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Die Demografie des Bundestags: Linke verhindert Alterungsschub im Plenum | ABC-Z


Die Demografie des Bundestags

Linke verhindert Alterungsschub im Plenum

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Kleiner ist der neue Bundestag und männlicher. Älter wäre er auch geworden – ohne die Linke: Mit ihren 51 neuen Abgeordneten stellt sie die zweitjüngste Fraktion der bundesrepublikanischen Geschichte.

Der Bundestag ist männlicher geworden. Und er wäre auch älter geworden, hätte sich nicht eine Partei deutlich verjüngt. Die 630 Sessel in markenrechtlich geschütztem „Reichstags-Blue“ werden genau so vielen Männern mit Vornamen Alexander Platz bieten wie Frauen, die nach 1995 geboren sind. Vor vier Jahren gab es einen Alexander weniger und zwölf junge Frauen mehr.

Knapp jeder dritte Sessel im Reichstag gehört bald einer Frau – wie auch schon 2002. 2013 und 2021 lag der Anteil etwas höher, 2017 etwas niedriger. 1972, als Willy Brandts SPD ihr historisch bestes Ergebnis erzielte, kamen auf 14 Männer eine Frau. Nach der Wende war erstmals jeder fünfte Volksvertreter weiblich.

Der Frauenanteil in der Unionsfraktion liegt bei 22,6 Prozent – knapp über dem des Bundestags von 1990, aber fast doppelt so hoch wie bei der AfD. Ganz anders die Grünen: Mit 61,2 Prozent Frauenanteil ziehen sie den Schnitt deutlich nach oben, ebenso wie die Linke.

Durchschnittsalter bleibt stabil

Jüngste Abgeordnete ist Zada Salihović, die in einem Monat 25 Jahre alt wird. Sie arbeitete in der Pflege, dann für eine Gewerkschaft, Ende 2023 trat sie in die Linke ein. Die Partei stellt sechs der zehn jüngsten Abgeordneten und senkt damit das Durchschnittsalter erheblich. Die Linke ist neben der AfD klare Wahlgewinnerin. Mit ihren 25 neuen Abgeordneten verjüngt sich die Fraktion deutlich, kommt im zukünftigen Bundestag auf einen Altersschnitt von 42 Jahren. Jünger war nur die Grünen-Fraktion, als sie 1990 erstmals ins Parlament einzog.

Damit bleibt das Durchschnittsalter des Plenums bei 47 Jahren – wie schon nach der letzten Wahl. Seit 1969 schwankte dieser Wert nur wenig, blieb immer knapp unterhalb von 50 Jahren. Die deutsche Bevölkerung hingegen alterte im selben Zeitraum deutlich: von 36 Jahren (1969) auf heute 45.

Was sich im vergangenen Jahrzehnt dagegen deutlich verändert hat: der Anteil der Abgeordneten, die 30 Jahre oder jünger sind. Die meiste Zeit war es im Bundestag nicht einmal jeder fünfzigste. Noch 2017 traf das zu – in der Bevölkerung war das damals jeder achte Mensch. Heute ist es im Bundestag immerhin jeder fünfzehnte.

Jeder dritte Unionsabgeordnete ist Jurist

Neben der Linken zählt die AfD zu den Wahlgewinnern. Sie stellt sieben der zehn ältesten Abgeordneten, darunter den ältesten: einen der neun Alexander. Alexander Gauland feierte am 20. Februar seinen 84. Geburtstag – und drei Tage später einen massiven Stimmenzuwachs für seine Partei.

Unter den zehn ältesten Abgeordneten ist auch der wohl zukünftige Bundeskanzler: der Unionspolitiker Friedrich Merz. Der 69-Jährige sitzt mit Gauland nicht nur an der Spitze der Alterspyramide, die beiden teilen auch dieselbe Berufsgattung: Juristen sind auch im neuen Bundestag bestens vertreten. Einer von fünf Sesseln im Bundestag gehört einem Anwalt oder einer Richterin.

In der Union geht mittlerweile jedes dritte Mandat an eine Juristin oder einen Juristen, bei AfD und SPD jedes sechste, bei den Linken jedes zwanzigste. Bei der SPD und den Grünen gibt es dafür deutlich mehr Abgeordnete mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund: Politologinnen, Kulturwissenschaftler, Soziologinnen.

Linke mit größtem Neulingsanteil

Nicht einmal mehr jeder zwanzigste Sitz im Bundestag hingegen gehört einer Lehrerin oder einem Professor. Vor 30 Jahren war diese Berufsgruppe noch mehr als dreimal so häufig vertreten und lag damit gleichauf mit den Juristinnen und Juristen.

Neun von zehn Abgeordneten haben studiert. Der Anteil der Menschen mit Universitätsabschluss liegt im Parlament deutlich höher als in der Bevölkerung. So gehören dem Bundestag neun Ärzte und fünf Ärztinnen an, aber nur ein Pfleger und fünf Pflegerinnen.

Eine dieser Pflegerinnen ist Stella Merendino. Sie arbeitet in einer Berliner Rettungsstelle. Während der Pandemie erstritt sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen einen Tarifvertrag. Bald sitzt sie als Neuling für die Linke im Bundestag, so wie 50 andere auch. Das macht die Linke zur Fraktion mit dem größten personellen Umbruch. Nur jeder fünfte ihrer Abgeordneten hat bereits Bundestagserfahrung. In absoluten Zahlen aber bringt die AfD die meisten neuen Abgeordneten in den Bundestag: 92 an der Zahl. Zwei davon heißen Alexander.

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