Bayern prüft flächendeckend Deutschkenntnisse von Kindern | ABC-Z

Seit Anfang dieser Woche werden in Bayern erstmals die Deutschkenntnisse derjenigen Kinder erhoben, die in eineinhalb Jahren in die Schule kommen. So soll frühzeitig vor der Einschulung auf etwaige sprachliche Defizite reagiert werden können. Die flächendeckenden Sprachtests sind nach Einschätzung des Kultusministeriums gut angelaufen. Für eine erste Bilanz sei es aber noch zu früh, hieß es auf Anfrage.
Bis Anfang Mai haben deshalb Zehntausende Kinder einen Termin bei ihrer zuständigen Grundschule, wo Fachleute mit einem kindgerechten, kurzen Test die sprachlichen Fähigkeiten abklären. Das Screening wurde zusätzlich zu den schon länger vorgesehenen Einschätzungen der Kindertagesstätten und der Schuleingangsuntersuchung eingeführt. Es soll verhindern, dass Kinder durch das Raster rutschen – etwa, weil sie keinen Kindergartenplatz bekommen haben.
Nach den bisherigen Erfahrungen hat laut Ministerium rund ein Drittel der Kinder einen Sprachförderbedarf. Es müssen aber nicht alle Kinder tatsächlich zum Test erscheinen: Ausgenommen sind all jene, denen eine staatlich geförderte Kita eine ausreichende Sprachkompetenz bestätigt hat – sofern die Eltern die Bescheinigung auch bei der Schule abgegeben haben. Kinder in einer schulvorbereitenden Einrichtung oder einer heilpädagogischen Tagesstätte sind ebenfalls von der Verpflichtung ausgenommen.
„Unser Ziel ist, dass wir jedes Kind, das einen Sprachförderbedarf hat, identifizieren und den Kindern die Förderung zukommen lassen, die sie brauchen, um gut in die Schulzeit zu starten“, erläutert die Leiterin des Grundschulreferats im Kultusministerium, Maria Wilhelm. Hapert es sprachlich zu arg, werden die Eltern verpflichtet, das Kind in einer Kita mit integriertem Vorkurs Deutsch anzumelden, in dessen Rahmen es 240 Stunden Deutschunterricht erhält.
Schulleiterin Bettina Aufhauser hält dieses Vorgehen für sinnvoll. Sie leitet die Münchner Grundschule am Ravensburger Ring, von ihren 500 Schülern haben 80 Prozent einen Migrationshintergrund. „Sprache ist der Schlüssel zu allem im schulischen Kontext“, betont sie. Das gehe schon mit einfachen Handlungsanweisungen los. „Zieh die Schuhe aus, nimm den gelben Stift“ – wer so etwas nicht verstehe, hinke den anderen immer hinterher und könne den inhaltlichen Erklärungen der Lehrkraft erst recht nicht folgen.