Politik

Stichwahl zwischen Mende und Debschitz | ABC-Z

Die beiden Favoriten der Wiesbadener Oberbürgermeisterwahl, Gert-Uwe Mende (SPD) und Thilo von Debschitz (parteilos), haben es erwartungsgemäß in den Stichentscheid geschafft: Am 30. März müssen sich die Wähler zwischen dem 62 Jahre alten Amtsinhaber Mende und dem von CDU und FDP unterstützten Herausforderer Debschitz entscheiden. Diese Konstellation zeichnete sich am Wahlabend recht schnell nach Eingang der ersten Ergebnisse aus den 247 Wahllokalen ab. Mende, dessen erste sechsjährige Amtszeit am 1. Juli endet, geht nach diesem Ergebnis als Favorit in weitere drei Wochen Wahlkampf.

Nach der Auszählung aller 247 Stimmbezirke kam Mende auf 37,7 Prozent der Stimmen, Debschitz erreichte 30,1 Prozent. Die Hoffnung der Grünen-Fraktionschefin Gesine Bonnet, gemeinsam mit Mende in die Stichwahl einzuziehen wurden hingegen schwer enttäuscht. Die 54 Jahre alte selbständige Redakteurin und Moderatorin lag mit 14,6 Prozent deutlich hinter Mende und Debschitz zurück. Für die Grünen ist das ein enttäuschendes Abschneiden.

Warten auf das Ergebnis: Im Wiesbadener Rathaus verfolgen Beobachter der Fortschritt der Auszählung bei der Oberbürgermeisterwahl.Ben Kilb

Ungewöhnlich stark war diesmal die Beteiligung der Briefwähler. Bis zur Wochenmitte waren beim Wahlamt im Wiesbadener Rathaus fast 47.300 Briefwahlunterlagen beantragt worden. Bei der OB-Wahl 2019 waren es zum gleichen Zeitpunkt nur rund 33.800 Anträge. Die Erklärung für diesen Ansturm der Briefwähler ist einfach: Viele Wiesbadener hatten mit der Beantragung der Briefwahl zur Bundestagswahl auch gleich die Unterlagen zur OB-Wahl angefordert.

Weitere Kandidaten ohne Chancen

Unter den sieben weiteren Kandidaten, denen keine reellen Chancen zum Erreichen der Stichwahl zuerkannt wurden, schnitt der Stadtverordnete Ralf Offermanns von der AfD mit 6,3 Prozent am besten ab. Er blieb aber deutlich hinter dem Wiesbadener Bundestagsergebnis seiner Partei von rund 14 Prozent zurück Der Fraktionschef der Linken, Ingo von Seemen, der schon vor sechs Jahren kandidiert und damals 4,8 Prozent der Stimmen erreicht hatte, musste sich diesmal mit 4,3 Prozent der Stimmen begnügen.

Christian Hill (Pro Auto), der häufig mit provokativer Kritik zur Verkehrssituation in Wiesbaden auffällt, kam auf bescheidene 1,6 Prozent der Stimmen.

Verwirrung wegen Freier Wähler

Für Verwirrung auf dem Wahlzettel hatten die Freien Wähler gesorgt, die als gleichnamige Partei ebenso mit einem Kandidaten, dem 61 Jahre alten Umzugsunternehmer Matthias Bedürftig, um Stimmen geworben hatte wie der Verein Freie Wählergemeinschaft (FWG), der in der Stadtverordnetenversammlung vertreten ist und mit Pro Auto eine Fraktionsgemeinschaft bildet. Ihr Kandidat, der 60 Jahre alte Betriebswirt Andreas Gutzeit, kam auf 1,2 Prozent, Bedürftig erhielt 2,6 Prozent. Keine Rolle bei der Entscheidung um die Stichwahlkandidaten spielte erwartungsgemäß der parteilose Architekt Elmar Krebber (0,6 Prozent), den die Unabhängige Liste ULW nominiert hatte. Für eine anarchisch-satirische Note hatte im weitgehend moderat geführten Wahlkampf der 25 Jahre alte Lukas Haker (Die Partei) gesorgt. Vor zwei Jahren waren es für ihn bei der Mainzer OB-Wahl 0,6 Prozent gewesen, in Wiesbaden kam er auf einen Stimmenanteil von 1,1 Prozent.

Im Festsaal des Rathauses verfolgten nach 18 Uhr nur wenige Bürger, Kommunalpolitiker und Verwaltungsmitarbeiter die eintrudelnden Ergebnisse. Oberbürgermeister Mende gesellte sich zunächst nicht dazu, sondern wartete im Kreis einiger Mitarbeiter und Vertrauter eine Verstetigung der Resultate ab. Auch Debschitz verfolgte die Resultate im Fraktionszimmer der CDU.

Wahlbeteiligung unter 50 Prozent

Schon 15 Minuten nach Schließung der Wahllokale lagen die ersten Ergebnisse vor. Die Wahlbeteiligung lag nach Auszählung aller Wahlbezirke bei 43,27 Prozent. Die Furcht vieler Kommunalpolitiker war schon im Vorfeld groß gewesen, dass die Nähe zur Bundestagswahl und das blendende Ausflugswetter am Wahltag die Wahlmüdigkeit in Wiesbaden eher befördern könnten. Vor sechs Jahren hatten 53,5 Prozent der Bürger abgestimmt, doch war damals gleichzeitig die Europawahl abgehalten worden. Bei der Stichwahl waren es dann nur noch 32,1 Prozent.

Zur Wahl waren rund 210.000 Wiesbadener aufgerufen, immerhin 25.000 mehr als zur Bundestagswahl vor zwei Wochen. Im Wahlkampf war vor allem über den Verkehr nebst Baustellenmanagement gestritten worden, aber auch über die Sicherheit der Bürger und den Streit um mehr Videoüberwachung und Waffenverbotszonen sowie um die Wohnungslage und die Pläne für einen neuen Stadtteil Ostfeld.

Vor beiden liegen nun drei weitere Wochen Wahlkampf. Die F.A.Z. lädt mit beiden Stichwahlkandidaten für Mittwoch, 19. März, 19 Uhr im Kulturforum Wiesbaden zu einem Bürgergespräch.

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