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Spieler des Jahres in der DEL: Leo Pföderl und ein Schluck Quasselwasser | ABC-Z

Stand: 10.03.2025 23:22 Uhr

Die Hauptrunde ist vorbei, und wie in jedem Jahr hat die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) die herausragenden Akteure der vergangenen sechs Monate gewählt und ausgezeichnet. Spieler und Stürmer des Jahres wurde Leonhard Pföderl von den Eisbären Berlin.

Zum besten Torhüter wurde erneut Kristers Gudlevskis aus Bremerhaven gekürt, und der unstrittig stärkste Verteidiger war ein DEL-Newcomer: Der Franko-Kanadier Alex Breton vom Klassenprimus ERC Ingolstadt, dessen Trainer Mark French die Auszeichnung „Trainer des Jahres“ zugesprochen bekam.

Recht groß, ziemlich kräftig, lacht gerne

Leo Pföderl, den kein Mensch, der etwas von ihm erfahren möchte, jemals mit „Leonhard“ ansprechen würde, ist ein Eishockeyspieler, wie ihn Kinder in ein Bilderbuch malen würden. Er ist recht groß, ziemlich kräftig, lacht gerne und schießt noch lieber Tore oder bereitet welche vor. Leo Pföderl ist so ein Typ, mit dem man ein Maibaum aufstellen möchte, weil er lachend die ganze Arbeit allein machen könnte. Und wahrscheinlich auch würde.

Kein gesprächiger Typ

Aber: Leo Pföderl ist nicht der Typ, der gerne mit Fremden spricht. Wenn seine Eisbären aus Berlin ein Spiel gewonnen haben oder vielleicht auch die deutsche Nationalmannschaft, dann wird der Leo später in der Interviewzone von den Journalisten meistens durchgewunken. Was eigentlich schade ist, denn Pföderl schießt ja ziemlich oft auch entscheidende Tore. Allein in der DEL sind es jetzt schon 255.

Es gibt kaum zehn Spieler, die das in der Geschichte der höchsten deutschen Liga hinbekommen haben. An 255 Worte aus dem Mund von Leo Pföderl kann sich dagegen kaum jemand erinnern.

Berliner Powerhockey

Die Auszeichnungen, die ihm nun im „Wartesaal am Dom“ in die großen Hände gedrückt wurden, haben zweifelsohne ihre Richtigkeit. Nach absoluten Zahlen war sein Vereinskollege Ty Ronning zwar um zehn Tore besser, aber wenn die DEL ihre Besten kürt, dann darf der Heimvorteil schon auch eine Rolle spielen. Jedenfalls erlebt der Pföderl bislang seine nächste erstaunliche Saison, erzielte 27 Tore und bereitete 45 vor, und hievte die Eisbären auf einen stabilen zweiten Platz nach der Hauptrunde.

Es ist keine gute Nachricht für die noch verbliebenen Mannschaften, dass Pföderl dafür bekannt ist, in den Playoffs noch mal eine Schippe draufzulegen. Er hat schon Meisterschaftsrunden entschieden, entwickelte sich dabei oft mit einer inneren Zwangsläufigkeit zum wertvollsten Spieler und scheint dem Druck stets standzuhalten als wäre er selbst ein Maibaum auf dem Dorfplatz, dem auch ein überraschender Frühjahrssturm nichts anhaben kann.

„Ich find’s halt einfach schön, Druck zu haben“, sagt Pföderl im Gespräch mit der Sportschaus. Und normalerweise wäre das die Antwort gewesen. Nach einer kurzen Pause macht der gebürtige Bad Tölzer, dem man seine 31 Lebensjahre kaum ansieht, aber einfach weiter. „Du merkst ja dann in den Playoffs: Jetzt geht es um die Wurst. Und darauf wartest du ja 52 Spiele lang. Bei den Playoffs schauen alle zu. Dass es jetzt wirklich um etwas geht, finde ich schon was Schönes.“

Eine Antwort, die beinahe die 255 Worte-Grenze kratzt.

„Dafür bin ich ja da“

Und einmal in Fahrt gibt der Pföderl noch so etwas wie sein Betriebsgeheimnis preis: „Ich will im ersten Spiel ein Tor schießen. Und wenn ich im ersten Spiel drei schieße, dann will ich im nächsten wieder eins schießen. Und wenn ich keins schieße, will ich im nächsten erst recht eins schießen“, hier macht der Eishockeyspieler wieder eine kurze Pause, lächelt und sagt noch: „Dafür bin ich ja da.“

„Leo ist kurz und knackig“

So einfach ist das mit Leo Pföderl. Auch für die Trainer. Für Eisbären-Trainer Serge Aubin und für den Bundestrainer Harry Kreis, der im ehemaligen Wartesaal des Kölner Hauptbahnhofs eine kurze Laudatio hielt. „Kurz und knackig, weil der Leo ja auch so ist…“

Da ahnte Kreis allerdings noch nichts davon, dass Leo Pföderl an diesem Abend für seine Verhältnisse reichlich Quasselwasser getrunken hatte. In Berlin bekommt er übrigens nach den Heimspielen, vorzugsweise nach den gewonnenen natürlich, vom Eismeister ein Bier aus seiner bayerischen Heimat in die Hand gedrückt.

Eines Tages zurück nach Bayern

Und überhaupt ist das mit der Heimat und dem Vermissen des Bayerischen ja so eine Sache in Pföderls Leben. „Ich habe in Berlin das Beste aus zwei Welten“, sagt er und noch einen Vertrag bis 2029, möchte man hinzufügen. „Berlin – das passt so weit. Aber irgendwann geht’s ganz sicher wieder in die bayerische Heimat.“

Dann lächelt er noch einmal kurz und versonnen. Spätestens jetzt wird klar, was Bundestrainer Harry Kreis damit meinte, als er von „Leos Ernsthaftigkeit“ sprach, „die immer auf einem inneren Lächeln ruht“.

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