FC Bayern: Wie Alonso in München einst wurde, was er heute ist | ABC-Z

München – Es gab Zeiten, als Spieler nur wegen der Aussicht zum FC Bayern gewechselt sind, mit einem bestimmten Trainer zusammenzuarbeiten. Bei Xabi Alonso war das so. Als der spanische Mittelfeldspieler 2014 Real Madrid verließ, um in München ein neues, sein letztes Karriere-Kapitel aufzuschlagen, lag das hauptsächlich an: Pep Guardiola, dem spanischen Coach.
Alonso wollte die „Geheimnisse“ von Guardiola herausfinden
„Ich war so neugierig und wollte seine Geheimnisse herausfinden“, sagte Alonso in der Retrospektive über den Startrainer, der 2013 nach mega-erfolgreichen Jahren beim FC Barcelona und einem Sabbatical an der Säbener Straße angeheuert hatte. Ein Stratege auf dem Platz unter Anleitung eines Taktik-Tausendsassas? Das konnte nur gut werden. Alonsos Erwartungen wurden erfüllt.
Die Geheimnisse von Fußballlehrer Guardiola, dies lernte der Schüler Alonso, lauteten Akribie in der Vorbereitung auf die Spiele („Wir hatten den Eindruck, den Gegner in- und auswendig zu kennen“) und „unbändiger Enthusiasmus“. Denn, so der hochdekorierte Baske, mit der spanischen Nationalelf 2010 Weltmeister sowie 2008 und 2012 Europameister: „Die Spielzeiten im Fußball sind lang, und Pep hat nie den Anschein gemacht, dass er müde ist. Das hat uns sicherlich in manchen Spielen motiviert, die zusätzlichen Meter zu laufen.“

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Alonso-Verpflichtung sorgte 2014 für Wow-Effekt
Fragt man heute Spieler von Bayer Leverkusen nach dem Schlüssel zum Double-Gewinn 2024 und den Erfolgen der aktuellen Saison, erhält man ähnliche Antworten zu ihrem Cheftrainer, im Amt seit Oktober 2022. Wie sehr hat Alonso nach den titelreichen Stationen beim FC Liverpool (2004-2009) und Real Madrid (2009-2014) die Zeit bei Bayern geprägt?
Die Verpflichtung des zweimaligen Champions-League-Siegers, je einmal mit den Reds und den Königlichen, hatte im August 2014 in München den Wow-Effekt. Nur wenige Stunden vor dem Auswärtsspiel beim FC Schalke waren die Papiere für die Spielerlaubnis komplett, nach nur einer Trainingseinheit mit den neuen Teamkollegen debütierte Alonso. Und das als Ballverteiler, als kreativer Sechser, der sich gerne zwischen die Innenverteidiger der Viererkette fallen ließ.
Rummenigge über Alonso: „Ein Gentleman des Fußballs“
Rasch wurde Alonso zu Bayerns Taktgeber und Tempomacher. Meist im Zusammenspiel mit den anderen Passmaschinen Philipp Lahm, David Alaba, Thiago oder seltener Bastian Schweinsteiger, der in der für ihn letzten Saison bei Bayern häufig verletzt fehlte. Doch das Mittelfeld der hochbegabten Zauberfüße hatte ein Tempodefizit, wodurch der Aufbau, insbesondere über Alonso, oft schwerfällig wirkte. Dennoch fungierte Alonso als Co-Trainer auf dem Rasen, als Taktik-Transformator von Peps Philosophie.
Zu mehr als drei Meistertiteln und einem Pokalsieg reichte es allerdings nicht, in der Champions League war das Halbfinale das Maximum. „Xabi beeindruckte durch hohe Spielintelligenz und Disziplin. Ein Gentleman des Fußballs. Ein Metronom auf dem Platz. Wenn er den Ball hatte, hat er das Spiel dirigiert wie ein Karajan“, sagte Bayerns früherer Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge einmal und sah Alonso schon nach 117 Spielen (neun Tore, zwölf Assists) im FCB-Dress bis zu seinem Karriereende im Sommer 2017 direkt als neuen Sportdirektor, allerdings kam es nicht zu Gesprächen – zumindest aber als zukünftigen Trainer des Rekordmeisters.

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Alonso war im Sommer Wunschkandidat auf Tuchel-Nachfolge
Nicht nur Rummenigge, auch Vereinspatron Uli Hoeneß war und ist ein großer Fan von Coach Alonso. „Als Spieler kenne ich Xabi aus nächster Nähe, als Trainer nur aus der Distanz“, bekennt Hoeneß und findet: „Das, was er bei uns als Stratege angedeutet hat, hat er in Leverkusen als Trainer umsetzt.“ Daher war Alonso auch der Wunschkandidat als es vor Jahresfrist darum ging, Thomas Tuchel zu beerben.
Alonso blieb in Leverkusen – und mittlerweile in sechs (!) Partien gegen die Bayern ungeschlagen, darunter drei Remis. Der verlorene Sohn ist das Kryptonit für die Münchner geworden. Ob Vincent Kompany aus den drei engen Spielen dieser Saison (zwei Remis in der Liga, das Aus im DFB-Pokal) gelernt hat und Alonso nun im Trainerduell des Champions-League-Achtelfinales eins auswischen kann? Am Mittwoch in München (21 Uhr, DAZN) fordert Kompany, der einstige Abwehrchef von Manchester City Alonso zum ersten Duell im Trainer-Schach.