WM 2006 : Blatter gibt sich unwissend im Sommermärchen-Prozess | ABC-Z

Der frühere Fifa-Präsident Joseph S. Blatter hat im Prozess um die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 Kenntnisse über dubiose Vorgänge und fragwürdige Zahlungen bestritten. Bei seiner Zeugenaussage gab er an, sich nicht an das im Zentrum des Verfahrens stehende Treffen mit Franz Beckenbauer erinnern zu können. Auch von einer Verbindung zum früheren Fifa-Funktionär Mohamed bin Hammam wusste er nach eigener Aussage nichts.
„Die Fifa hat Bank gespielt und das Geld vom DFB an Robert Louis-Dreyfus weitergeleitet. Es war eine Dienstleistung für den DFB. Wofür dieses Geld war, weiß ich nicht“, sagte Blatter vor dem Landgericht in Frankfurt am Main aus. „Den Namen Bin Hammam habe ich in diesem Zusammenhang nie gehört.“
Blatter, von 1998 bis 2016 Fifa-Boss, bezog sich damit auf die zehn Millionen
Schweizer Franken, die im Zentrum der
Affäre stehen. Die 6,7 Millionen Euro, die der frühere adidas-Chef Louis-Dreyfus
offenbar als Darlehen an Beckenbauer zu Bin Hammam transferierte, sind
allerdings nie bei dem Weltverband gelandet. Die Summe wurde
2005 vom deutschen Organisationskomitee über die Fifa an den 2009
gestorbenen Louis-Dreyfus zurückgezahlt.
Zeugen geben Blatter zentrale Rolle
Blatter war per Videocall aus der Schweizer Hauptstadt Bern
zugeschaltet. Der seit März 2024 laufende Prozess beschäftigt sich mit der Endrunde der WM-Vergabe vor knapp 19 Jahren.
Zuletzt hatten die Einlassungen mehrerer Zeugen nahegelegt, dass Blatter
eine zentrale Rolle in der Affäre gespielt haben könnte.
Dabei steht ein Treffen zwischen ihm und dem im Januar 2024 verstorbenen deutschen WM-Chef Beckenbauer im Dezember 2001 in Zürich im Mittelpunkt. In der unmittelbaren Folge des Treffens ging es laut übereinstimmenden Aussagen damaliger WM-Funktionäre erstmals um die fraglichen 6,7 Millionen Euro.
Deklariert war die Überweisung als Beitrag zu einer geplanten WM-Gala, die Anfang 2006 aus Kostengründen aber abgesagt wurde, wie auch Blatter aussagte. Louis-Dreyfus hatte 2002 ein Darlehen in Höhe von zehn Millionen Schweizer Franken auf ein Konto von WM-Chef Beckenbauer überwiesen. Auf dem katarischen Konto von Bin Hammam, der Mitglied der Fifa-Finanzkommission war, gingen die 6,7 Millionen Euro ein. Dabei war während des Prozesses immer wieder die Rede von einer „Provision“ für den am Ende gewährten WM-Zuschuss der Fifa in Höhe von 170 Millionen Euro.