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Moderne Wohnhäuser in Bad Tölz: „Jeden Maßstab verloren“ – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Manchmal kann es spannend sein, wenn moderne Architektur neben einem historischen Gebäude entsteht, das Heute und das Gestern korrespondieren. Der geplanten Bauweise zweier Einfamilienhäuser im Melkstattweg kann die Stadt Bad Tölz eine solche Beziehung jedoch nicht abgewinnen. Sie sei vielmehr „verunstaltend“, sagt Stadtbaumeister Florian Ernst. Mit ihren Formen passe sie nicht zur umliegenden Bebauung in dem Stadtviertel.  Um das Projekt zu verhindern, wird eigens nun ein Bebauungsplan aufgestellt und eine Veränderungssperre erlassen. Dieser Vorgehensweise stimmte der städtische Bau- und Stadtentwicklungsausschuss einmütig zu.

Eine atypische und exotische Dachform, eine zu starke Dachneigung, zu hohe Wand- und Firsthöhen: Den Bauantrag hatte Ernst zunächst auf dem Verwaltungsweg abgelehnt. Das Landratsamt prüfte den Vorgang und kam zu dem Schluss, dass die Genehmigung nicht versagt werden könne, weil gestalterische Gesichtspunkte dafür keine Rolle spielen dürften. Solche Gründe seien schon vor zwei Jahrzehnten aus der bayerischen Bauordnung getilgt worden, teilte Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) mit. „Wir haben fast keine Möglichkeit, in die Gestaltung reinzugehen, wir haben nur die Möglichkeit über einen Bebauungsplan.“ Schließlich gehe es um das „einheitliche und sehr schöne Ortsbild, das Bad Tölz prägt“.

In dieser Baulücke am Melkstattweg sollen die beiden modernen Wohnhäuser entstehen. (Foto: privat/oh)

Kritisch sieht Stadtbaumeister Ernst auch die Anordnung der sechs Parkplätze, wovon vier in Doppelgaragen und zwei oberirdisch entstehen sollen. Ein schräg am Haus vorgesehener Stellplatz behindert eine andere Parkfläche, das sei „so nicht zulässig“. Auf Nachfrage vom Martin Harrer (FWG) berichtete der Stadtbaumeister, dass er nochmals mit dem Bauherrn gesprochen habe, ob er seinen Antrag nicht zurückziehen und ändern möchte. „Er wollte aber partout nicht von seinem Plan abrücken.“

Die Stadt bleibt ebenfalls bei ihrem Standpunkt. Sie habe die Planungshoheit und könne einen Bebauungsplan aufstellen, um ihren Willen durchzusetzen, so Ernst. „Um eine geordnete städtebauliche Entwicklung sicherzustellen, soll der Bebauungsplan Melkstattweg Festsetzungen zu Art und Maß der baulichen Nutzung sowie zu Dachform und Dachneigung treffen.“ Zugleich wird eine Veränderungssperre erlassen, damit der Status quo auf den Grundstücken am Melkstattweg bleibt.

„Eine derart deplatzierte Planung habe ich selten gesehen“

René Mühlberger (CSU) verwies darauf, dass die Stadt Bad Tölz immer bemüht sei, Bauvorhaben zu ermöglichen und zu begleiten. Aber in diesem Fall habe man „auch eine Verantwortung für unser Quartier“, sagte der Fraktionssprecher. „Dieses Vorhaben hat jeden Maßstab verloren.“ Stadtrat Harrer erklärte, er sei grundsätzlich dafür, durch Innenstadtverdichtung neue Wohnungen zu schaffen. Aber nicht in diesem Fall. „Diese Massivität und die Form der Dachneigung passt da überhaupt nicht rein“, sagte Harrer. Noch deutlicher äußerte sich Matthias Winter (CSU): „Eine derart deplatzierte Planung habe ich selten gesehen.“ Dachformen sind in Bad Tölz übrigens nicht durch eine Satzung geregelt. Es sei„ extrem schwierig, rechtssichere Ortsgestaltungssatzungen zu machen“, sagte Bürgermeister Mehner.

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