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Die EZB senkt die Leitzinsen um einen Viertelprozentpunkt | ABC-Z

Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt alle drei Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Das hat die Notenbank am Donnerstag nach der März-Zinssitzung des EZB-Rates mitgeteilt. Der Einlagensatz, den Banken für ihre Einlagen bei der Notenbank bekommen und der auch Auswirkungen auf die Sparzinsen hat, wird damit von 2,75 auf 2,5 Prozent herabgesetzt. Es ist die sechste Zinssenkung der Notenbank seit der Zinswende im vergangenen Sommer.

Noch 2,4 Prozent Inflation im Euroraum

Damit reagiert die EZB auf die seit Herbst 2022 tendenziell rückläufigen Inflationsraten. Die Notenbank ist zuversichtlich, im Laufe des Jahres ihr Ziel von zwei Prozent Inflation erreichen zu können. Im Februar hatte die Inflationsrate im Euroraum immerhin noch 2,4 Prozent betragen, nach 2,5 Prozent im Januar.

Allerdings gibt es deutliche Unterschiede je nach Euroland. In Frankreich lag die Teuerung auf Jahressicht im Februar nur noch bei 0,9 Prozent; in Deutschland dagegen nach dem Harmonisierten Verbraucherpreis-Index (HVPI), der für Vergleiche mit anderen Ländern verwendet wird, bei 2,8 Prozent. Ein Grund für die Unterschiede waren politische Entscheidungen, unter anderem zur Senkung des Strompreises in Frankreich.

Debatte in der EZB über „neutralen Zins“

Die Investoren an den Finanzmärkten rechnen nun im Schnitt noch mit zwei weiteren Zinssenkungen bis September. Wie weit die EZB die Leitzinsen am Ende absenken wird, ob bis zwei Prozent oder auch noch darunter, ist aber unter Ökonomen und wohl auch im EZB-Rat selbst noch umstritten.

Begonnen hatte in der EZB zuletzt eine Debatte, ob man sich mittlerweile in der Nähe des neutralen Niveaus der Leitzinsen befinde, auf dem die Notenbank die Wirtschaft weder anschiebt noch bremst. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hatte angeregt, so langsam über eine Pause oder einen Stopp der Zinssenkungen nachzudenken. Andere Ratsmitglieder hatten dafür plädiert, die Zinsen gegebenenfalls auch unter das neutrale Niveaus zu senken.

Zu den Unsicherheiten für die weitere Entwicklung von Inflation und Konjunktur gehören neben den Folgen der neuen US-Politik unter Donald Trump nun auch noch die Auswirkungen der milliardenschweren Sondervermögen in Deutschland für Verteidigung und Infrastruktur. Die Kurse der deutschen Bundesanleihen waren als Reaktion auf die politischen Pläne zuletzt deutlich gefallen, im Gegenzug stiegen die Anleiherenditen. Auch die Renditen der Staatsanleihen anderer Euroländer hatten deutlich reagiert, beispielsweise die italienischen.

Die Rendite der Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit ist seit Dienstag von 2,49 auf 2,87 Prozent gestiegen, die der entsprechenden italienischen Staatsanleihe von 3,62 auf 3,97 Prozent und die der französischen von 3,23 auf 3,57 Prozent.

Die Folgen für die Sparer

Schon in den vergangenen Tagen hatten viele Banken wieder mitgeteilt, dass die sie die Zinsen für Sparer senken, wie die Verbraucherplattform Biallo dokumentierte. Die EZB-Entscheidung hatte sich schließlich weitgehend abgezeichnet. Der Neobroker Trade Republic, der die EZB-Entscheidungen immer besonders minutiös nachvollzieht, wird seine Zinsen nun auch von 2,75 auf 2,5 Prozent herabsetzen.

Das Vergleichsportal Verivox berichtet nach einer Analyse der Daten von rund 800 Banken und Sparkassen in Deutschland, dass es bei den Zinsen für Tagesgeld zuletzt den „stärksten Einbruch seit mehr als zwölf Jahren“ gegeben habe. Im Februar seien die Durchschnittszinsen für bundesweit verfügbare Tagesgeldangebote von 1,56 auf 1,48 Prozent gefallen. „Einen noch stärkeren Rückgang innerhalb eines Monats gab es zuletzt im Juli 2012“, heißt es in dem Vergleich.

Beim Festgeld sei die Phase der sogenannten inversen Zinsstruktur vorerst zu Ende, berichtet die Vergleichsplattform: „Während die Zinsen kurzfristiger Festgeldanlagen weiter sinken, haben sie sich bei Anlagen mit langen Laufzeiten zuletzt deutlich stabilisiert.“ Infolgedessen brächten langfristige Termineinlagen zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr wieder höhere Zinsen als Anlagen mit kürzeren Laufzeiten. Überregionale Banken böten für zehnjährige Festgeldanlagen derzeit durchschnittlich 2,22 Prozent Zinsen, Anlagen mit zwei Jahren Laufzeit würden im Schnitt mit 2,16 Prozent verzinst. Bei einjährigen Festgeldern liege der Durchschnittszins mit 2,15 Prozent nochmals geringfügig niedriger.

Wie geht es mit den Bauzinsen weiter?

Komplizierter ist die Sache mit den Bauzinsen. Diese hängen nicht unmittelbar an den EZB-Leitzinsen, sondern über die Pfandbriefrendite an der Rendite der Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit. Auf diese wirken vielfältige Faktoren ein, neben der Geldpolitik zum Beispiel auch die Inflationserwartungen an den Finanzmärkten, die Konjunktur, die Risikoneigung der Investoren, die Einschätzung der Bonität des Emittenten und die Zinsentwicklung in anderen Währungsräumen. Deshalb sinken die Bauzinsen nicht automatisch mit jeder EZB-Leitzinssenkung. Seit 2023, als man für Baudarlehen mit zehn Jahren Laufzeit zeitweise mehr als vier Prozent zahlte, sind die Bauzinsen gleichwohl spürbar gefallen. Eine steigenden Rendite der Bundesanleihe könnte da aber auch für eine gewisse Gegenbewegung sorgen. Zuletzt bewegten sich die zehnjährigen Bauzinsen im Schnitt um die 3,4 Prozent.

Die weiteren Aussichten für die Bauzinsen hängen unter anderem damit zusammen, wie es mit Konjunktur, Inflation und Staatsschulden weitergeht. Viel niedriger als jetzt dürften die Bauzinsen vermutlich nicht fallen. Aber die Meinungen gehen auseinander, ob man mit einer Seitwärtsbewegung oder eher wieder mit einem leichten Anstieg rechnen sollte. Der Kreditvermittler Interhyp befragt regelmäßig Baufinanzierungsfachleute über ihre Einschätzung. Für die kommenden Monate wird dort eine Spanne von 3,0 bis 3,5 Prozent für zehnjährige Baudarlehen erwartet. Längerfristig, bis zum Ende des Jahres, hält aber eine Mehrheit einen Anstieg in Richtung vier Prozent zumindest für möglich.

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