Militär, Allianzen, Wasser: Kanada: USA „haben uns mit verschiedenen Dingen bedroht“ | ABC-Z

Militär, Allianzen, Wasser
Kanada: USA „haben uns mit verschiedenen Dingen bedroht“
05.03.2025, 19:20 Uhr
Die USA legen in den Gesprächen mit Kanada einen offenbar deutlich schärferen Ton an den Tag als bislang bekannt. Zudem beschränken sich die Verhandlungen nicht allein auf das Thema Zölle und Medikamenten-Handel. Außenminister Joly gibt in einem Interview einen Einblick.
Die USA haben in den Gesprächen mit Kanada deutlich mehr Themen angesprochen und Druck auf das Nachbarland ausgeübt als bislang bekannt. „Sie haben uns mit verschiedenen Dingen bedroht“, sagte Außenministerin Melanie Joly der BBC. „Wir wollten sicherstellen, dass die kanadische Öffentlichkeit und die Welt klar darüber informiert sind, was vor sich geht.“ Demnach sind die Vertreter der USA in den Gesprächen zu Zöllen über die Themen Fentanyl-Handel und Grenzsicherheit hinausgegangen. Sie haben auch Kanadas militärische Bereitschaft, die Sicherheitsallianzen des Landes und natürliche Ressourcen wie Wasser angesprochen.
Am Vortag hatte der kanadische Premierminister Justin Trudeau gesagt, US-Präsident Trump habe dem nördlichen Nachbarn einen Handelskrieg erklärt. Er fügte hinzu, dass die Beamten in Ottawa Schwierigkeiten hätten, herauszufinden, was genau die Trump-Regierung als Gegenleistung für die Abschaffung der Zölle wolle. Jolys Äußerungen geben nun etwas mehr Aufschluss über die Gespräche zwischen den USA und Kanada zur Abwendung der Zölle.
Seit gestern sind Lieferungen der Freihandelspartner Kanada und Mexiko in die USA mit 25 Prozent Einfuhrzoll belegt, bei kanadischem Öl und Gas sind es zehn Prozent. Derweil hat US-Handelsminister Howard Lutnick einen möglichen Kompromiss angedeutet, der Ausnahmen von den Zöllen sowohl für Kanada als auch für Mexiko vorsieht und noch im Tagesverlauf bekannt gegeben werden könnte. Kanada hat inzwischen bei der Welthandelsorganisation (WTO) Beschwerde eingereicht.
„Wir wissen, dass die verschiedenen Sekretäre der Trump-Administration viele Dinge sagen können, aber am Ende des Tages ist der einzige, der wirklich eine Entscheidung trifft, Präsident Trump“, sagte Joly der BBC weiter. Sie fügte hinzu, dass sie noch mit US-Außenminister Marco Rubio sprechen werde.
Kanada stoppt Verkauf von US-Alkohol
Unterdessen haben mehrere kanadische Provinzen, darunter die beiden bevölkerungsreichsten Ontario und Québec, den Verkauf alkoholischer Getränke aus den USA verboten. Auf der Website der für den Verkauf alkoholischer Getränke zuständigen Provinzbehörde von Ontario (LCBO) ist die Rede von einer „Reaktion auf die US-Zölle auf kanadische Waren“. Der Premierminister von Ontario, Doug Ford, sprach von einem „schweren Schlag für die amerikanischen Hersteller“. In LCBO-Läden würden jährlich alkoholhaltige Getränke aus den USA im Wert von umgerechnet rund 650 Millionen Euro verkauft.
Die Regierung von Québec erklärte, sie ordne der zuständigen Behörde an, „die Zulieferung von alkoholischen Getränken aus den USA“ an Geschäfte, Bars und Restaurants zu unterbrechen. Der Premierminister von Manitoba, Wab Kinew, erklärte, seine Regierung entferne „Alkohol aus den USA aus den Regalen“.
Die Provinzregierung von British Columbia teilte mit, die für den Vertrieb von Alkoholgetränken zuständige Behörde werde keine Produkte mehr aus US-Bundesstaaten kaufen, die von den Republikanern regiert werden – der Partei von Präsident Trump.