Kinotipp der Woche: Besitz ergreifend | ABC-Z

Eine kleine Filmreihe im Programmkino Z-inema präsentiert bis zum 25. März ein paar Horrorfilme unter dem Titel „Besessen“. Wer hier nun an Filme denkt, in denen böse Geister, unheimliche Mächte und Dämonen von Menschen Besitz ergreifen und diese manipulieren, liegt genau richtig. In allen drei Filmen, die gezeigt werden, geht es genau um so etwas.
Allerdings hat man das Gefühl, dass hier nicht einfach nur drei ordentliche Schocker mit einer ähnlichen Thematik ausgesucht wurden, sondern dass man diesen ruhig auch ein paar politische Botschaften entnehmen darf. In allen drei Filmen werden Menschen von unheimlichen Kräften heimgesucht, die versuchen, in diese einzudringen und sie fremdzusteuern. Versuche, gegen die feindliche Übernahme anzugehen, gestalten sich als äußerst schwierig bis unmöglich.
Denn die bösen Geister sind hinterlistig, täuschen und nutzen die Schwächen ihrer Opfer aus, um sich diese gefügig zu machen. Je mehr man sie gewähren lässt, desto stärker gewinnen sie an Kraft und Einfluss, sie werden dann immer stärker und noch stärker. Man bekommt so den Eindruck, dass die Ungeheuer und Inkarnationen des Bösen, die in den Filmen der „Besessen“-Reihe auftauchen, wie Metaphern auf Leitfiguren des gegenwärtigen Rechtspopulismus wirken, die gerade überall auf der Welt die Menschen belügen, betrügen und umschmeicheln. Und gegen die derzeit auch niemand ein wirkungsvolles Rezept hat.
„Besessen“, Z-inema in der Z-Bar, Bergstr. 2; „Possession“: 18. 3., Engl. OV/OmdU, 20 Uhr; „The Wind“ (R: Emma Tammi, USA 2018): 25. 3., OV, 20 Uhr
In Andrzej Zulawskis Kultfilm „Possession“ (1981) ist Berlin der Ort, wo eine seltsame Kreatur heranwächst, die die Fähigkeit besitzt, Menschen in ihren Bann zu ziehen, um irgendwann aus ihrem Versteck zu kriechen, um endlich Unheil in großem Stil anrichten zu können. Der Film spielt in einem Mauerstadt-Berlin, das kalt und abweisend wirkt. Die Mauer, die die Stadt teilt, taucht immer wieder auf, sie erinnert an den Wahnsinn des Dritten Reichs, an die totale Entfesselung von Zerstörungswut und Grausamkeit, als deren Folge sie erbaut wurde.
Im Schatten der Mauer, unweit des Todesstreifens, wächst das Monster heran, bis es Menschengestalt angenommen hat und am Ende des Films ist klar, dass in Berlin, in Deutschland, das Unheil von einst nun in neuer Form wiederkehrt. Genau so, wie es aktuell, dieses Mal in Gestalt einer extrem rechten Partei, die sich immer weiter ausbreitet, erneut der Fall zu sein scheint.
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Dass die weiteren Filme der „Besessen“-Reihe aus Argentinien und den USA kommen, ist bestimmt auch kein Zufall. In dem einen Land regiert derzeit der Kettensägen-Präsident, in dem anderen mit Donald Trump und Elon Musk dessen geistige Freunde. Alles von sich selbst Besessene, die jeden fertig machen, der sich ihnen entgegenstellt.
„The Wind“ (2018) spielt irgendwo in der Einöde Amerikas im 19. Jahrhundert. Das Land ist im Griff von Dämonen, die sich die Siedlerin Lizzy greifen, die sich gemeinsam mit ihrem Ehemann in der Einöde eigentlich ein gutes Leben aufbauen möchte. Sie sieht die Gefahr, aber Widerstand ist letztlich unmöglich.
Ähnlich läuft es in „When Evil lurks“ (2023) aus Argentinien. Hier wächst der Dämon langsam in einem Menschen heran, getragen von dem Wunsch, seine volle Macht irgendwann in seiner wahren Gestalt erreichen zu können. Ein paar Menschen in dem Kaff erkennen die Gefahr. Sie wissen, dass sie nun handeln müssen. Aber sie müssten es eigentlich auf die richtige Weise tun, wozu sie dann natürlich nicht fähig sind. Keine Elektrizität verwenden, so lautet in diesem Film beispielsweise eine der Regeln, um mit dem unheimlichen Formwandler fertig zu werden. Und: Niemals auf den Dämonen schießen, das macht ihn nur noch gefährlicher. Aber kaum jemand in den Filmen folgt diesen Handlungsanweisungen aus dem Buch der Dämonenbekämpfung. Die Menschen sind einfach nicht fähig, sich der wachsenden Bedrohung adäquat zu erwehren.
Auch was wir in den letzten Jahren dem weltweit wachsenden Rechtsextremismus entgegengestellt haben, hat ihn scheinbar nur gefüttert. Das sind keine gute Aussichten für den Kampf, wie er nun gegen die Politik von Alice Weidel, Javier Milei und Donald Trump geführt werden müsste.