Putzbrunn: Fusion von GPP und FWG zur UBV – Landkreis München | ABC-Z

Einst standen sie sich als erbitterte Rivalen gegenüber, nun machen sie gemeinsame Sache: Die beiden überparteilichen politischen Vertretungen in Putzbrunn tun sich zusammen. Die Gemeinschaft pro Putzbrunn (GPP) und die Freie Wähler Gemeinschaft (FWG) fusionieren zur Unabhängigen Bürgervereinigung Putzbrunn (UBV). Dieses Bündnis avanciert direkt zur stärksten Fraktion im Gemeinderat: Mit nunmehr acht von 20 Mandatsträgern überflügeln sie die CSU (sechs Sitze), Grüne und SPD sind mit jeweils drei Personen im Gremium vertreten.
Dem Zusammenschluss seien intensive Gespräche vorausgegangen, schreibt die UBV Putzbrunn in einer Pressemitteilung. Man wollte sich zukunftsfähig aufstellen, was insbesondere wegen des Mangels an ehrenamtlich engagierten Bürgern, vor allem in der Lokalpolitik, dringend erforderlich sei. Weil man sich frühzeitig gut für die Kommunalwahl im Frühjahr 2026 wappnen wolle, habe das Vorhaben seit 2024 Fahrt aufgenommen. „Allen Beteiligten war dabei wichtig, dass es sich um eine Fusion auf Augenhöhe handelt – keine Übernahme, sondern eine gleichberechtigte Verschmelzung mit neuem Namen und Logo“, heißt es in der Pressemitteilung.
Robert Böck, bisher Fraktionsvorsitzender der GPP, übernimmt diese Funktion nun in der kombinierten Fraktion, sein Stellvertreter wird Josef Jakob, der bislang der FWG-Fraktion vorstand. Die weiteren Gemeinderäte der UBV sind die Dritte Bürgermeisterin Martina Hechl, Walter Hois, Michael Schultz, Florian Valbert (alle bisher GPP), Martin Adler und Thomas Jungwirth (beide bisher FWG). „Noch müssen ein paar formelle Dinge geschehen“, sagt Böck auf SZ-Nachfrage. Dabei gehe es um den „Verschmelzungsvertrag“ der beiden Gruppierungen zu einem einzigen eingetragenen Verein. Dieser Vertrag müsse notariell beglaubigt werden. „Das ist ein Riesen-Zirkus“, so Böck.
Sobald dieser Prozess erledigt sei, werde man sich zur Frage nach einem Bürgermeisterkandidaten für die Wahl 2026 äußern. „Wir haben einen Kandidaten im Blickfeld und gehen davon aus, dass wir jemanden ins Rennen schicken werden“, sagt Böck. Damit wird es also höchstwahrscheinlich zumindest einen Gegner für den designierten CSU-Kandidaten Tobias Stokloßa geben. Der CSU-Ortsverband hat bereits angekündigt, seinen Vorsitzenden nominieren zu wollen, sobald der aktuelle Rathauschef Edwin Klostermeier (SPD) seine vorzeitige Entlassung offiziell beantragt hat, das werde er im Mai tun, wie er der SZ sagte. Klostermeier war bei der Bürgermeisterwahl 2024 mit der Maßgabe angetreten, nur noch für zwei Jahre zu amtieren.
Die CSU und der Bürgermeister sehen die Fusion der Konkurrenz gelassen
Dass die Fusion von GPP und FWG einschneidende Konsequenzen für die kommende Wahl haben könnte, sieht Stokloßa nicht: „Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen, ob über der jeweiligen Person GPP, Freie Wähler oder UBV steht, ist egal.“ Was die Arbeit im Gemeinderat angeht, erwarte er zwar „mehr Geschlossenheit“ in einer verschmolzenen Fraktion, es sei aber letztendlich schon jetzt so, dass die beiden freien Gruppen meistens miteinander stimmten. „Auch wir von der CSU haben ja manchmal die gleichen Ansätze, da erwarte ich keinen großen Umschwung“, so Stokloßa. Auch Bürgermeister Klostermeier sieht die Fusion gelassen: „Ich denke nicht, dass es da große Veränderungen gibt, die stimmen eigentlich immer gemeinsam, da gibt es bestimmt schon länger Absprachen“, so der SPD-Politiker.
Dass sich GPP und Freie Wähler in Putzbrunn so nahestehen, war keineswegs immer so: Vor etwa 20 Jahren, als Klostermeiers Vorgänger Josef Kellermeier noch im Rathaus das Sagen hatte, gründete sich die GPP vor allem aus Opposition zu Kellermeier. Der wiederum trat aus der CSU aus, ließ sich damals bis zu seinem Rücktritt wegen uneidlicher Falschaussage 2005 von den Freien Wählern tolerieren und trat 2012 überraschend noch einmal zur Wahl an – damals als parteifreier Kandidat, aber mit Unterstützung einiger Putzbrunner FWG-Politiker. Im Gegensatz dazu sprach sich die GPP seinerzeit für den späteren Wahlsieger Klostermeier aus.
Die neue Gruppierung wird nicht den Freien Wählern von Hubert Aiwanger beitreten
Mittlerweile habe sich die politische Landschaft verändert, die Differenzen seien in den Hintergrund getreten, heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung. „Heute zählt für die Bürger nicht, was einmal war, sondern was jetzt wichtig ist – eine lösungsorientierte Politik für ein lebenswertes Putzbrunn.“ Robert Böck ergänzt: „Die Gemeinderäte beider Fraktionen verstehen sich auch privat sehr gut und den Bürger interessiert doch heute nicht mehr, was vor vielen Jahren gewesen ist.“
Eines stellt der bisherige GPP-Sprecher fest: Nach dem Zusammenschluss wird die neue UBV nicht in den Kreisverband München-Land der Freien Wähler eintreten. Diesem hatte die FWG Putzbrunn laut der Homepage des Kreisverbandes angehört. Man wolle unabhängig von Parteichef Hubert Aiwanger bleiben, deshalb komme eine solche Eingliederung „nicht infrage“, betont Böck.