Bundestagswahl im Landkreis Ebersberg: Andreas Lenz gewinnt – aber auch die AfD – Ebersberg | ABC-Z

Der Landkreis Ebersberg rückt nach rechts. Das ist in einem Satz das Ergebnis der Bundestagswahl am Sonntag. Die großen Gewinner sind einerseits die CSU, deren Direktkandidat Andreas Lenz zum mittlerweile vierten Mal das Mandat im Wahlkreis Erding-Ebersberg erringen konnte, und die insgesamt ihr Ergebnis deutlich verbessert hat. Zum anderen hat die AfD stark zugelegt, im Landkreis reicht es bei Erst- wie Zweitstimmen für den dritten, im Wahlkreis insgesamt sogar jeweils für den zweiten Platz.
Die CSU konnte bei der Wahl ihre Scharte von 2021 auswetzen: Damals fuhren die Christsozialen mit 32,7 Prozent im Landkreis und 33,4 im Wahlkreis ihr bislang schlechtestes Ergebnis ein. Diesmal sieht es deutlich besser aus, mit 39,3 Prozent im Landkreis und 40,1 im Wahlkreis liegt die CSU sogar noch leicht über dem Wert von 2017. Auch für Direktkandidat Lenz ist diese Wahl ein großer Erfolg: 44,9 Prozent der Wahlberechtigten im Landkreis Ebersberg wollten, dass er sein Mandat behält, im Wahlkreis insgesamt sind es sogar 45,9. Das sind 3,9 beziehungsweise 3,7 Punkte mehr als noch vor dreieinhalb Jahren.
„Wichtig ist, dass jetzt die Probleme im Land angegangen werden, so wie sich der Wähler den Politikwechsel vorstellt“, sagte Lenz bei der Wahlparty im Sitzungssaal des Erdinger Landratsamtes. Bei den Koalitionsverhandlungen gebe es Differenzen, insbesondere bei der inneren Sicherheit und bei der Migration, aber in der Politik müsse es immer den Willen zum Kompromiss geben.
Um noch sehr viel mehr als die Christsozialen konnte indes die AfD ihr Ergebnis steigern, die Rechtspopulisten kamen im Landkreis Ebersberg auf 14,2 Prozent der Zweit- und 13,2 Prozent der Erststimmen, das sind acht, beziehungsweise 7,5 Prozent mehr als 2021, und es ist das bislang beste Ergebnis der Partei. Noch deutlicher fällt der Zuwachs im gesamten Wahlkreis aus: Bei den Zweitstimmen gibt es ein Plus von 9,2 Punkten auf 16,5 Prozent, Direktkandidatin Manuela Schulz übertrifft das Ergebnis von Peter Junker aus dem Jahr 2021 um 8,8 Punkte und kommt mit 15,6 Prozent der Stimmen auf den zweiten Platz im Wahlkreis.
Die SPD wird gerade noch zweistellig
Im Landkreis Ebersberg geht der zweite Platz an die Grünen, Bewerber Christoph Lochmüller verschlechtert sich dennoch um 1,2 Punkte auf 16,1 Prozent der Erststimmen, im Wahlkreis insgesamt um 1,5 Punkte auf 13,4 Prozent. Die Grünen insgesamt verlieren bei den Zweitstimmen im Landkreis Ebersberg 1,5 Punkte, kommen mit 15,6 Prozent aber immerhin wie ihr Kandidat noch auf Platz zwei. Im Wahlkreis sind es noch 13 Prozent, 1,7 Punkte weniger als 2021, wie damals kommt die Ökopartei auf den dritten Platz.
