Stil

Alessi, Philippe Starck & Co auf dem Salone del Mobile: Designer gestalten Urne | ABC-Z

Das mit dem Auferstehen ist so eine Sache. Angeblich geht das nur im Ganzen, ist allerdings eine Glaubensfrage. Wer als Katholik von den Toten auferstehen möchte, sollte dies „leiblich“ tun können. Darum spricht sich die katholische Kirche weiterhin für eine Erdbestattung aus, auch wenn sie die Feuerbestattung nicht mehr so rigoros ablehnt wie Papst Leo XIII. im Jahr 1886, als er das Verbrennen eines Toten eine „barbarische Sitte“ nannte. Heute ist die Feuerbestattung so gang und gäbe, dass auf vielen Friedhöfen wieder viel Platz ist und Friedwälder als letzte Ruhestätte unter Bäumen immer beliebter werden.

Dass Leichen verbrannt werden, ist alles andere als neu. Schon in der Jungsteinzeit vergrub man Tote nicht mehr; in Mitteleuropa wurden erste Urnen und Schalen mit menschlicher Asche schon aus der Zeit um 2500 vor Christus gefunden. Und es gab auch schon kunstvoll gestaltete Urnen, zum Beispiel aus Keramik, auf denen das Gesicht des Toten nachgeformt wurde.

Gut 3000 Jahre später begab es sich, dass Alberto Alessi zu einem Abendessen geladen hatte. Unter den Gästen waren auch drei Österreicher: Harald Gründl, Martin Bergmann und Gernot Bohmann. Das Trio hatte sich 1995 zum Designstudio Eoos zusammengeschlossen. Man sprach beim Essen im Jahr 2010 über dies und das, auch über Urnen, die eigentlich nichts anderes seien als Töpfe. Und mit denen kennt sich Alberto Alessi besonders gut aus. Schließlich führt er ein Unternehmen, das sein Großvater Giovanni Alessi 1921 gegründet hatte und das bis heute Haushaltswaren vor allem aus Metall herstellt. Darunter Gefäße in jeder Form und Größe. Nur eben nicht Urnen.

Dabei ist eine Urne laut Definition nichts anderes als ein hohles Gefäß oder ein Topf von eiförmiger oder runder Form mit kreisförmigem Boden. „Wir haben Behälter für unzählige Zwecke gefertigt und dabei ständig versucht, sie schöner, besser konstruiert und perfekt für den vorgesehenen Zweck zu gestalten“, sagt Alberto Alessi. Nur eine Designkategorie habe bisher überraschend wenig Aufmerksamkeit bekommen: das Gefäß zur Aufbewahrung unserer Asche.

Es kam, was kommen musste. Alberto Alessi, der 1970 das Familienunternehmen von seinem Vater Carlo übernommen hatte, bat gleich zehn Designer, Urnen für ihn zu entwerfen. Sie wurden in dieser Woche erstmals unter dem Titel „Der (letzte) Pott“ während der Mailänder Möbelmesse, des Salone del Mobile, vorgestellt.

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