Fürstentum Liechtenstein: Liechtenstein bekommt erstmals Regierungschefin | ABC-Z

Jahrhundertelang wurde Liechtenstein ausschließlich von Männern regiert, jetzt wird erstmals eine Frau Regierungschefin: Die Juristin Brigitte Haas hat mir ihrer Vaterländischen Union
(VU) nach amtlichem Endergebnis die Landtagswahl im Fürstentum gewonnen. Die VU kam demnach auf 38,3 Prozent der Stimmen vor der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP) mit 27,5 Prozent. Die 60-Jährige war bisher Geschäftsführerin der Industrie- und
Handelskammer. Am 20. März wird sie in der Hauptstadt Vaduz vereidigt.
Bei der Wahl setzte sie sich mit ihrer Partei gegen den umstrittenen Promi-Steueranwalt Ernst Walch durch. Walch, bekannt als Anhänger von Donald Trump und dem Schweizer Unternehmer und Politiker Christoph Blocher, war
in der Vergangenheit in verschiedene Skandale verwickelt, unter anderem
als Treuhänder für den Bacardi-Clan und den Abacha-Clan aus Nigeria. 1993 war er zeitweise Landtagspräsident.
Haas galt im Wahlkampf als klare Favoritin
Haas galt bereits im Wahlkampf laut Umfragen als Favoritin. Ihre VU bildet mit kurzen Unterbrechungen seit mehr
als 85 Jahren eine Koalition mit der FBP von Ernst Walch. Beide sind konservativ, die VU gilt aber weniger fürstentreu und hat ein sozialeres Profil. Vor vier Jahren lagen beide gleichauf bei knapp 36 Prozent der Stimmen.
Liechtenstein liegt zwischen der Schweiz und Österreich. Mit 160 Quadratkilometern und nur 40.000 Einwohnern ist das Fürstentum der kleinste
deutschsprachige Staat. Er gehört zum Schengenraum, ist aber kein EU-Mitglied. Etwa ein Drittel der Einwohner sind Ausländer, darunter vor allem Schweizer, Österreicher und Deutsche. Staatsoberhaupt ist
Fürst Hans-Adam II. Er kann die Regierung
entlassen, ein Veto gegen Gesetze einlegen und mit Notrecht regieren. Der 79-Jährige hat die
Regierungsgeschäfte schon 2004 an seinen Sohn Erbprinz Alois übergeben.