“The White Lotus” : Wir checken aus | ABC-Z

Ja, von ferne erinnert White Lotus an eine Fernsehserie, allseits beliebt, bestaunt, umrätselt. Sie erzählt von sehr reichen Menschen, die an sehr schönen Stränden nach dem suchen, was sie in ihrem Alltag partout nicht finden: ihr entspannteres Selbst. In Wahrheit allerdings geht es um etwas anderes. In Wahrheit ist White Lotus weniger eine Serie als eine philosophische Studienreise in die Tiefengründe des Seins. Und es kann nicht schaden, die Schriften des Modernekritikers Jean-Jacques Rousseau im Gepäck dabeizuhaben.
Zu besichtigen ist ein Was-wäre-wenn-Experiment: temporäre Selbstauswilderung unter denkbar besten Voraussetzungen. Es ist warm, es gibt wunderbares Essen, für alles, wirklich alles ist gesorgt, keine Feinde in Sicht, nur rauschende Bäume, aufbrausende Wellen, wild quellende Wolken, eine Natur, die ganz bei sich ist. Und also auch den Menschen dazu einlädt, die Hüllen fallen, die Zivilisationszwänge zurückzulassen und die Idee paradiesischer Unschuld neu zu entdecken. Was passiert, wenn es einer Gesellschaft rundum gut geht? Wird sie dann selber gut, wie Rousseau sich das im 18. Jahrhundert ausgemalt hatte? Finden wir Frieden und Glück?