So geht es weiter mit Benko-Immobilien in München – Signa schon deutlich früher insolvent | ABC-Z

München – Einstige Weggefährten und Geschäftspartner von René Benko hatten es längst geahnt: Die von dem Österreicher gegründete Signa Holding war schon deutlich länger zahlungsunfähig. Nämlich spätestens ab dem 30. November 2022 – und nicht erst ein Jahr später, als die Holding offiziell Insolvenz anmeldete.
Das hat der österreichische Insolvenzverwalter Christof Stapf am Montag (3. März) den Signa-Gläubigern und der Öffentlichkeit mitgeteilt. Er stützt sich dabei auf ein neues Gutachten des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte Financial.

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Der Insolvenzverwalter gab außerdem bekannt, dass mittlerweile die Anteile, die die Signa am weltberühmten Chrysler Building in New York besaß, verkauft sind. Das ikonische Art-Deco-Hochhaus gehörte zu René Benkos Prestigeobjekten. 2019 hatte er das Gebäude zusammen mit dem US-Unternehmen RFR gekauft – für angeblich 150 Millionen US-Dollar.
Fünf Millionen Dollar für Signa-Anteile
Verkauft wurden die Signa-Anteile nun für läppisch anmutende fünf Millionen Dollar. Der Kaufbetrag ist auch deshalb so niedrig, da die Käufer Aby Rosen und Michael Fuchs von der RFR Holding noch mindestens 50 Millionen Dollar offene Forderungen an Benko und seine Signa hatten. Diese Forderungen haben sie nun zurückgezogen. Aby Rosen und Michael Fuchs stammen aus Frankfurt, sie kennen sich seit ihrer Schulzeit. Aby Rosen (64) ist Kunstsammler und Immobilien-Investor.
1987 ließ sich Aby Rosen in New York City nieder, begann als Broker für Anlageimmobilien für deutsche Investoren. 1991 gründete er mit Michael Fuchs (64) die RFR Holding LLC, wandelten Hochhäuser in Wohnimmobilien um. Rosen und Fuchs kauften zahlreiche Immobilien, 2007 gründeten sie eine Niederlassung in ihrer Heimatstadt Frankfurt, kauften dort unter anderem das Gebäude der Europäischen Zentralbank.
Michael Fuchs kommt aus einer Familie mit Börsenhintergrund. Er hat in den USA studiert. Rosen und Fuchs haben mir RFR ein Milliardenunternehmen aufgebaut.

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Die fünf Millionen Euro Kaufpreis für die Anteile von René Benkos Signa fließen nun zurück zur insolventen Signa. Sie sind ein Tropfen auf dem heißen Stein angesichts der immensen Beträge, die die Gläubiger fordern. Bis Ende Februar 2025 wurden laut Stapf beim Insolvenzgericht Wien Forderungen in Höhe von 7,7 Milliarden Euro angemeldet. Rund 2,16 Milliarden hatte der Insolvenzverwalter bereits anerkannt, 5,55 Milliarden wurden bestritten.
Benko wird weiterhin in Untersuchungshaft bleiben
René Benko sitzt seit Januar in Untersuchungshaft. Erst vorige Woche ist sie um zwei weitere Monate verlängert worden. Die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) verdächtigt Benko unter anderem, Signa-Investoren durch eine Art Geldkarussell getäuscht zu haben. Auch wegen Betrugsverdacht wird ermittelt.
Derweil versucht der Insolvenzverwalter, weitere Immobilien aus dem zerstörten Signa-Reich zu verkaufen. In München wird unter anderem für die Alte Akademie, die der Freistaat bis 2029 in Erbpacht an die Signa vergeben hatte, ein neuer Investor gesucht.
Weitere Immobilien sind das Oberpollinger-Gebäude in der Fußgängerzone und das denkmalgeschützte frühere Tietz-Kaufhaus (erst Hertie, dann Karstadt) am Bahnhofplatz.
So geht es weiter mit Signa-Immobilien in München
Außerdem gehört der geschlossene Karstadt aus den 70er Jahren zwischen Stachus und Hauptbahnhof zur Signa. Benko wollte dort unter dem Projektnamen Corbinian einen mehrteiligen Büro-Komplex mit viel Glas und Grün bauen lassen. Die Entwürfe stammen von dem bekannten Architekturbüro David Chipperfield.
Als die Signa im November 2023 Insolvenz anmeldete, hatte sie aber noch nicht einmal einen Abriss-Antrag gestellt.
Von den Münchner Benko-Immobilien sind bislang erst zwei verkauft: Das ehemalige Kaut-Bullinger-Gebäude nahe Marienplatz hat ein Münchner Wirtschaftsanwalt und Immobilienunternehmer gekauft. Er realisiert nun in der Rosenstraße 8 die ursprünglichen Signa-Pläne: ein neues Büro-Haus mit Ladengeschäften. Ebenfalls verkauft ist der Betonklotz am Rotkreuzplatz, in dem Galeria ist. Das Warenhaus war und ist dort nur Mieter. Gekauft hat die Immobilie eine Tochter der Landesbank Hessen-Thüringen – für angeblich unter 80 Millionen Euro.

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Als die Signa – laut Deloitte-Gutachten – bereits pleite war, versuchten Benkos Leute noch, diese beiden Gebäude zu versilbern. Für je 100 Millionen Euro kamen sie in der ersten Jahreshälfte 2023 auf den Markt. Den hohen Preis wollte aber niemand zahlen. Das offensichtliche Ziel, mit dem Verkaufserlös riesige Finanzlöcher der damals schon maroden Signa zu stopfen, misslang.
Bis die insolvente Signa Holding ganz abgewickelt ist, wird es noch dauern – laut Insolvenzverwalter Christof Stapf „noch mindestens zwei Jahre“.