Powerbeats Pro 2: Bei einer funktion schwächeln Apples neue Elite-Kopfhörer | ABC-Z

Die neuen Powerbeats Pro 2 von Apple haben den neuesten H2-Chip aus den AirPods Pro und messen seit Neuestem auch die Herzfrequenz. Im Test jedoch offenbaren die Kopfhörer auch entscheidende Defizite. In einem Szenario haben außerdem Android-Nutzer einen großen Vorteil.
Apple hat sich gehörig viel Zeit gelassen, um einen Nachfolger für seine beliebten Sport-Ohrhörer Powerbeats Pro vorzulegen. Doch nach fast fünf Jahren ist es jetzt so weit.
Im Test zeigt sich, dass die Powerbeats Pro 2 nicht nur in die Kategorie Modellpflege fallen. Sie haben nämlich eine ganz neue Funktion eingebaut: die Herzfrequenzmessung im Ohr.
Eines vorweg: Apple ist hier kein Vorreiter. Ähnliche Ohrhörer gibt es bereits von Sennheiser, Jabra und Soundcore. Das schmälert natürlich nicht die Leistung der Powerbeats Pro 2. Wir haben insbesondere die Pulsmessung ausgiebig beim Rudern, Spinning, Laufen, beim Kraftsport und auf dem Crosstrainer in Verbindung mit Android- und Apple-Geräten getestet.
Das neue Modell hat wie sein Vorgänger Bügel, mit denen die Ohrhörer am Ohr festgeklemmt werden. Damit sind sie selbst beim intensiven Training praktisch nicht zu verlieren.
Die Ohrbügel sind kleiner und die Ohrhörer leichter als das Vorgängermodell. Selbst das Ladecase ist um ein Drittel geschrumpft, aber im Vergleich zum Case der AirPods Pro immer noch gewaltig.
Geliefert werden die Powerbeats Pro 2 mit Ohrstöpseln in fünf Größen. Ein Passtest in der Smartphone-App stellt dann fest, ob sie auch gut abdichten. Dabei wird Musik abgespielt und der Ton im Ohr vermessen. Wir haben mehr als 20 Passtests gemacht, um an Ende feststellen zu müssen, dass für uns keine Größe perfekt war. Erst das Nachbestellen von Stöpseln eines anderen Anbieters führte dann zum gewünschten Ergebnis. Zum Glück passen alle Stöpsel von anderen Herstellern, die auch für das populäre Powerbeats-Vorgängermodell geeignet sind.
Herzfrequenzmessung der Powerbeats Pro 2 im Test
Die Herzfrequenzmessung hat uns im Test überzeugt. Wir haben sie mit einer Amazfit-Uhr und einem sehr zuverlässigen Polar-Sensor verglichen. Die Messungen waren deckungsgleich.
Wer die neuen Powerbeats mit einem iPhone oder iPad nutzt, muss eigentlich nur sein Work-out in einer der kompatiblen Trainings-Apps starten – und schon misst auch der Herzfrequenzsensor. Zum Start sind die Anwendungen von Peloton, Nike Run Club, Ladder, Runna, Slopes, Open und YaoYao dabei. Weitere dürften schnell folgen.
In Verbindung mit einem Android-Smartphone ist die Auswahl an Apps schon viel größer, weil hier jede Anwendung funktioniert, die mit einem Pulssensor arbeitet. Allerdings muss bei Android die Herzfrequenzmessung manuell gestartet werden. Entweder in der Beat-App oder direkt am Ohrhörer mit einem Doppelklick, wobei der zweite Klick gehalten werden muss.
Besonders gefallen hat uns die Möglichkeit, den Sensor auch mit einem Fitness-Gerät zu verbinden. Unser erster Versuch scheiterte jedoch. Zwar konnten wir die Powerbeats mit einem Spinning-Bike von Bowflex verbinden, aber es wurde auf dem Monitor des Bikes kein Puls angezeigt. Hier stimmt offenbar das Zusammenspiel bisher nicht. Auf Laufbändern und Crosstrainern von TechnoGym gab es aber keine Probleme.
