Münchner Planungsverband nimmt Zorneding den Wind aus den Rotoren – Ebersberg | ABC-Z

Gegenwind ist beim Thema erneuerbare Energien eigentlich eine gute Sache – zumindest dann, wenn es sich um Windräder handelt, die durch eine steife Brise von vorn ordentlich in Schwung gebracht werden. Auf jenen Gegenwind aber, der die Gemeinde Zorneding nun von München aus ereilt, könnte man im Rathaus gerne verzichten. Dort plant man schon seit langer Zeit drei Windräder im Süden der Ortschaft zu errichten. Die genauen Standorte sind längst bekannt und waren bereits Teil der interkommunalen Windradplanung, die der Landkreis Ebersberg im Jahr 2013 erarbeitet hat. Das sollte eigentlich auch nach München zum Regionalen Planungsverband (RPV) durchgedrungen sein, der derzeit seinerseits einen Regionalplan für Windenergie für die acht Landkreise rund um die Landeshauptstadt erarbeitet. Dort weigert man sich trotz mehrfacher Bitte der Gemeinde jedoch beharrlich, die Zornedinger Windräder in eines der Vorranggebiete aufzunehmen.
Bei der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses Anfang Dezember vergangenen Jahres wäre es zumindest fast so weit gewesen. Nachdem Zorneding bereits im Mai 2024 Beschwerde gegen den Konzeptentwurf eingelegt und die Ausweisung eines weiteren Vorranggebietes in der Gemeinde gefordert hatte, ist der RPV diesem Wunsch tatsächlich nachgekommen. Die Planer haben nun die Fläche mit dem Namen „WE26c“ in die Karte aufgenommen, ein weiteres Gebiet also, das vorrangig für den Bau von Windrädern genutzt werden soll. Dieses erstreckt sich südöstlich von Zorneding, zwischen Wolfersberg und dem Kirchseeoner Ortsteil Buch – also ziemlich genau dort, wo die Gemeinde gerne ihre drei Windräder bauen würde. Doch nun kommt, was für großes Kopfschütteln im Zornedinger Rathaus sorgt: Die geplanten Standorte der Anlagen liegen knapp außerhalb des Vorranggebietes, der Abstand dürfte kaum hundert Meter betragen.
Bei der jüngsten Zusammenkunft des Zornedinger Gemeinderates, bei der der Entwurf vorgestellt wurde, war der Ärger entsprechend groß. „Wahnsinnig befremdlich“ und „eine Frechheit“ nannte etwa Helmut Obermaier (Grüne) den überarbeiteten Regionalplan. Dieser ist für die Gemeinden zwar nicht zwingend bindend, sorgt aber dafür, dass Windkraftprojekte deutlich schneller umgesetzt werden können. Der Entwurf des RPV geht zurück auf das im Februar 2023 in Kraft getretene Wind-an-Land-Gesetz, das den Ausbau der Windkraft in Deutschland vorantreiben sollte. Dazu sind für alle Bundesländer Flächenziele aufgestellt worden. Bayern etwa muss bis Ende 2027 1,1 Prozent seiner Fläche für Windenergie zur Verfügung stellen, bis 2032 sollen es dann 1,8 Prozent sein. Um diese Vorgaben zu erreichen, erarbeitet der Regionale Planungsverband seit September 2023 ein Konzept dafür, wo Windräder im Großraum München gebaut werden sollen.
Das Vorgehen des RPV ist in der Vergangenheit jedoch immer wieder von den Kommunen kritisiert worden, weil die Planer aus ihrer Sicht zu wenig auf die Gegebenheiten vor Ort eingehen würden. Auch Zorneding habe bereits zweimal Beschwerde gegen den Entwurf eingelegt, wie nun Bürgermeister Piet Mayr (CSU) sagte. „Und wir werden uns jetzt wieder dagegen wehren.“ Warum der RPV zwar ein neues Vorranggebiet ausgewiesen, dabei aber die geplanten drei Windräder ignoriert habe, sei ihm selbst ein Rätsel, so der Rathauschef. „Das entzieht sich unserer Kenntnis, sie konnten es uns nicht nachvollziehbar erklären.“ Die Gemeinde will nun mit einem weiteren Einspruch auf den Entwurf reagieren. Die Forderung ist klar: Das neue Vorranggebiet soll so weit nach Norden verschoben werden, dass auch die drei Windrad-Standorte darin enthalten sind.
Das nämlich würde die Planung für die Gemeinde deutlich erleichtern. Weil in den vom RPV ausgewiesenen Vorranggebieten die Voraussetzungen für den Bau von Windrädern bereits geprüft worden sind, können Projekte in diesen Bereichen schneller genehmigt werden. Darauf verlassen, dass die Münchner Planer die Zornedinger Wünsche doch noch erhören, will man sich in der Gemeinde indes nicht. Die Baugenehmigung für die Anlagen werde nun anlaufen, sagte Bürgermeister Mayr. Wie lange diese dauern wird, könne derzeit allerdings nicht abgeschätzt werden.
„Das ist Politik gegen die Bürger“, heißt es im Zornedinger Gemeinderat
Die Verzögerung und auch die Kommunikation mit dem RPV gefällt dem Großteil des Zornedinger Gemeinderates überhaupt nicht. Es könne nicht sein, dass die Kommunen jetzt als Bittsteller auftreten müssen, sagte Helmut Obermaier, der darauf verwies, dass der Landkreis Ebersberg schon vor Jahren ein eigenes Windkraft-Konzept entwickelt habe. Diese werde von den Planern in München nun aber komplett ignoriert. „Das ist keine Politik für die Bürger, sondern eine Politik gegen die Bürger“, schimpfte der Grünen-Gemeinderat. Anderen im Gremium kommt das Hin-und-Her dagegen gerade recht. Ferdinand Glasl (CSU) etwa sagte mit Blick auf das kürzlich fertiggestellte Windrad bei Fürmoosen, dass es ihm sein „gesunder Menschenverstand“ verbiete, für den Bau drei solcher Anlagen im Süden von Zorneding zu stimmen.
Mehrheitsfähig war diese Sicht der Dinge jedoch nicht. Bis auf Glasls Fraktionskollegen Patrick Eichler und Renate Pfluger sprach sich der Rest des Gremiums dafür aus, einen neuerlichen Einspruch beim RPV einzulegen. Ob dieser in München ankommt oder auf dem Weg dorthin vom Winde verweht wird, zeigt sich Anfang Juni, wenn der Planungsausschuss zu seiner nächsten Beratungsrunde lädt.