Video zeigt hartes Vorgehen der Polizei gegen Demonstrierende in Kreuzberg | ABC-Z

Am Frauentag in Berlin
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Video zeigt hartes Vorgehen der Polizei bei Demo in Kreuzberg
Am Abend des Frauentags kam es auf Demonstrationen in Berlin-Kreuzberg zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demo-Teilnehmern. Ein Video auf Instagram zeigt hartes Vorgehen der Beamten, die Polizei spricht von wiederholten Angriffen gegen sie.
Bei zwei Demonstrationen in Berlin-Kreuzberg am Samstagabend kam es zu Zwischenfällen zwischen der Polizei und den Teilnehmenden. Die Demos wurden im Bereich des Görlitzer Parks vorzeitig von der Polizei beendet, wie der Lagedienst bereits am Sonntagmorgen mitteilte.
Ein Video, das unter anderem beim sozialen Netzwerk Instagram kursiert, zeigt ein gewalttätiges Vorgehen der Beamten gegen Demo-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer.
Faustschläge ins Gesicht von Demonstranten
In dem Clip ist eine Menge von Demonstrierenden an der Ecke Ohlauer/Wiener Straße zu sehen. Viele von ihnen mit Palästina-Fahnen. Die Straßenkreuzung liegt am Spreewaldplatz. Im Vordergrund ist eine Polizeikette. Das Video zeigt, wie die Beamten die Demo-Teilnehmer zurückdrängen, mindestens zwei der Polizisten schlagen dabei mehrfach und gut erkennbar ins Gesicht eines Demonstranten und treffen einen anderen mit der Faust am Hinterkopf.
Die Polizei teilte dem rbb auf Anfrage mit, das Video sei ihr bekannt. Man gehe zunächst davon aus, dass es echt ist und von einer der Demonstrationen am 8. März stamme. Der Sachverhalt werde geprüft.
Polizei berichtet von wiederholten Angriffen auf Einsatzkräfte
Der Auslöser der gewaltsamen Szene fehlt im rund eine Minute langen Videoausschnitt, die Auseinandersetzung ist bereits im vollen Gange. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, griffen Teilnehmer:innen während der Demonstration die Einsatzkräfte wiederholt an.
Bereits kurz nach Beginn der Versammlung mit dem Titel „Internationaler feministischer Kampftag“ seien israelfeindliche Sprechchöre angestimmt sowie strafbare und eindeutig polizeifendliche Parolen gerufen worden, teilte die Polizei mit. Die Einsätzkräfte hätten immer wieder tatverdächtige Personen festgenommen, daraufhin sei es zu versuchten Gefangenenbefreiungen und tätlichen Angriffen gekommen. „Die Polizeieinsatzkräfte wurden teilweise mit gezielten Faustschlägen, Tritten und Flaschenwürfen angegriffen und wendeten daraufhin wiederholt körperlichen Zwang an und setzten Reizstoffsprühgeräte gegen die Teilnehmenden ein“, hieß es am Sonntag.
Bei einem Vorfall hatten Demonstrationsteilnehmende laut Polizei versucht, die Festnahme zweier Frauen zu verhindern, die mehrfach strafbare Parolen gerufen haben sollen. Die Polizei habe die Frauen daraufhin nach Absprache in eine Feuerwache in der Wiener Straße gebracht. Mehr als 100 Personen hätten versucht, in Richtung der Feuerwache zu gelangen und hätten die Einsatzkräfte „massiv körperlich bedrängt“. Die Polizeibeamten hätten daraufhin „Zwangsmaßnahmen in Form von Schieben und Drücken“ angewendet „sowie selektiv gezielte Faustschläge, Tritte und Pfefferspray“ eingesetzt.
Die Demonstration sei an der Wiener Ecke Olauer Straße gegen 20:30 Uhr von der Versammlungsleiterin beendet worden. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich laut Polizei noch 50 Teilnehmende vor Ort. In der Spitze hätten sich 3.700 Menschen an der Versammlung beteiligt.
Zusammenstöße von Demonstranten und Polizei auch bei zweiter Demo in Kreuzberg
Bei einer zweiten Demo am Spreewaldplatz, der direkt gegenüber der Kreuzung Ohlauer/Wiener Straße liegt, habe es ebenfalls Zwischenfälle gegeben, so die Polizei. Mehrere Personen seien festgenommen worden, unter anderem wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Mehrere Demonstrationsteilnehmende hätten versucht, die Festnahmen zu stören und zu verhindern. Daraufhin hätten die Einsatzkräfte „Zwang in Form von Schieben und Drücken“ angewendet.
Die Polizei berichtete zudem von Angriffen auf Journalisten während der Demonstrationen in Kreuzberg. Ein Videojournalist sei zunächst in einem Café von einer Frau geschlagen worden. Später sei ihm aus einem Demonstrationszug heraus ein Bein gestellt worden sein. Einem weiteren Journalisten sei Flüssigkeit auf seinen Oberkörper und seine Filmausrüstung geschüttet worden.
Versammlungen am Frauentag überwiegend friedlich
Insgesamt verliefen die Versammlungen laut Polizei zum großen Teil friedlich und nahezu ohne Störungen. Rund 850 Polizeibeamte waren demnach bei ingesamt zehn Veranstaltungen im Einsatz: sieben Versammlungen mit direktem Bezug zum Feiertag sowie zwei Versammlungen mit Nahostbezug, eine Kundgebung gegen Antisemitismus und eine Spontanversammlung.
An der größten Versammlung, der „Feministische Demo zum Internationalen Frauentag, gegen Kürzungen, Gewalt und für sexuelle Selbstbestimmung“, die vom Oranienplatz bis zum Roten Rathaus führte, nahmen laut Polizei rund 21.000 Personen teil. Straftaten habe es nach bisherigem Erkenntnisstand nicht gegeben.
Insgesamt nahm die Polizei bei den Versammlungen am Samstag 12 Männer und 16 Frauen vorübergehend fest. Zudem wurden 33 Strafermittlungsverfahren unter anderem wegen besonders schweren Landfriedensbruchs, Gefangenenbefreiung, tätlichen Angriffs, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen eingeleitet. Sieben Polizeibeamte seien verletzt worden, alle hätten im Dienst bleiben können.
Sendung: Fritz, 09.03.2025, 16:30 Uhr