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Gewichtszunahme im Alter: Ursachen und Krankheitsrisiken | NDR.de – Ratgeber | ABC-Z

Stand: 06.03.2025 08:58 Uhr
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Ab 40 nehmen Frauen und Männer meist zu. Häufige Ursachen sind Veränderungen im Hormonhaushalt und ein Abbau der Muskulatur. Die Gewichtszunahme im Alter kann Folgen wie Bluthochdruck oder Diabetes haben.

von Britta Probol

Warum nehme ich immer mehr zu? Das fragen sich viele – Männer oft schon im Alter von 30 bis 40, Frauen spätestens mit den Wechseljahren. Das Gewicht steigt oft schleichend um ein halbes bis ganzes Kilogramm pro Jahr. Vielen fällt es schwer, die Pfunde wieder loszuwerden.

Ursachen für Gewichtszunahme im Alter

Es ist grundsätzlich normal, dass man ab den mittleren Jahren zunimmt. Für eine altersbedingte Gewichtszunahme gibt es mehrere Ursachen:

  • Muskelabbau: Ab 30 Jahren sinkt die Muskelmasse pro Jahr um 0,2 bis ein Prozent. Gleichzeitig steigt der Fettanteil im Körper. Weil Fettzellen weniger Kalorien verbrauchen als Muskelzellen, sinkt der sogenannte Grundumsatz. Dieser ist zum Beispiel bei einem 75-jährigen Mann um bis zu 30 Prozent geringer als bei einem 25-Jährigen.
  • Hormone: Bei Frauen sinkt in den Wechseljahren der Östrogenspiegel, bei Männern mit zunehmendem Alter der Testosteronspiegel. Durch die fehlenden Hormone nehmen der Wasseranteil im Körper, Knochen- und Muskelmasse allmählich ab.
  • Stoffwechsel: Ab dem 60. Lebensjahr verlangsamt sich der Ruhestoffwechsel. Eine internationale Untersuchung an 6.000 Menschen hat gezeigt, dass der Kalorienverbrauch dann mit jedem Jahr um etwa 0,7 Prozent abnimmt.
  • Bewegung: Mit zunehmendem Alter bewegen sich viele Menschen weniger. Dadurch sinkt der Energieverbrauch des Körpers. Ebenso reduziert sich durch die fehlende Nutzung die Muskelmasse. Der Abbau der Muskulatur führt wiederum zu einem niedrigeren Kalorienverbrauch. Bewegungsmangel lässt das Gewicht also auf doppelte Art ansteigen.

Warum nimmt Bauchfett im Alter zu?

Weil durch die genannten Faktoren im Alter der Grundumsatz sinkt, braucht der Körper weniger Energie. Wer jeden Tag etwas mehr isst, als verbraucht wird, nimmt zu: Liegt die Mehraufnahme im Durchschnitt bei nur 19 Kilokalorien pro Tag, summieren sich die überschüssigen Kalorien nach einem Jahr auf eine Gewichtszunahme von einem Kilogramm. Es kann also schon darauf ankommen, ob man sich regelmäßig einen Schokoriegel oder einen Cappuccino gönnt oder nicht.

Krankheiten durch altersbedingte Gewichtszunahme

Führen altersbedingte Veränderungen zu Übergewicht, hat dies Einfluss auf Blutzucker, Blutdruck und Blutfettwerte. Diese Erkrankungen können die Folge sein:

Optimales Gewicht nach Alter ermitteln

Ob die altersbedingte Gewichtszunahme schadet, hängt von der Menge und von der Fettverteilung ab. Der BMI, der sich aus Gewicht und Körpergröße errechnet, wird heute nicht mehr als ausschlaggebend angesehen. Daten aus den USA zufolge hatten ältere Menschen mit einem etwas erhöhten BMI (25 bis 30) sogar eine leicht bessere Lebenserwartung im Vergleich zur Gruppe der Normalgewichtigen. Bedeutsam für die Krankheitsprognose ist allerdings, wo die Polster sitzen. Sammelt sich Fettgewebe um die Körpermitte herum an, ist das eher ungünstig.

Das Bauchfett kann einen negativen Effekt auf die Gesundheit haben. Laut Weltgesundheitsorganisation sollten Frauen ab einem Bauchumfang von 88 Zentimetern abnehmen, Männer ab 102 Zentimetern. Der Grund: Das Fettgewebe im Bauchbereich produziert krankmachende Hormone. Es fördert hohen Blutdruck und unterschwellige Entzündungen. Zudem gibt das Bauchfett Fettsäuren in den Blutkreislauf ab. Das kann die Blutfettwerte negativ beeinflussen, das Risiko für eine Arteriosklerose erhöhen und so das Herz schädigen.

Durch eine Gesamtbewertung von Taillenumfang und weiteren Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck oder bestimmten häufigen Erkrankungen in der Familiengeschichte ermittelt die Hausärztin oder der Hausarzt, ob aus medizinischen Gründen abgenommen werden sollte.

Abnehmen mit gesunder Ernährung und Bewegung

Um Übergewicht zu reduzieren, sind Bewegung und eine ausgewogene, gemüse- und ballaststoffreiche Ernährung wichtig. Auf den Speiseplan gehören genügend gesundes Eiweiß, gerade auch für den Muskelerhalt – jedoch weniger Süßigkeiten und andere den Blutzucker hochtreibende „schnelle“ Kohlenhydrate. Häufig kann Intervallfasten dazu beitragen, Fettpolster wieder loszuwerden und das Gewicht zu stabilisieren.

Unabhängig vom Taillenumfang erhöht ein aktiver Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung – ob Gartenarbeit oder sportliche Hobbys – die Lebenserwartung. Durch ein individuell passendes Krafttraining lassen sich auch mit 70 oder 80 Jahren noch Muskeln aufbauen, wenn es auch ein wenig länger dauern mag. Doch es lohnt sich, denn nicht nur die Muskeln, sondern auch die Knochengesundheit und Vitalität profitieren von angemessener Bewegung.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 04.03.2025 | 20:15 Uhr

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