Emissionsfreiheit und Awareness werden für die Filmbranche immer wichtiger – Panorama | ABC-Z

Nein, diese Zeiten, in denen sich zum Beispiel Pferde vor der Kamera noch in den Staub werfen mussten und sich, wie bei der Erstverfilmung von „Ben Hur“ von 1925, dabei das Genick brachen, die wünscht sich niemand zurück. Es hat sich so viel zum Guten gewendet, vor und hinter der Kamera! Man passt deutlich besser aufeinander auf.
Doch mal abgesehen von den Pferden: Der britische Guardian berichtet, dass die Disney-Neuverfilmungen „Arielle, die Meerjungfrau“ und das an der Kinokasse nicht sehr erfolgreiche „Schneewittchen“ zusammen mehr CO₂-Emissionen verursacht hätten als die englischen Flughäfen Birmingham und Luton in einem Jahr. Für den an Nachhaltigkeit interessierten Filmfreund hinterlässt das einen bitteren Nachgeschmack. Und doch: Kino und Streaming sind nun einmal äußerst emissions- und energieintensiv. Vom Wasserverbrauch ganz zu schweigen: Laut einer Studie von Forschern der kalifornischen Riverside-Universität ist das Digital-Zeitalter gerade wegen der unfassbaren Mengen von für Rechenzentren benötigtem Kühlwasser geradezu bedrohlich durstig. Zumindest aber, was die Filmbranche angeht, ist Hoffnung in Sicht: Seit einigen Jahren wird „Green Shooting“ an Filmhochschulen gelehrt. Und die Berlinale ließ bereits 2010 ihren CO₂-Verbrauch ermitteln.
Die Intimsphäre bleibt auch bei offenem Morgenmantel gewahrt
Doch auch im Vergleich zwischen „Schneewittchen“ und der präpotenten Zapfpistolen-Reihe „Fast & Furious“ sieht es laut Guardian zumindest für Disney gar nicht gut aus. Das Drama um den Gift-Apfel der Königin soll emissionstechnisch hier noch schlechter abschneiden als der Benzin-Porno. In Großbritannien sind Unternehmen seit dem Jahr 2019 zur „Umweltberichterstattung“ verpflichtet. Da die US-Produktionen „Schneewittchen“ und „Arielle“ (auch einige „Fast & Furious“-Szenen) in England entstanden, sind die Daten einsehbar. In Deutschland macht die Filmförderungsanstalt seit 2022 ihre finanziellen Hilfen von Maßnahmen zur Nachhaltigkeit beim Filmdreh abhängig. Die Projektgelder der Europäischen Kommission sind bereits seit 2019 daran gekoppelt.
Sicher, besonders nachhaltig war die Unterhaltungsbranche eigentlich noch nie (Stummfilmstar Buster Keaton ließ für einen einzigen Gag in „The General“ eine Lokomotive von einer Brücke in einen Fluss stürzen). Und doch zeigte man sich immer wieder lernbereit! Auch in Sachen Achtsamkeit. Wenn etwa kürzlich in Folge fünf der dritten Staffel der Streaming-Gesellschaftssatire „The White Lotus“ zu sehen war, wie der Penis eines Mannes diesem kurz aus dem Morgenmantel entwischte, so handelte es sich hierbei, wie auch die BBC bemerkte, keineswegs um das anatomische Original, sondern: um eine Prothese. Niemand soll – auch darauf wird heute zum Glück deutlich mehr geachtet als früher – am Filmset Schaden nehmen.
Und doch: Kleine Ausreißer (in der US-High-School-Serie „Euphoria“ wurden während einer Szene in einer Umkleidekabine mindestens 30 echte Penisse gezählt) bestimmen weiterhin die Regel. Und gerade sie sind im Interesse der Macher, welche sich so für ihre Produktion zusätzliche Aufmerksamkeit versprechen. Am besten natürlich emissionsneutral und total bio. Green Shooting eben.