Freddie Mercury Denkmal: Wie es aussehen und wo es errichtet werden soll | ABC-Z
München – Noch liegt der Rockstar auf einem Werktisch, knapp eineinhalb Meter breit und 1,20 Meter lang. Und nur für Sekunden darf die AZ die weiße Verhüllung vorsichtig anheben und einen Blick auf das Werk werfen. “Aber nicht fotografieren”, mahnt lächelnd der Mosaikkünstler Franco Notonica (54), der in seiner Laimer Werkstatt das Bild in diesen Tagen vollendet “sonst wär ja die Überraschung kaputt.” Die folgt nämlich erst in drei Wochen. Dann erfüllt sich an der Fassade der “Deutschen Eiche” im Gärtnerplatzviertel, was viele Münchner Fans von Queen-Sänger Freddie Mercury sich seit Jahren wünschen: dass ihr Idol, einer der größten Stars der Rockgeschichte, in München ein richtiges Denkmal bekommt. Mercury kommt als Mosaik zwischen zwei Fenster des Hotels mit Gaststätte und schwulem Badehaus.
“Deutsche Eiche”: Hier wird Freddie Mercury ein Denkmal gesetzt
Die Idee dazu haben die Deutsche-Eiche-Wirte Dietmar Holzapfel und Sepp Sattler schon vor zwei Jahren gehabt. Der britische Mitbegründer, Komponist und Sänger von Queen hat in den 80er Jahren immerhin sechs Jahre in München gelebt, geliebt und Welthits aufgenommen – und war damals auch Stammgast in der Eiche. Aber viele Hinweise auf all das gibt es in München nicht. “Die Stadt hat es in den ganzen Jahren nicht fertiggebracht, dem Freddie ein gescheites Denkmal zu setzen”, sagt Sepp Sattler, “obwohl er in München, als hier die große Discozeit war, seine kreativste Zeit hatte. Darum machen wir das jetzt eben selber.”
Werke des Mosaik-Künstlers hängen in New York, Singapur und Tokio
Dass der Mosaik-Bildner Notonica, auch ein Freddie-Mercury-Fan, das Denkmal herstellen soll, war schnell klar. Der Münchner mit sizilianischen Wurzeln, der in der renommierten “Scuola Mosaicisti” im italienischen Friaul ausgebildet worden ist, hat ihnen schon Mosaike fürs Badehaus hergestellt. Zwei Männer, die sich küssen und die drei blauen Nischen “Blues and Rhythm”.
Die meisten von Notonicas Arbeiten, unter anderen für eine Mosaikwerkstatt, sind aber im Ausland zu finden, wie in einer Subway in New York und in einer Synagoge in Washington DC. Auch in Singapur, Jordanien, Oman und Tokio hat er schon Mosaike gelegt. Oder er restauriert – wie zuletzt etwa historische Mosaikböden in einem Kini-Märchenschloss, im Auftrag der Münchner Mosaik- und Glasmalerwerkstätten Gustav van Treeck.
Zu schauen gibt es aber auch in Notonicas Laimer Werkstatt genug. Tausende Glas- und Marmorsteinchen, die aus Venedig und Mexiko kommen, hat der Künstler in transparenten Boxen aufgestapelt. Und nach Hunderten Farben sortiert, karminrot, smaragdgrün, kobaltblau, marmorweiß, rosé, auch irisierende Regenbogenfarben, die je nach Lichteinfall golden, bronzefarben, violett oder grünlich schimmern. Manche Steinchen haben auch Weißgold als Blattgold eingebaut.
Je nachdem, wie filigran das Motiv wird, muss Notonica die Steine mit dem Mosaikhammer auf einem Eisenkiel in Form schlagen, der in einem Hackstock steckt. “Ich baue sie dann zusammen wie ein Puzzle”, sagt er. Und weil Mosaike anders wirken, wenn man sie aus der Distanz betrachtet, hängt an der Decke über seinem Arbeitstisch ein überdimensionaler Spiegel. Wenn er beim Steinchenlegen dort hochblickt, schaut er auf seine Arbeit, als würde er fünf Meter davon entfernt stehen.
