Portugal und Spanien: Hohe Strafen für nackte Touristen abseits von Stränden – Panorama | ABC-Z

Sie krabbelten auf allen vieren. Sie knieten, standen, einer reckte die Arme wie zum Jubel in die Luft. So vergnügten sich im vergangenen Sommer acht Männer in einer Bar im Touristenort Albufeira an der portugiesischen Algarve.
Das wäre an sich kein Problem gewesen, doch besagte Herren, alle nicht mehr im jugendlichen Alter, taten dies erstens auf dem Tresen der Bar, zweitens völlig nackt, drittens von der Straße aus sichtbar. Und zu allem Überfluss steigerten sie ihren spontanen FKK-Auftritt auch noch mit simulierten sexuellen Handlungen.
Tja, Ferien halt, wie sie manche Menschen, vorwiegend Männer, mögen? Harmlose Ausgelassenheit? Mitnichten. Der Vorfall löste nicht nur in sozialen Medien Abscheu aus, wo Videos der Amateurstripper die Runde machten, sondern rief die portugiesischen Strafverfolgungsbehörden auf den Plan. Zwar erwischte die Polizei die Männer aus Großbritannien nicht in flagranti, sie wurden aber später identifiziert und ihre Personalien der Staatsanwaltschaft übermittelt.
Für den Stadtrat von Albufeira war Alarmstufe rot erreicht. Nach einigen Krisensitzungen wurde nun ein Katalog von Verboten erlassen, der zu viel Nacktheit im Stadtgebiet sowie Exzesse aller Art künftig mit hohen Strafen sanktioniert. Bis zu 1800 Euro Bußgeld kann es kosten, sich im öffentlichen Raum vollständig zu entblößen oder sexuell aktiv zu werden. Und, Obacht, fast genauso teuer kann es werden, lediglich in Badesachen durch den Ort zu flanieren: Dann droht bis zu 1500 Euro Bußgeld.
Albufeira an der Spitze eines Trends
1500 Euro für einen Stadtbummel im Bikini? Damit setzt sich Albufeira an die Spitze eines Trends, der in anderen Touristenzentren wie Barcelona, Mallorca, Málaga, Alicante, Nizza, Dubrovnik oder Sorrent längst eingesetzt hat. Auch dort ist zu viel Nacktheit innerorts unerwünscht. In Barcelona kann das zwischen 120 und 500 Euro kosten, in Málaga und Alicante bis zu 750 Euro. Der Bekleidungsgeschmack mancher Touristen hat sogar dazu geführt, dass entsprechende Verbote auch in Sevilla erlassen wurden, das bekanntlich gar nicht am Meer liegt.
In wenigen Tagen tritt zudem in Barcelona eine neue Vorschrift in Kraft, die das unsachgemäße Entsorgen von Müll betrifft. Das habe nicht nur, aber auch mit Tourismus zu tun, erklärte eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage. Bis zu 600 Euro Bußgeld wird es künftig kosten, einen Müllsack auf der Straße oder in öffentlichen Papierkörben abzulegen. Einheimische wie auch Betreiber von Ferienwohnungen wurden dieser Tage mit einer Informationskampagne auf die neuen Regeln aufmerksam gemacht.
Albufeira hatte just zwei Monate vor dem Vorfall mit den nackten Männern eine Konferenz ausgerichtet, die erkunden sollte, wie die Stadt ihr Sauf- und Rauf-Image loswerden und sich stärker auf die dort vorhandenen Luxus-Angebote fokussieren könnte. Tatsächlich gibt es in Albufeira nicht nur die von britischen Touristen „The strip“ genannte berüchtigte Partymeile mit Leuchtreklamen und Kneipen, sondern auch die größte Dichte an Fünf-Sterne-Hotels an der gesamten Algarve.
Großbritannien warnt seine Bürger
Das britische Außenministerium hat seine Bürgerinnen und Bürger mittlerweile vor den neuen Regeln in Portugal gewarnt. In Albufeira ist es fortan auch verboten, im öffentlichen Raum zu urinieren, Stuhlgang zu haben, auf den Boden zu spucken, Speisen zuzubereiten und unangemessenen Lärm zu verursachen. Auch Kneipenbetreiber können sanktioniert werden, zum Beispiel, wenn sich Gäste im Bereich ihrer Außenbestuhlung danebenbenehmen.
Doch nicht immer ist die Angst ums Image der Grund für strengere Bekleidungsregeln. Im italienischen Cinque Terre zum Beispiel, das jährlich von Hunderttausenden Touristen besucht wird, sind an manchen Stellen Flipflops bei Strafe verboten. Doch dies hat keinen ästhetischen Hintergrund, sondern einen praktischen: Die örtlichen Rettungskräfte hatten es satt, ständig Menschen bergen zu müssen, oft mit Helikopter, die sich mit unzureichendem Schuhwerk auf den felsigen Wanderwegen verirrt hatten.