„Spielt in Putins Mannschaft“: Estnischer Minister will Orbán Stimmrecht entziehen | ABC-Z

Viktor Orbán soll nach dem Willen Estlands sein Stimmrecht bei EU-Entscheidungen verlieren. Der Außenminister hält das Verhalten des Ungarn für gefährlich für die europäische Sicherheit. Schon bald steht eine Entscheidung über 240 Milliarden Dollar russisches Vermögen an.
Der estnische Außenminister Margus Tsahkna hat genug von den Einzelgängen des ungarischen Regierungschefs Viktor Orbán. Er forderte die EU zu einer härteren Gangart mit 61-Jährigen auf.
Im Interview der „Rheinischen Post“ warf er Orbán vor, er spiele nur dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Hände. „Wir haben mit Ungarn ein sehr schwaches Land, dass in Putins Mannschaft mitspielt. Nicht in unserer europäischen.“ Zuletzt hatte Orbán bei der Verlängerung von Sanktionen gegen russische Staatsbürger mit seinem Veto Ausnahmen für vier Personen erzwungen, darunter den Sportminister.
Tsahkna schlug vor, dem Ungarn bei wichtigen Entscheidungen, etwa zur europäischen Außen- und Sicherheitspolitik, befristet das Stimmrecht zu entziehen. Dazu biete Artikel 7 des Vertrags über die Europäische Union die Möglichkeit, wenn die Sicherheit Europas und die der anderen Mitglieder gefährdet sei, sagte Tsahkna. „Das ist also genau das, was Orbán tut.“
Der Außenminister Estlands rief zudem dazu auf, eingefrorenes russisches Vermögen einzuziehen, um es für die Unterstützung der Ukraine zu nutzen. „Wir haben eingefrorene, immobile Vermögenswerte in Europa im Wert von 240 Milliarden und mehr. Das russische Zentralbankgeld liegt überwiegend in Belgien“, sagte er.
Alle sechs Monate müsse über die Verlängerung der Sanktionen entschieden werden. Und jedes Mal sei die Zustimmung Ungarns dafür nötig. „Sollten sie das im Juni blockieren, laufen nicht nur die Sanktionen aus, dann müssten wir Putin die 240 Milliarden Euro aushändigen.“
Um gegenüber der europäischen Bevölkerung deswegen nicht in Erklärungsnot zu geraten, sollten diese Vermögenswerte beschlagnahmt werden. Dazu gebe es rechtliche Möglichkeiten, so der Minister. „Wir können doch nicht von unseren Steuerzahlern Geld verlangen, um die Ukraine zu unterstützen, und nicht von Russland, das der Aggressor ist.“ Russland hatte sein Nachbarland vor gut drei Jahren überfallen.
dpa/sebe