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Angelique Kerber jetzt Sportdirektorin bei Tennis-Turnier in bad Homburg | ABC-Z

Angelique Kerber ist freudiger Erwartung, und das gleich in zweifacher Hinsicht. Zum einen im eigentlichen Sinne, hat die frühere Weltklassespielerin doch kürzlich verkündet, dass sie ihr zweites Kind nach der inzwischen zwei Jahre alten Tochter Liana erwartet.

Zum anderen freut sich Kerber auf etwas anderes, an dessen Geburt vor rund viereinhalb Jahren sie maßgeblich mitgewirkt hat und seither in beruflichen Belangen ihr Baby genannt werden kann: die Bad Homburg Open, die im Juni zum fünften Mal ausgetragen und erstmals das bedeutendste Rasentennisturnier vor dem Saisonhöhepunkt in Wimbledon sein werden.

„Das Turnier ist wie mein Zuhause“

Die große Frage hinsichtlich des kommenden Kurpark-Sommers ist: Inwieweit kann Angelique Kerber Familie und Beruf vereinbaren? Wird sie nach Bad Homburg kommen und dort ihren neuen Job als Sportdirektorin erledigen, oder wird sie in größerem Familienkreise in ihrem polnischen Wohnort Puszczykowo bleiben, wo sie auch eine Tennisakademie betreibt? Auf die Frage, ob sie im Kurpark anwesend sein werde, antwortet Kerber ausweichend: „Das Turnier ist wie mein Zuhause.“

Über den ungefähren Geburtstermin spricht die 37-Jährige nicht, er dürfte aber in zeitlicher Nähe zu den Bad Homburg Open (21. bis 28. Juni) liegen. Kerber verweist lieber auf das eingespielte Organisationsteam um Aljoscha Thron, der seit Jahren als Turnierdirektor und ihr Manager fungiert: „Egal ob ich vor Ort oder woanders bin, wir sprechen mittlerweile eine Sprache.“ Selbst wenn sie diesmal passen müsste, blieben nach der Standortsicherung der Bad Homburg Open bis 2029 mindestens noch vier Auflagen, in denen sie eingebunden bleibt. „Es geht ja nicht nur um dieses Jahr, sondern auch um die Jahre, die noch kommen.“

Sport- oder doch Turnierdirektorin?

Das selbsternannte Boutiqueturnier ohne Angelique Kerber, das ist schier undenkbar. Von Beginn an ist sie Turnierbotschafterin gewesen und hat nicht nur repräsentative Aufgaben übernommen, sondern sich auch bei den teilnehmenden Tennisspielerinnen nach deren Wünschen und Bedürfnissen umgehört. Bei der Premiere 2021 schlug Kerber selbst noch auf den Ball ein und gewann sogar den Wettbewerb auf ihrem geliebten Rasen – es war der vorletzte ihrer 14 Turniersiege auf der WTA-Tour.

Auf der roten Asche von Paris endete Kerbers große Karriere im Vorjahr.Reuters

Zur diesjährigen Bad Homburger Auflage hat die dreimalige Grand-Slam-Turniersiegerin und frühere Weltranglistenerste, die nach den Olympischen Sommerspielen in Paris ihre Profikarriere beendet hat, einen neuen Titel bekommen: Sportdirektorin der Bad Homburg Open darf sie sich nun nennen, und nicht wenige rätseln, was sich dahinter verbirgt.

Darauf ließ so manche Reaktion schließen. So meldeten angloamerikanische Fachmedien, dass Kerber zur „Turnierdirektorin“ aufgestiegen sei, und auch die mit der Deutschen befreundete Schweizer Tennis-Olympiasiegerin Belinda Bencic sagte in einer Videobotschaft, sie sei „in ganz engem Austausch mit der Turnierdirektorin“.

Vorgesehen ist offenbar, dass Kerber sich noch stärker an der Schnittstelle zwischen den Spielerinnen, die bis vor wenigen Monaten noch ihre Kolleginnen und Konkurrentinnen waren, und Turnierdirektor Thron sowie dessen Organisationsteam einbringt. „Ich habe noch gegen fast alle gespielt. Da ist es einfacher, an die Spielerinnen ranzukommen und mit denen zu sprechen“, erklärte Kerber bei einem Kurzbesuch in Bad Homburg: „Die Verantwortung ist ein bisschen größer.“

Flügel für Wimbledon

Anfang März wirkt die Tennisanlage verlassen. Der Rasen, dort wo im Sommer der Centre Court steht, ist ungepflegt und voller Pfützen. Die Vorbereitungen für das Turnier, das seit vergangenem Jahr zur zweithöchsten 500er-Kategorie gehört, laufen im Hintergrund aber längst auf Hochtouren. Die ersten Spielerinnen haben schon zugesagt.

Zum Beispiel die Weltranglistenzweite Iga Swiatek. Die Polin hat fünf Grand-Slam-Titel auf Sand und auf Hardcourt gewonnen, aber ihre Spielweise scheint nicht zum Rasen zu passen. Vor zwei Jahren schien sie auf einem guten Weg, in Bad Homburg zu gewinnen, zog aber vor ihrem Halbfinale zurück: offiziell wegen Magen-Darm-Beschwerden, aber sicher kam ihr auch die frühe Anreise nach Wimbledon zupass.

Neben Bencic, wie Kerber Mutter einer Tochter, wird auch die Hamburgerin Eva Lys im Kurpark aufschlagen. Die Hamburgerin erhält eine Wildcard; ein Geschenk, das sich Lys durch die starken Auftritte der vergangenen Monate bei den Australian Open und in Dubai verdient hat. Aber auch eine Verpflichtung, ist die 23-Jährige als Nummer 78 der Weltrangliste doch erstmals die am höchsten eingestufte deutsche Frau. So oder so wird die Heimatmosphäre eine Wirkung entfalten, wie Kerber am besten weiß: „Du bekommst Gänsehaut vor den Fans. Wenn du das mitnimmst nach Wimbledon, kann das beflügeln.“

Dass Kerber ein besonderes Auge auf Eva Lys geworfen hat, liegt auch an ihrer neuen Rolle im Deutschen Tennis Bund. Ist die Wimbledon-Siegerin von 2018 seit Jahresbeginn doch Beraterin für die Tennisdamen und Toptalente. Sie wird mehr mit Rat als mit Tat bereitstehen und eng mit zwei ihrer früheren Trainer zusammenarbeiten: mit Rainer Schüttler, dem Teamchef im Billie Jean King Cup, und mit Bundestrainer Torben Beltz.

Was bei Kerbers Vorhaben und Familienleben zu kurz kommt, sind neue Hobbies. Für Klavierspielen oder Spanisch lernen fand sie in den sieben Monate nach dem Karriereende kaum Zeit. Im Zweifel stürzt sich Angelique Kerber lieber darauf, was die meiste Zeit ihres Lebens die größte Bedeutung gehabt hat. „Ich liebe Tennis“, sagt Kerber, „es kribbelt immer noch.“

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