Der Wahlkreis-Zweitplatzierte der vergangenen Wahl ist der große Verlierer der aktuellen: Die SPD stürzt im Wahlkreis um 5,2 Punkte auf nur noch 10,1 Prozent und den vierten Platz ab, den gibt es auch in Ebersberg mit 11,2 Prozent, das sind 4,8 Punkte weniger als 2021. Damit unterbieten die Genossen sogar noch ihr bislang schlechtestes Ergebnis aus dem Jahr 2017 um jeweils gut zwei Prozentpunkte. Und auch bei den Erststimmen erreicht die SPD ein Rekordtief: Für Marco Mohr gab es im Landkreis Ebersberg 11,2 Prozent, 15,3 Prozent hatte Magdalena Wagner vor dreieinhalb Jahren erzielt. Im Wahlkreis gab es nur 10,1 Prozent für Mohr, 14,5 hatten 2021 noch für Wagner votiert.
Klare Verliererin: die FDP
Der zweite große Verlierer ist die FDP, sie stürzt im Landkreis ebenfalls dramatisch von 12,7 auf noch 5,5 Prozent ab, im Wahlkreis sind es sogar nur noch 5,1 Prozent, ein Minus von sieben Punkten. Besonders bitter: Auch, dass der Landesvorsitzende der Liberalen gewissermaßen als Zugpferd im Land- und Wahlkreis antrat, hat keinen positiven Effekt gebracht. Martin Hagen kam in Ebersberg auf 4,1 Prozent, im Wahlkreis sogar nur auf 3,6. Zum Vergleich: Der Direktkandidat von 2021, Marc Salih hatte 4,6 beziehungsweise 4,3 Punkte mehr bekommen.
Damit liegt ein weiterer Gewinner der Wahl, die Linke, zumindest im Wahlkreis, gleichauf: Bei den Zweitstimmen liegen sie bei 5,1 Prozent, ein Zuwachs von 2,9 Punkten. Im Landkreis ist der Zuwachs mit drei Punkten und das Endergebnis mit 5,3 Prozent sogar noch höher. Direktkandidat Tobias Boegelein kann sich ebenfalls über gute Zustimmungswerte freuen, er kommt auf 3,9 Prozent im Wahl- und vier im Landkreis.
Der Bewerber der Freien Wähler kann kaum punkten
Hinter die Linken zurückgefallen sind diesmal die Freien Wähler. Nachdem die Aiwanger-Truppe im Landkreis Ebersberg 2021 noch 6,6 Prozent und im Wahlkreis sogar 8,3 Prozent erzielte, waren es diesmal nur noch 3,2 beziehungsweise 4,3 Prozent. Auch Direktkandidat Anton Steinbacher überzeugte an der Urne nicht: Gerade einmal 3,1 Prozent der Wahlberechtigten im Landkreis Ebersberg stimmten für ihn, Birgit Obermayer hatte 2021 immerhin noch 5,4 Prozent erhalten. Im Wahlkreis stimmten vier Prozent für Steinbacher, 7,3 waren es für Obermayer gewesen.
Keinen Erfolg zu feiern gab es im Übrigen auch für den Paradiesvogel des Bundestagswahlkampfes in Erding-Ebersberg: Der frühere Markt Schwabener Bürgermeister Bernhard Winter hatte sich als Parteiloser um das Direktmandat beworben – ein Ansinnen, das indes von kaum jemandem im Wahlkreis unterstützt wurde: Am Ende gab es 0,8 Prozent der Stimmen, das sind in Zahlen 1367 von 174 443 abgegebenen gültigen Stimmen. In seinem Heimatlandkreis und in seiner Heimatgemeinde konnte Winter etwas besser punkten: Im Kreis Ebersberg, wo 88 055 gültige Stimmen abgegeben wurden, entfielen auf ihn 896 oder ein Prozent. In Markt Schwaben gab es sogar 3,8 Prozent der Stimmen für den Altbürgermeister.
Bemerkenswert an dieser Bundestagswahl ist die im Vergleich zu 2021 noch einmal gestiegene Beteiligung: Im Wahlkreis lag sie bei 87,1 Prozent, vor dreieinhalb Jahren waren es noch 83,94. Im Landkreis Ebersberg haben diesmal sogar 88 Prozent der Wahlberechtigten von diesem Recht Gebrauch gemacht, im Vergleich zu 85,15 bei der vergangenen Bundestagswahl.