Darts: „Ricardo ist nicht wirklich gut“ – Van Gerwen kritisiert deutsche Profis | ABC-Z

Michael van Gerwen hat die fehlende Entwicklung der deutschen Dartsprofis kritisiert. Der dreimalige Weltmeister fordert mehr von Schindler, Clemens und Hempel. Über WM-Achtelfinalist Ricardo Pietreczko fällt er ein vernichtendes Urteil. Auf Nachfrage.
Die Deutschen und der Dartsport: Seit Jahren wächst das Interesse an den fliegenden Pfeilen konstant. Immer mehr Zuschauer schalten im TV ein, wenn Stars wie Luke Littler, Luke Humphries oder Gerwyn Price ans Board treten. Auch die Zahl der Aktiven steigt konstant an. Mittlerweile sind mehr als 20.000 Spielerinnen und Spieler im Deutschen Dart-Verband (DDV) organisiert, Schätzungen gehen von einer mittleren sechsstelligen Zahl an Deutschen aus, die regelmäßig Darts spielen.
Ein durchaus überraschender Boom, gibt es doch immer noch kein nationales Zugpferd. Martin Schindler ist als Weltranglisten-24. der höchstplatzierte Deutsche. Ein Umstand, der Michael van Gerwen zu Kritik an Schindler und Co. veranlasst hat. Die Darts-Szene in Deutschland wachse zwar stetig, aber „Deutschland braucht richtig, richtig gute Spieler. Daran mangelt es noch“, sagte der Niederländer der „Augsburger Allgemeinen“.
Der dreimalige Weltmeister nannte dann auch drei Spieler, von denen er in Zukunft mehr erwarte: „Es gibt Martin Schindler, Gabriel Clemens, Florian Hempel. Sie spielen alle gutes Darts, aber sie müssen den nächsten Schritt jetzt machen. Das ist wichtig für ein so großes Land wie Deutschland.“
Florian Hempel erreicht Viertelfinale
Den zuletzt erfolgreichsten Deutschen unterschlug er bei seiner Aufzählung ganz bewusst. Ricardo Pietreczko hatte bei der Weltmeisterschaft im Dezember das Achtelfinale erreicht, war dort aber kläglich am Engländer Nathan Aspinall gescheitert und kommt laut van Gerwen ohnehin nicht für größere Erfolge infrage. Obwohl „Pikachu“ im Herbst 2023 als zweiter Deutscher nach Max Hopp ein PDC-Turnier gewonnen hatte.
„Ricardo ist nicht wirklich gut. Er ist ein netter Junge, ich mag ihn. Aber er tut keinem weh“, so van Gerwen in seiner gewohnt nonchalanten Art. Auch die von vielen Boebachtern geteilte Prognose, wonach es in den kommenden zehn Jahren einen deutschen Darts-Weltmeister geben könne, teilt „Mighty Mike“ nicht.
„Nein. Das sehe ich derzeit überhaupt nicht. In der Premier League of Darts gibt es immer noch keinen deutschen Teilnehmer. Dann wird alles weiterkommen. Aber das wäre mal der nächste wichtige Schritt“, so van Gerwen.
Der Saisonauftakt der ProTour am Montag und Dienstag gab ihm zumindest bezüglich der Einschätzung der aktuellen deutschen Spieler recht. Zwar ist die Zahl in der Breite auf zwölf deutsche Tourcardinhaber angewachsen, die Ergebnisse in der Spitze aber waren bei den ersten beiden Players Championships der Saison eher durchwachsen. Florian Hempel schaffte es am Dienstag bis ins Viertelfinale, wo er Chris Dobey knapp 5:6 unterlag. Martin Schindler hatte zumindest das Achtelfinale erreicht.
Am Montag waren nur die beiden Debütanten Kai Gotthardt und Leon Weber in die zweite Runde vorgestoßen, dort dann aber gegen Damon Heta (1:6) und Stephen Bunting (3:6) ausgeschieden.
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.