Am 5. September wird OB Dieter Reiter das neue Denkmal enthüllen
Gerade, zum Beispiel, tüftelt Franco Notonica auch an einem Mosaikgemälde für die Fassade eines Bahnhofs in den USA. Über zehn Meter lang und 1,50 Meter hoch wird es, und um den Transport zu vereinfachen, arbeitet er es in kleinen Platten aus, die erst später an der Wand zusammengesetzt werden.
Für das Freddie-Bild hat der Mosaikkünstler zwei Monate lang Steinchen zusammengesetzt, sie kleben nun schon mit Epoxidharz auf einer Aluwabenplatte, nur die Verfugungen fehlen noch. 35 Kilo wird das Mosaik danach wiegen, Notonica wird es an acht Bohrlöchern auf der Fassade der Eiche verschrauben und mit Zementkleber festkleben. Vorher aber schlägt er noch zwei Zentimeter Putz ab, damit das Bild am Ende bündig mit der Wand abschließt. Man wird den Künstler deshalb eine Weile auf einem Hebekran vor der Eiche beobachten können.
Kann man nicht doch noch ein bisschen mehr darüber verraten, wie es aussieht? Nur so viel: 4000, vielleicht auch 5000 Steinchen sind verarbeitet, helle, schwarze, auch irisierende, funkelnde. Die Jahreszahlen “1979-1985” sind eingearbeitet. Und noch eines sagt der Künstler: “Ich wollte, dass Freddie stolz schaut, mit einem angedeuteten Lächeln.” In einer Perspektive, aus der er am besten aussieht. Er findet, dass ihm das geglückt ist.
Enthüllt wird das Freddie-Mercury-Mosaik am Donnerstag, 5. September. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der mit seiner Gitarre manchmal selber ein bisserl Rockstar ist, will das gegen 11 Uhr am Vormittag machen. Bei einem Fest vor der Deutschen Eiche.
Franco Notonica ist dann natürlich auch dabei. Er werde “unheimlich aufgeregt, erleichtert und stolz sein”, wenn es endlich hängt, sagt er. “Und ich hoffe, dass es dann geliebt wird und ein echtes Denkmal für den Freddie sein wird.”
1979 bis 1985: Freddie Mercurys Münchner Jahre
Rockstar Freddie Mercury war 33, als er 1979 für sechs Jahre nach München kam – damals war er mit den Queen-Songs “We are the Champions” und “Bohemian Rhapsody” auf dem Höhepunkt seiner Karriere. An der Isar trug er Schnauzer und konnte er sich ungestört von den Paparazzi seiner Heimatstadt London auf die Musik konzentrieren, wilde Partys feiern und seine Homosexualität frei ausleben. Im Keller des Arabellahauses nahm er in den Musicland Studios fünf Queen-Alben und sein Soloalbum “Mr. Bad Guy” auf.
Er lebte im Stollberg Plaza in der Altstadt, später in einem Luxusapartment am Georg-Brauchle-Ring und war mit dem Wirt vom Sebastianseck, Winfried “Winnie” Kirchberger, zusammen. In der Schwulenbar Old Mrs. Henderson in der Rumfordstraße (heute Paradiso Tanzbar) feierte Freddie Mercury seinen 39. Geburtstag und drehte das Musikvideo zu “Living on my Own”. Auch in der Deutschen Eiche (die Dietmar Holzapfel und Sepp Sattler erst 1993 übernahmen) war er Stammgast, oft mit Schauspielerin Barbara Valentin. 1985, im Jahr des Live-Aid-Konzerts in London und Philadelphia – dem bis dahin größten Rockkonzert der Geschichte – zog Mercury wieder nach London.