Borussia Dortmund unterliegt FC Augsburg in Fußball-Bundesliga: Fans pfeifen | ABC-Z

Viel schlechter kann man kaum spielen. Borussia Dortmund, in dieser Saison von einer großen Labilität geplagt, hat am Samstagabend einen weiteren Tiefpunkt in der an Enttäuschungen reichen Bundesliga-Saison gesetzt. Die 0:1-Heimniederlage gegen den FC Augsburg durch ein Kopfballtor von Kapitän Jeffrey Gouweleeuw (23. Minute) war der Lohn für ein Team, das mit einer Idee und einer Konzeption angetreten war.
Die Dortmunder dagegen verhaspelten sich während der gesamten Spielzeit vor lauter Nervosität immer wieder und hatten bis auf einen knapp am Tor vorbeirollenden Schuss von Mittelstürmer Serhou Guirassy (90.+3) keine weitere Gelegenheit, der nachzutrauern sich gelohnt hätte.
„Wir haben heute schlecht gespielt und überhaupt nicht das gemacht, was wir wollten“, klagte Trainer Niko Kovac nach einem durch und durch schlechten Tag leise. Deutlicher wurde Innenverteidiger Nico Schlotterbeck. „Wir drehen uns im Kreis“, sagte er, „wir haben zu viele Spiele, wo wir gar nicht ans Maximum gehen. Fehlende Konstanz ist immer fehlende Qualität.“
„Ein Tag, den man genießen muss“
Wer soll nach so einer Darbietung noch daran glauben, dass der BVB am Mittwoch (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN) im Achtelfinalrückspiel der Champions League beim OSC Lille aus dem 1:1 im Hinspiel noch einen Sieg in der Gesamtabrechnung macht?
Die Augsburger dagegen freuten sich über den ersten Sieg in Dortmund seit 2015, der den Tabellenelften nach Punkten zum Zehnten Dortmund aufschließen ließ. „Es ist ein Tag, den man genießen muss“, hob Trainer Jess Thorup hervor. Leicht hatte die Dortmunder Aufgabe schon beim Blick zurück auf die jüngste Vergangenheit nicht angemutet. Der FC Augsburg, der das Hinspiel 2:1 gewonnen hatte, punktete fleißig und beharrlich im neuen Jahr: seit acht Spielen ungeschlagen mit vier Siegen und vier Unentschieden bei gerade mal zwei Gegentoren.
Sowaren die bayerischen Schwaben als drittbeste Mannschaft der Rückrunde zu den zuletzt mal mutigen, mal wankelmütigen Borussen gereist, die sich, in der jüngeren Vergangenheit undenkbar, zum ersten Mal in dieser vertrackten Bundesliga-Saison über zwei Erfolge nacheinander gefreut hatten: das 6:0 daheim gegen Union Berlin und das 2:0 auswärts beim FC St. Pauli. Die Vorfreude dann aber wieder durch das 1:1 im Achtelfinalhinspiel gegen den OSC Lille getrübt nach einer mutigen ersten und wankelmütigen zweiten Hälfte.
Dortmund zwischen Hoffnung, Zweifel und Verzweiflung: Das Hin und Her in dieser Spielzeit jenseits der besten Tabellenplätze zwischen Mittelfeld und Mittelmaß mit schon einem Trainerwechsel – Kovac anstelle von Nuri Sahin -, zehrt am üblichen Selbstverständnis der Westfalen als Spitzenklub der Bundesliga und jahrelang erstem Herausforderer des FC Bayern München.
BVB ohne Druck und ohne Tempo
Der BVB aber, derzeit im Niemandsland der Tabelle verortet, spulte in der ersten Hälfte ideenlos ein Pensum herunter wie in einem beliebigen Testspiel vor Saisonbeginn. Ohne Druck, ohne Tempo, ohne produktive Momente. So fiel es dem FCA nicht schwer, die matten Offensivbemühungen der Dortmunder zu unterbinden. Keine einzige bedrohliche Situation musste der zuletzt viermal gegentorlos gebliebene Keeper Finn Dahmen überstehen.
Sein Gegenüber Gregor Kobel konnte nur dem Ball hinterherschauen, als der Augsburger Kapitän Jeffrey Gouweleeuw nach einer Freistoßflanke des früheren Borussen Marius Wolf den Ball über den Torwart hinweg ins Netz köpfelte. 0:1 – der Halbzeitstand entsprach dem Spielverlauf.
Augsburg nutzte seine einzige Gelegenheit, Dortmund dagegen überbot sich in Harmlosigkeiten und Unkonzentriertheiten auf der Suche nach einem Hauch von Torgefahr. Das war nicht nur wenig, das war gar nichts, was die Westfalen ihrem treuen Anhang geboten hatten. Entsprechend laut war schon das erste Pfeifkonzert von den Rängen, als Schiedsrichter Deniz Aytekin zur Pause pfiff.
Danach spielte der Videoassistent in Person von Benjamin Brand eine Hauptrolle. Er kassierte sowohl das vermeintliche 1:1 durch Julian Brandt (50.), weil der Schütze im Abseits stand, als auch das vermeintliche 2:0 bei Gouweleeuws Kopfball mit anschließendem Eigentor von Özcan (60.), weil der Niederländer ebenfalls aus dem Abseits heraus gehandelt hatte.
Lautes Pfeifkonzert der Dortmund-Fans
Es gab also noch Hoffnung für die etwas aktiver bemühten Dortmunder, die aber nach wie vor eine inakzeptable Fehlerquote produzierten. 81.365 Zuschauer im ausverkauften Dortmunder Stadion gaben sich nun alle Mühe, über die vielen Patzer hinwegzusehen.
Die bessere Mannschaft blieben die nun auch offensiv häufiger in Erscheinung tretenden Augsburger. Sie verlängerten ihre fast schon unheimlich anmutende Erfolgsserie auf nunmehr fünf Siege und vier Remis bei einer Tordifferenz von 11:2. Dabei war der zuletzt oft famose Torwart Finn Dahmen in Dortmund anders als in anderen Begegnungen so gut wie gar nicht gefordert. Kein Wunder, dass sich das Dortmunder Pfeifkonzert zum Schluss noch gellender anhörte als zur Halbzeitpause.