Merkwürdigerweise sind hier aber Android-Nutzer im Vorteil. Denn nur auf Android ist es möglich, das Fitness-Gerät mit dem Sensor, aber das Smartphone mit den Kopfhörern zu verbinden, um beim Sport auch Musik zu hören.
Wer das mit dem iPhone oder iPad versucht, wird bemerken, dass das Apple-Gerät eine solche Trennung nicht zulässt und entweder Pulssensor und Ohrhörer zusammen mit sich verbindet – oder eben keines von beiden. Wir fragen uns hier, ob das ein Bug oder ein Feature ist. Apple hat uns diese technische Einschränkung auf Nachfrage bestätigt.
Powerbeats Pro 2 mit H2-Chip
Apple hat in den neuen Powerbeats Pro den H2-Chip verbaut, der auch in den aktuellen AirPods Pro steckt. Deswegen sind viele Funktionen auch gleich. Die Ohrhörer können automatisch zwischen Apple-Geräten wechseln, die im selben iCloud-Account angemeldet sind. Android-Nutzer haben hier das Nachsehen, weil sie sich nicht gleichzeitig mit zwei Geräten verbinden.
Auf Apple-Geräten funktioniert auch das dynamische Headtracking mit 3D-Audio, bei dem der Ton immer aus der Richtung des ausgebenden Geräts kommt. Android-Nutzer müssen darauf verzichten. Das gilt auch für die Sprachisolation, bei der während eines Telefongesprächs auf dem iPhone für den Angerufenen Hintergrundgeräusche fast vollständig ausgeblendet werden.
Zumindest das Orten der Ohrhörer funktioniert auf beiden Plattformen. Bei Apple geht das über die „Wo ist?“-Anwendung, bei Android ist dieses Feature Teil der Beats-App, in der übrigens auch die Ein-Klick-Verbindung untergebracht ist, die man von Apple kennt.
Enttäuscht waren wir allerdings von der eingebauten Geräuschunterdrückung, die es beim Vorgängermodell noch gar nicht gab. Wir hätten hier die Leistung der AirPods Pro erwartet. Leider ist sie aber viel schwächer. Wir können hier nur feststellen: besser als nichts.
Der Transparenzmodus hingegen ist gut gelungen und klingt sehr natürlich. Der Sound der Powerbeats Pro 2 hat uns gut gefallen. Dafür sollten die Ohrstöpsel natürlich gut abdichten. Das gilt im übrigen auch für die Geräuschunterdrückung. Eine manuelle Audio-Anpassung über einen Equalizer gibt es nicht.
Die Akkulaufzeit mit Geräuschunterdrückung liegt bei etwa acht Stunden, das Case kann die Ohrhörer dreieinhalbmal wieder aufladen. Das sind gute Werte. Das Case selbst lässt sich auch drahtlos laden. An den Ohrhörern gibt es jeweils eine Wippe, um die Lautstärke zu regulieren, und einen Druckknopf, um Anrufe anzunehmen oder die Musik zu steuern.
Fazit: Die Powerbeats Pro 2 sind vielversprechend, haben aber bedauerlicherweise einige Schwächen. Für viele ist zum Beispiel eine sehr leistungsfähige Geräuschunterdrückung im Fitnessclub wichtig. Hier können wir nur auf Spekulationen verweisen, dass Apple im Herbst voraussichtlich die AirPods Pro 3 mit Pulsmessung einführt. Wer seinen Pulsmesser gern mit dem Fitness-Gerät verbindet, aber auf dem iPhone oder iPad Musik hören oder Videos schauen will, kommt mit den neuen Powerbeats auch nicht weit.
Für wen jedoch diese beiden Szenarien nicht wichtig sind, der wird mit den Powerbeats Pro 2 ein sehr gutes Modell gefunden haben, das sich praktisch nicht vom Kopf schütteln lässt. Im Zusammenspiel mit einer Apple Watch gibt es übrigens eine eindeutige Priorisierung des Herstellers: Dann misst ausschließlich die Uhr den Puls. Die Powerbeats Pro 2 gibt es in vier Farben. Sie kosten 300 Euro.
Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.