Geopolitik

Ukraine-Hilfe aus Großbritannien: „Wer den Krieg begonnen hat, muss dafür bezahlen“ – russisches Geld soll 2,7-Milliardenkredit tilgen | ABC-Z

Unmittelbar nach dem Eklat im Weißen Haus traf sich Wolodymyr Selenskyj in London mit Keir Starmer. Der britische Premier gewährte ein großzügiges Darlehen. Der ukrainische Präsident erklärte, wofür er die 2,74 Milliarden Euro verwenden und wer für die Schulden aufkommen werde.

Einen Tag nach dem Eklat im Weißen Haus hat Großbritannien der Ukraine einen Kredit über 2,74 Milliarden Euro (2,26 Milliarden Pfund) zur Stärkung seiner Verteidigung gewährt, wie das britische Schatzamt und das ukrainische Finanzministerium am Samstagabend bekannt gaben. Die erste Tranche des Darlehens soll voraussichtlich nächste Woche an die Ukraine ausgezahlt werden.

Die beiden Finanzminister Rachel Reeves und Serhii Marschenko unterzeichneten die Vereinbarung am Samstag in einer Online-Zeremonie. Der Kredit sei ein Zeichen der „unerschütterlichen Unterstützung für das ukrainische Volk“, hieß es. Zuvor hatte der britische Premierminister Keir Starmer den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj betont herzlich in London empfangen.

„Ich bin dem Volk und der Regierung des Vereinigten Königreichs für ihre große Unterstützung von Anfang an in diesem Krieg dankbar“, schrieb Selenskyj auf der Plattform X. Mithilfe des britischen Milliardenkredits will Selenskyj die ukrainische Armee aufrüsten: „Die Mittel werden in die Waffenproduktion in der Ukraine fließen.“ Das Darlehen werde die Verteidigungskapazitäten der Ukraine verbessern und mit den Einnahmen aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten zurückgezahlt werden. „Das ist wahre Gerechtigkeit – derjenige, der den Krieg begonnen hat, muss auch dafür bezahlen“, schrieb Selenskyj.

Am Freitag waren US-Präsident Donald Trump und Selenskyj in Washington vor laufenden Kameras heftig aneinandergeraten. Trump warf, unterstützt von seinem Vizepräsidenten J.D. Vance, Selenskyj fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe und Respektlosigkeit vor. Er drohte zugleich mit dem Ende der US-Unterstützung, sollte Selenskyj nicht einem Deal mit Russland zustimmen. Der ukrainische Staatschef verließ das Weiße Haus im Streit. Nach dem Eklat im Weißen Haus solidarisiert sich Europa mit der Ukraine und mahnt ein entschlossenes Handeln gegen Russland notfalls auch ohne die USA an.

Als Selenskyj am Samstag in der Downing Street 10 ankam, wurde er von zahlreichen Umstehenden bejubelt. Starmer umarmte ihn zur Begrüßung und sagte: „Sie sind sehr, sehr willkommen hier in Downing Street“. Er fügte hinzu: „Und wie Sie draußen auf der Straße gehört haben, haben Sie die volle Unterstützung des gesamten Vereinigten Königreichs, und wir stehen an Ihrer Seite, der Seite der Ukraine, solange es auch dauern mag.“

Starmer betonte, beide wollten „einen dauerhaften Frieden für die Ukraine erreichen, der auf Souveränität und Sicherheit für die Ukraine beruht – so wichtig für Europa und so wichtig für das Vereinigte Königreich“. Selenskyj antwortete, er habe die hunderten Anhänger gesehen, die sich vor der Downing Street versammelt hatten. „Ich möchte Ihnen, den Bürgern des Vereinigten Königreichs, für die große Unterstützung seit Beginn des Krieges danken.“ Er sei „sehr froh“, dass er auch König Charles III. treffen werde, sagte Selenskyj weiter. „Wir in der Ukraine sind sehr glücklich, dass wir einen solchen strategischen Partner haben.“ Er fügte hinzu: „Wir zählen auf Ihre Unterstützung.“

Am Sonntag wird Selenskyj einem Medienbericht zufolge vom britischen König Charles empfangen. Das Treffen sei auf Charles’ Anwesen Sandringham in Ostengland geplant, berichtet die Zeitung „The Sun“.

Das Treffen zwischen Starmer und Selenskyj hinter verschlossenen Türen dauerte rund 75 Minuten. Anschließend erklärte Downing Street, Starmer habe seine Entschlossenheit bekräftigt, „einen Weg zu finden, der den illegalen Krieg Russlands beendet und einen gerechten und dauerhaften Frieden sicherstellt, der die zukünftige Souveränität und Sicherheit der Ukraine gewährleistet“. Als Starmer Selenskyj zum Auto brachte, umarmten sie sich erneut.

Selenskyj schrieb später auch auf Telegram, dass er mit Starmer über die Stärkung der Position der Ukraine und die Erlangung verlässlicher Sicherheitsgarantien gesprochen habe. „Während unserer Gespräche haben wir die Herausforderungen besprochen, vor denen die Ukraine und ganz Europa stehen, die Koordination mit unseren Partnern, konkrete Schritte zur Stärkung der Position der Ukraine und eine gerechte Beendigung des Krieges mit zuverlässigen Sicherheitsgarantien“.

Am Sonntag empfängt Starmer europäische Staats- und Regierungschefs zu einem Gipfeltreffen in London, bei dem angesichts der Hinwendung der US-Regierung zu Moskau über die weitere europäische Unterstützung für die Ukraine beraten werden soll. An dem Treffen nimmt auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau teil.

London unterstützt Kiew mindestens bis zum Finanzjahr 2030/31 und mit Militärhilfen von umgerechnet über 3,5 Milliarden Euro jährlich.

AFP/Reuters/dpa/mp

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"