Kiels Erfolg in Berlin: Kieler Premiere dank Gigovics Drehschuss – Sport | ABC-Z

Bei der Geschwindigkeit, mit der die Welt sich gerade verändert, könnte man glattweg vergessen, dass der Jahreswechsel ungefähr vorgestern war. Und damit auch der Trainerwechsel beim 1. FC Union. Das erste Testspiel unter Steffen Baumgart bestritt Union, als 2025 gerade fünf Tage alt war, gegen Holstein Kiel, es ging mit 1:2 verloren.
56 Tage später standen sich die beiden Mannschaften am Sonntag erneut gegenüber, diesmal zur Erledigung eines sogenannten Pflichtspiels, es geriet zur Premiere. Denn Holstein Kiel siegte erstmals in der Bundesliga auf gegnerischem Feld – und gab durch einen 1:0-Erfolg den letzten Tabellenplatz an Heidenheim ab. Das Siegtor erzielte Armin Gigovic in der 43. Minute. Union hingegen scheiterte damit beim Versuch, das 0:6 aus der Vorwoche bei Borussia Dortmund vergessen zu machen. Und musste nach dem DFB-Urteil zum „Feuerzeug-Skandalspiel“ einen weiteren Rückschlag hinnehmen.
Joshua Kimmich beim FC Bayern
:München oder die weite Welt
Bleibt er? Geht er? Joshua Kimmich muss sich entscheiden, ob er sich eine Zukunft beim FC Bayern vorstellen kann. Der Vorgang offenbart wieder einmal viel über die Verhältnisse im Klub, vor allem zwischen Aufsichtsrat und Sportvorstand Eberl.
Der Treffer, der den Kielern den Sieg brachte, glich – gemessen am Spielgeschehen – einem Unfall. Das KSV-Team schien 43 Minuten darum bemüht zu sein, Beweise dafür zu liefern, dass es zu Recht am Ende der Tabelle steht – und im bisherigen Saisonverlauf nicht grundlos ohne Auswärtssieg geblieben war. Dann wurde Shuto Machino auf der linken Seite freigespielt; seine abgefälschte Hereingabe landete zu Füßen von Armin Gigovic, der sich geschickt von seinem Bewacher Diogo Leite absetzte – und per Drehschuss vollendete.
Dass Union die offensive Ambitionslosigkeit der Kieler zuvor nicht auszunutzen wusste, erzählte Bände über die aktuellen Defizite der Köpenicker. Es kam nicht ganz von ungefähr, dass Kiels Torwart Timon Weiner am stärksten in die Bredouille geriet, wenn sich seine Vorderleute zu Querschlägern hinreißen ließen. In der 12. Minute prüfte Max Geschwill den eigenen Schlussmann, unmittelbar nach der Halbzeitpause tat es ihm Nicolai Remberg nach. Weiner hielt mit Mühen den Kasten sauber.
Wer vermutet hatte, dass die Szene einen Sturmlauf der Unioner auslösen würde, sah sich zunächst getäuscht. Alles, was man mit Wohlwollen unter der Rubrik Angriffsbemühungen subsumieren konnte, lief im besten Fall auf eher ziellose Versuche hinaus, den Ball in den Strafraum zu bugsieren. In der ersten Halbzeit hatte das noch zu der einen oder anderen Choreografie geführt, die entfernt an Pogo-Tänze aus dem Höhepunkt der Punk-Bewegung erinnerte; in der zweiten Halbzeit aber standen die Kieler besser – und wurden mutiger.
Sie vermochten es nun, bisweilen Entlastungsangriffe zu starten. Machino scheiterte aus 17 Metern (53.), Magnus Knudsen jagte den Ball aus zentraler Position im Strafraum weit übers Tor (58.), ein Tor von Phil Harres wurde wegen Abseits aberkannt (61.). Dann trat neuerlich Machino auf den Plan, doch er traf aus 20 Metern nur den Außenpfosten des Torecks (74.).
Unions Trainer Baumgart wechselte in der zweiten Halbzeit alles ein, was nach Angriff roch, unter anderen den früheren Nationalspieler Kevin Volland; am Ende wurde Innenverteidiger Danilho Doekhi ins Sturmzentrum beordert, bei Ecken lief Torwart Rönnow in den gegnerischen Strafraum. Doch nichts davon half. „Aufwachen!“, riefen die Union-Fans ihren Spielern hinterher. Und wie soll man sagen: Es wird Zeit.