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Kirchseeon: Gemeinderat lehnt E-Bike-Cup am Ort ab – Ebersberg | ABC-Z

Dass die Gemeinde Kirchseeon größere Veranstaltungen mit überregionaler Wirkung auf die Beine stellen kann, hat sie in der Vergangenheit bereits bewiesen. Bestes Beispiel dafür ist das Musikfestival „Rock im Markt“, mit dem das Organisationsteam um Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) nicht nur einige namhafte Bands in den Ort gelockt hat, sondern auch tausende begeisterte Zuschauer. Nun hat sich der Kirchseeoner Rathauschef zusammen mit dem Arbeitskreis Fahrrad einen neuen Coup ausgedacht: In Kooperation mit dem E-Bike-Weltverband wollte Paeplow im Jahr 2026 einen „E-Bike-Cup für Jedermann“ in der Marktgemeinde ausrichten. Dadurch sollte die Region bekannter und attraktiver für Elektroradler werden. Der Gemeinderat machte dem Vorhaben am Montagabend jedoch einen Strich durch die Rechnung.

„Zu teuer“ – das war in aller Kürze der Hauptgrund dafür, warum die Mehrheit des Gremiums das Event letztlich ablehnte. Die Gemeinde nämlich hätte sich mit einem Unkostenbeitrag von 29 000 Euro an der Veranstaltung beteiligen müssen, wie Markus Mitterdorfer zuvor erklärt hatte, der aus Österreich zur Sitzung zugeschaltet war. Dort hat der E-Bike-Weltverband, dessen Gründer Mitterdorfer ist, seinen Hauptsitz. Die Veranstaltung in Kirchseeon wäre die Erste ihrer Art in Deutschland gewesen. „Es gab bisher noch keinen E-Bike-Cup außerhalb von Österreich“, erklärte der Verbands-Chef. Weil der Großteil der rund 100 000 Mitglieder der „E-Bike World Federation“, wie die Organisation offiziell heißt, aber aus der Bundesrepublik und vor allem aus dem Großraum München stamme, biete sich der Marktgemeinde eine Chance, sich bei Elektroradlern einen Namen zu machen.

Der Bürgermeister würde gerne mehr Touristen nach Kirchseeon locken

Diese Möglichkeit und einen damit verbundenen touristischen Aufschwung für Kirchseeon witterte offenbar auch Bürgermeister Paeplow, der im Gemeinderat eifrig die Werbetrommel rührte. „Unser Team ist stark genug, um solche Veranstaltungen zu stemmen, das haben wir in der Vergangenheit bewiesen“, sagte er über die Mitarbeiter im Rathaus. Kirchseeon habe durch die Nähe zum Ebersberger Forst oder dem Perchten-Museum einige Sehenswürdigkeiten zu bieten, die man durchaus in einem solchen Rahmen präsentieren könne. Der „E-Bike-Cup“ nämlich soll kein Rennen im klassischen Sinne sein, wie Markus Mitterdorfer erklärte. Es gehe vielmehr um eine Kombination aus Spaß, Genuss und dem Erkunden der Region.

Geplant gewesen wäre ein Eventareal im Zentrum der Gemeinde, von dem aus sich die Biker selbständig auf Entdeckungsreise begeben können. Jeder, der erfahrungsgemäß 300 bis 500 Teilnehmer bekomme eine Karte und einen Tracker, wie Mitterdorfer erklärte. Ziel sei es schließlich, fünf festgelegte Punkte mit dem Fahrrad anzusteuern. Route und Geschwindigkeit könne jeder Teilnehmer für sich selbst bestimmen. Deshalb, so der Veranstalter, müssten für das Event auch keine Straßen gesperrt werden. Die Strecke solle laut Mitterdorfer in drei bis vier Stunden entspannt zu bewältigen sein, teilnehmen könnten deshalb auch Fahrer aus allen Altersklassen. Selbst wer kein E-Bike besitzt, hätte bei dem Event an den Start gehen können, denn der Weltverband hätte auch Leih-Räder zur Verfügung gestellt. „Unser Ziel ist es, E-Biken sicherer zu machen“, so Mitterdorfer, dessen Verband auch eine Art E-Bike-Führerschein anbietet.

Welchen Vorteil Kirchseeon von dieser Veranstaltung hätte, das blieb dem ein oder anderen Gemeinderat derweil schleierhaft. Ganz konkret fragte etwa Domenico Ciccia (SPD): „Wo ist der Benefit für unseren Ort?“ Ganz ähnlich äußerte sich Susanne Höpler (Grüne), die das ganze Event für „übertrieben“ hielt. Die Frage, die aber die meisten im Gremium umtrieb, war jene nach den Kosten. Denn, dass es bei den vom Veranstalter veranschlagten 29 000 Euro bleiben wird, bezweifelten einige Gemeinderäte. Wenn man die Arbeitsstunden der Rathaus- und Bauhofmitarbeiter einrechne, sei man da schnell bei 50 000 Euro, sagte etwa Christian Eringer (UWG). „Generell fände ich die Veranstaltung zwar gut, aber mir sind die Kosten wesentlich zu hoch.“

Die bisherigen „Host-Cities“ des E-Bike-Cups hätten die Ausgaben durch zusätzliche Sponsoren reduziert, wandte Markus Mitterdorfer ein. Hier musste aber sogar Bürgermeister Paeplow zugeben, dass sich die Suche nach externen Geldgebern in aller Regel eher schwierig gestalte. Als Peter Kohl (CSU) schließlich vorrechnete, dass die Gemeinde ohne Sponsoren jeden der rund 300 Teilnehmer mit rund 100 Euro subventioniere, war der Ausgang der Debatte entschieden. Da konnten auch die Fürsprecher des Events, etwa Barbara Blanc (UWG), die sich einen Schub für den Radtourismus in der Region erhoffte, nichts mehr ausrichten.

Letztlich votierten nur fünf Gemeinderäte für den E-Bike-Cup, 15 lehnten die Veranstaltung ab. Womöglich wagt Kirchseeon in einigen Jahren aber einen erneuten Anlauf. Bürgermeister Paeplow kündigte jedenfalls an, die Aktivitäten des E-Bike-Weltverbands weiter aufmerksam verfolgen zu wollen.

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