TV-Experte Hospelt: „EHC hat natürlich das Zeug, sich Platz drei oder vier zu holen“ | ABC-Z

AZ: Herr Hospelt, beim EHC Red Bull München lief es zuletzt besser. Was sagt der Eishockey-Experte und Ex-Nationalspieler: Was sind die Gründe?
KAI HOSPELT: Es nur an Don Jackson festzumachen, wäre zu einfach. In den Spielen, die München seit der Rückkehr Jacksons verlor, waren die Probleme zu sehen, die schon davor da waren. Ich denke, das hat mit dem Kopf zu tun. Toni Söderholm und Max Kaltenhauser sind ja auch gute Trainer, die zuvor ihre Erfolge hatten. Vielleicht erinnern sich jetzt die Spieler daran, wie gut es unter Don lief und haben so sieben Siege in Folge eingefahren. Sich aber allein auf diesen Effekt verlassen, kann man aber nicht.
„Aktuell sehe ich Bremerhaven und Mannheim vorne“
Der EHC tritt nun gegen die Eisbären Berlin und die Adler Mannheim an. Zwei Schwergewichte. Welche Rolle spielen diese Begegnungen? München kämpft ja noch um das Heimrecht im Playoff-Viertelfinale.
Sie spielen eine große Rolle, vor allem das Duell gegen den direkten Konkurrenten Mannheim am Sonntag. Vor einer Woche noch hätte ich München und Mannheim auf den Heimrechtsplätzen gesehen, aber so, wie Bremerhaven nun gespielt hat. Mannheim hat den tiefsten Kader, Bremerhaven spielt sehr strukturiert und als Team. Aktuell sehe ich darum diese beiden vorne, aber München hat natürlich das Zeug, sich Platz drei oder vier zu holen.
Auch in anderen Tabellenregionen geht es vier Spieltage vor Hauptrundenende eng her. Sie sind Kölner, in Ihrer Heimat ist gerade Karnevalhochsaison. Beeinflusst das bunte Treiben die Haie, die noch das Viertelfinalticket buchen müssen?
Das glaube ich nicht. Gerade die deutschen Spieler im Kader sind schon einige Jahre im Klub und kennen das Drumherum. Die Auswärtstour vor Karneval haben die Haie ganz gut gemeistert, mit Höhen und Tiefen wie in der ganzen Saison. Auch wenn die Straubing Tigers (der erste Jäger der Haie; d. Red.) unter ihrem neuen Trainer Craig Woodcroft wieder bessere Resultate einfahren, sehe ich die Haie auf Platz sechs. Die Zuschauerunterstützung in Köln ist auch in dieser Saison wieder unglaublich.
Pre-Playoff-Quali? „Frankfurt schafft es nicht“
Spannung herrscht auch noch um Platz zehn. Die Schwenninger Wild Wings, die Grizzlys Wolfsburg und die Löwen Frankfurt liefern sich da ein enges Rennen um zwei offene Plätze für die erste Playoff-Runde.
Ich glaube, dass die Frankfurter den Sprung nicht schaffen werden. Die Grizzlys Wolfsburg. . .
. . . für die Sie von 2008 bis 2013 spielten und DEL-Spieler des Jahres 2012 wurden.…
. . .sie haben auf dem Papier die stärkste Mannschaft. Schwenningen ist heimstark und wird so noch die nötigen Zähler holen.
Hinab in den Keller: Dort ringen vier Spieltage vor Ende noch die Iserlohn Roosters (47 Punkte), die Düsseldorfer EG (46 Punkte) und die Augsburger Panther (45 Punkte) um den Klassenerhalt. Was wird den Ausschlag im Abstiegskampf geben?
Vor allem die direkten Duelle am letzten Wochenende der Saison. Augsburg empfängt am vorletzten Spieltag Düsseldorf und tritt am finalen Spieltag in Iserlohn an. Wichtig wird sein, dass du in den anderen Spielen versuchst, zumindest einen Punkt mitzunehmen. Dann verlierst du nicht viel im Torverhältnis, das am Ende ja auch ausschlaggebend sein kann, und du sammelst einen Punkt, der die anderen dazu zwingen kann, in einem Spiel alle drei Zähler einzufahren. Wenn es dann so läuft wie bei der DEG am Mittwoch. . .
. . .sie verlor trotz dreimaliger Führung noch bei den Nürnberg Ice Tigers 4:5.
Genau – das ist in dieser Lage schon bitter. Jeder Punkt kann entscheidend sein.
„Vielleicht entscheidet sogar ein Fernduell über den Abstieg“
Kommt es zum großen Showdown um den Abstieg am finalen Wochenende?
Ich glaube tatsächlich, dass es bis zum letzten Spieltag, bis zum Ende heiß bleibt. Vielleicht entscheidet sogar ein Fernduell über den Abstieg. Mein Gefühl sagt mir, dass in diesem Jahr der Tabellenletzte der DEL auch wirklich absteigt – in der DEL2 haben sich die Aufstiegskandidaten in eine gute Ausgangslage gebracht.
Iserlohn, Düsseldorf, Augsburg – der Abstieg eines jeden wäre wegen der Fehler der vergangenen Jahre verdient. Andererseits würde man sie auch vermissen. Stimmen Sie zu?
Sie waren schon zuletzt im Keller vertreten gewesen, darum kann man das vielleicht sagen, ja. Alle drei sind aber Teams, die von der Tradition und auch dem Fan-Rückhalt her sicher in die DEL gehören. Doch die Liga hat sich für die Wiedereinführung von Auf- und Abstieg entschieden und bei den Krefeld Pinguinen und den Kassel Huskies wären die Vorzüge ja ähnlich. Da würde also auch was nachkommen.