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Die Ost-Marke zeigt, wie’s geht: Der neue Star im VW-Konzern heißt Skoda | ABC-Z


Die Ost-Marke zeigt, wie’s geht

Der neue Star im VW-Konzern heißt Skoda

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E-Auto-Flaute, Absatzkrise in China, Standort Deutschland zu teuer. Dazu das Damoklesschwert US-Zölle – an Problemen mangelt es bei VW nicht. Doch es gibt einen Lichtblick: Skoda. Ausgerechnet die einst belächelte Marke ist heute Vorbild für den gesamten Konzern.

Hohe Umbaukosten und der harte Wettbewerb in China haben tiefe Spuren in der Konzernbilanz von Volkswagen hinterlassen. Unter dem Strich verdiente der Konzern 2024 ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. Während Volkswagen immer tiefer in die Krise zu rutschen droht, lässt der Erfolg der Tochter Skoda aufhorchen.

Die tschechische Marke, die seit 1991 zum VW-Konzern gehört, ist eine der bemerkenswertesten Erfolgsgeschichten der Automobilbranche. Damals als Hersteller billiger, aber qualitativ minderwertiger Autos belächelt, mauserte sich Skoda in den vergangenen Jahren sukzessive zu einer der erfolgreichsten Marken des Konzerns. Das Erfolgsrezept: qualitativ gute Autos zu einem fairen Preis.

Während andere Marken des VW-Konzerns unter den Folgen des Dieselskandals und den Herausforderungen des Elektroauto-Zeitalters leiden, konnte Skoda seine Marktposition kontinuierlich ausbauen. Dabei hat der Autobauer einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: „Die Kostenstrukturen bei Skoda in Tschechien sind deutlich niedriger als in Wolfsburg“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer im Gespräch mit ntv.de.

Technologisch hochwertig wie ein VW

Einst als Billigmarke geplant, sei Skoda heute zwar günstiger, aber technologisch auf Augenhöhe mit der Marke VW. Das komme bei den Kunden an. „Alle Skoda-Fahrzeuge haben ein eigenes Design, aber dahinter steckt immer VW-Technologie mit einer Hochwertigkeit, die man früher von der Marke nicht kannte“, sagt Dudenhöffer. „Viele VW-Fahrer sind deshalb im Laufe der Zeit vom Golf oder Passat auf den Octavia umgestiegen.“ Skoda sei deshalb heute eher mit Volvo als mit Dacia zu vergleichen.

Skoda hat eine rasante Entwicklung seit der Übernahme durch den VW-Konzern vor fast 25 Jahren hinter sich. Im Jahr 2000 lief noch der Felicia – ein Brot-und Butter-Auto – vom Band, das auf einer Vorwende-Konstruktion basierte. Skodas hatten den Ruf einfach, aber robust zu sein. Seitdem habe sich das Unternehmen nicht nur erfolgreich an den Bedürfnissen der Kunden orientiert und schon früh erfolgreich SUV-Modelle entwickelt. Auch die Transformation zur E-Mobilität sei schnell gelungen, so Dudenhöffer.

Mit einem Absatz von mehr als 900.000 Fahrzeugen im Jahr 2024 hat Skoda unter den Volumenmarken des Konzerns das größte Absatzplus erzielt. Die Auslieferungen konnten um rund sieben Prozent gesteigert werden. Zwar sei die Marke VW heute immer noch größer, aber der Autobauer mit seinen Erfolgsmodellen Octavia, Fabia sowie den SUVs Kodiaq und Kroq sei erfolgreicher. „Skoda ist auch erfolgreicher als Porsche, weil alle Marken außer Skoda noch mitten in der Transformation stecken.“

„Ein sportliches, aber nicht überhebliches Image“

Der Imagewandel vom tschechischen Underdog zum ernsthaften Konkurrenten auch für etablierte Marken wie Ford oder Opel begann schleichend vor 10 bis 15 Jahren. Die konsequente Qualitätsstrategie sei von cleverem Marketing begleitet worden, so Dudenhöffer. Skoda habe sich beispielsweise beim Sponsoring bewusst auf Radrennen und die Tour de France konzentriert. Eine Entscheidung, die die Marke in der Wahrnehmung der Kunden deutlich gestärkt habe. „Radsport spricht die breite Bevölkerung an, ist nicht so elitär wie Golf“, sagt der Leiter des CAR – Center Automotive Research. So werde die Marke Skoda als sportlich, aber nicht überheblich wahrgenommen. Das Image von VW sei im Vergleich zu Skoda „kühler“.

Auch das Vertriebsmodell hat aus Sicht des Autoexperten zum Markenaufbau beigetragen. Ein Skoda steht beim Händler direkt neben einem teureren VW, wird also im Showroom genauso edel präsentiert. So falle es den Kunden leichter, von einer Marke zur anderen zu wechseln, sagt Dudenhöffer. „Vor allem, wenn sie merken, dass ein attraktives Auto mit VW-Technik günstiger zu haben ist.“ Auch die Entscheidung, frühzeitig in Märkte wie Indien oder Vietnam zu expandieren, habe Skoda geholfen, so der Experte weiter. Der Platzhirsch VW erlaube Skoda langsam, auch in andere asiatische oder osteuropäische Länder vorzudringen, die VW bisher als seine Märkte deklariert habe.

Immun gegen Trumps Zölle

Skoda punktet derzeit aber auch mit einer ganz anderen Besonderheit: Der Autobauer verkauft keine Autos in die USA. Trumps Zollkrieg trifft Skoda also nicht. In einer Zeit, in der die Automobilindustrie von Unsicherheit geprägt ist, ist die VW-Tochter damit nicht nur eine wichtige, sondern auch eine vergleichsweise sichere Einnahmequelle.

Skoda, die einst belächelte Ostmarke, die heute längst nicht mehr als tschechische, sondern deutsche Marke verstanden wird, hat sich vom hässlichen Entlein zum weißen Schwan im Konzern gewandelt und bewiesen, dass man auch in schwierigen Zeiten erfolgreich sein kann. Die Eifersüchteleien im Konzern – ein Erbe aus der Zeit von Ferdinand Piëch, der die Marken Skoda und Audi aufbaute -, das Naserümpfen über Skoda und die von Martin Winterkorn geschürte Wettbewerbskultur zwischen den Marken gehören der Vergangenheit an. „Die Zeiten, in denen sich die Welt in Wolfsburg ausschließlich um die Marke VW drehte, sind vorbei“, sagt Dudenhöffer. „Heute braucht der gesamte Volkswagen-Konzern mehr Skoda-Gene.“

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