Astronomen entdecken 128 neue Monde – entstanden durch gewaltsame Kollision? | ABC-Z

Berlin. Damit steigt die Zahl der Saturn-Monde auf 274. Wissenschaftler vermuten, dass sie das Resultat einer gigantischen Kollision sind.
Der Saturn ist seit kurzem der offizielle „Mond-König“ unseres Sonnensystems. Astronomen entdeckten über die letzten Jahre 128 neue Monde, die den Planeten umkreisen. Damit kommt der Saturn auf eine erstaunliche Gesamtzahl von 274 Monden – mehr als zweimal so viele Monde wie alle anderen Planeten des Systems zusammen.
Forscher vermuten, dass die vielen Trabanten das Ergebnis eines Zusammenstoßes sind, der Trümmer in die Umlaufbahn des Saturns schleuderte, heißt es in einem Statement. Die Entdeckung des internationalen Forschungsteams aus Taiwan, Kanada, den USA und Frankreich wurde am Dienstag offiziell von der zuständigen Internationalen Astronomischen Union (IAU) anerkannt.
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Saturn hat mehr Monde als Jupiter
Zuvor galt der Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems, als Besitzer der meisten Monde. Die Wissenschaftler nutzten das Canada-France-Hawaii Teleskop, um in einem Zeitraum zwischen 2019 und 2021 den Nachthimmel genau zu beobachten und zu kartografieren. Mithilfe mehrerer Bilder, die sie übereinander legten, konnten sie auch kleinere Himmelskörper identifizieren – darunter 62 neue Trabanten des Jupiters.
„Mit dem Wissen, dass es sich dabei wahrscheinlich um Monde handelte und es wahrscheinlich noch weitere zu entdecken gab, haben wir 2023 drei Monate in Folge dieselben Himmelsfelder erneut besucht“, zitiert das Statement den leitenden Forscher Dr. Edward Ashton, Postdoktorand am Institut für Astronomie und Astrophysik der Academia Sincia in Taiwan. „Und tatsächlich fanden wir 128 neue Monde. Basierend auf unseren Prognosen glaube ich nicht, dass Jupiter das jemals einholen wird.“
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Monde könnten durch eine Kollision entstanden sein
Die meisten der neuen Monde sind nur einige wenige Kilometer groß und sind wahrscheinlich Fragmente einer kleineren Zahl von Monden, die von einer gewaltsamen Kollision – entweder mit anderen Saturn-Monden oder vorbeiziehenden Kometen – auseinander gebrochen wurden. Dafür spricht die ungewöhnlich hohe Anzahl der Monde.
Die Kollision könnte sich erst vor 100 Millionen Jahren zugetragen haben, glaubt Dr. Brett Gladman, ein Astronomie-Professor an der University of British Columbia, der ebenfalls an der Forschung beteiligt war. Ein Umstand, der die These unterstützt, ist, dass die meisten der kleinen Monde in der Nähe der sogenannten Mundilfari-Gruppe , einer Ansammlung von Saturn-Monden, entdeckt wurde. Die Gruppe sei wegen ihrer Anzahl und Größe der wahrscheinliche Schauplatz einer Kollision.
Die faszinierendsten Monde des Sonnensystems
Das Sonnensystem beherbergt eine beeindruckende Vielfalt an Monden, die um die Planeten kreisen. Zu den bekanntesten Monden des Sonnensystems zählen die vier Galileischen Monde des Jupiter: Io, Europa, Ganymed und Kallisto. Sie wurden bereits 1610 von Galileo Galilei entdeckt und gehören zu den größten Monden im Sonnensystem.
Ganymed ist mit einem Durchmesser von etwa 5.268 km der größte Mond im Sonnensystem und besitzt sogar ein eigenes Magnetfeld. Europa ist bekannt für seine eisige Oberfläche, unter der sich ein globaler Ozean befinden könnte, der möglicherweise lebensfreundliche Bedingungen bietet. Io ist der vulkanisch aktivste Himmelskörper im Sonnensystem, mit zahlreichen aktiven Vulkanen, die Schwefelverbindungen in die Atmosphäre schleudern.
Kallisto ist einer der ältesten Himmelskörper mit einer von Kratern übersäten Oberfläche, die wenig geologische Aktivität zeigt. Der Saturnmond Titan ist der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und der einzige, der eine dichte Atmosphäre besitzt. Seine dichte Stickstoffatmosphäre und die darauf existierenden Seen aus flüssigen Kohlenwasserstoffen machen ihn zu einem der interessantesten Monde für die Erforschung.