösungen.

Leipzig will Spieler loswerden – vor allem Großverdiener, von denen keine Leistungssprünge mehr zu erwarten sind. Auf der Streichliste stehen die verliehenen Spieler Timo Werner (29/elf Millionen Euro Gehalt), Eljif Elmas (25/sechs Millionen), André Silva (29/sieben Millionen) und Ilaix Moriba (22/fünf Millionen) sowie die Routiniers Kevin Kampl (34/sechs Millionen), Peter Gulacsi (34/sechs Millionen), Willi Orban (32/sechs Millionen), Poulsen (5,5 Millionen) und Klostermann (sechs Millionen).

Das Problem: Bei anderen Vereinen werden sie kaum auf das bisherige Gehalt kommen. RB muss bei Wechseln wohl Abfindungen zahlen.

Was bisher nicht bekannt ist: Die Leipziger sollen Ablöse-Einnahmen von bis zu 100 Millionen Euro generieren. Daher stehen auch Stars zum Verkauf, die sportlich wertvoll sind. Abgänge von Benjamin Sesko (21/zehn Millionen Euro Gehalt), Xavi Simons (21/zwölf Millionen) oder Castello Lukeba (22/sechs Millionen) würden auch das Gehaltsbudget entlasten.

Einsparpotenzial ist da, aber jeder Spieler muss auch ersetzt werden, und RB will zudem in neue Profis investieren. Ansprüche dabei: jung, physisch stark, erfolgshungrig – und nicht teuer. So liegt das Gehalt von Zugang Ezechiel Banzuzi (20/kam für 16 Millionen Euro aus Leuven) bei nur drei Millionen Euro.

Die Sparzwänge werden auch die Trainersuche beeinflussen. Offenbar hat Wunschkandidat Oliver Glasner keine Ausstiegsklausel in seinem bis 2026 laufenden Vertrag bei Crystal Palace. Als der FC Bayern vergangenen Sommer anfragte, forderten die Engländer 18 Millionen Euro Ablöse. Und: Der Österreicher hat Anfragen von Premier-League-Klubs (u. a. Tottenham), die mehr Gehalt bieten können.

Auch die Optionen Roger Schmidt (zuletzt Benfica) und Matthias Jaissle (zuletzt al-Ahli) werden nicht wie bei ihren vergangenen Verträgen zweistellige Millionen-Summen pro Jahr verdienen können. Beide stehen inzwischen weiter unten auf der Leipziger Trainerkandidaten-Liste. Ein anderer Name rückt weiter nach oben, dessen Gehaltsansprüche deutlich geringer sind. Alexander Blessin genießt große Wertschätzung, hat eine Red-Bull-Vergangenheit (von 2013 bis 2020 Trainer in Leipzigs Nachwuchs) und sorgt mit einer starken Saison beim FC St. Pauli für Aufsehen. Der 51-Jährige hat zumindest Außenseiterchancen auf eine RB-Rückkehr.

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.

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